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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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schlimmer als alles, was er sich bisher auszudenken vermocht hatte.
    Das Kriegsheer machte er zuerst aus. Seine Armee hatte soeben den neuen Tagesmarsch angetreten; der Heerwurm kroch an der Bergkette entlang südwärts. Er sah ihn kaum deutlicher als wie einen Strich im Vorgebirge, aber war dazu imstande, das Tempo zu schätzen. Das Kriegsheer war noch zwei Tagesmärsche weit vom Unheilswinkel entfernt. Schwertmark Quaans Truppe befand sich näher am Kevinsblick, aber war entfernter vom Unheilswinkel. Doch ihre Reiter bewegten sich schneller. Er überschaute ihre Zahl mit einem Blick und stellte im Handumdrehen fest, daß sie sehr ernste Verluste erlitten hatten. Über ein Drittel der zweihundert Bluthüter fehlten, und von Quaans zwölf Scharen waren weniger als sechs übriggeblieben. Der gesamte Rest war auf dem Rückzug und leistete hinhaltenden Widerstand, floh in weit auseinandergezogenen Abteilungen; man konnte beinahe von einer wilden Flucht wilder Haufen sprechen.
    Dichtauf folgte eine riesige Menge von Kresch – wenigstens zehntausend der räuberischen gelben Wölfe. Die stärksten von ihnen, die zweitausend kräftigsten Wölfe, trugen schwarze Reiter – Urböse. Die mit Reitern besetzten Kresch rannten in dichten Keilformationen dahin, und die Urbösen-Lehrenkundigen an den Spitzen dieser Keile schleuderten schwallweise düstere energetische Gewalten nach jedem Reiter, der in ihre Reichweite geriet. In der Absicht, das Tempo des Rückzugs zu mäßigen, ihn nicht völlig in blinde Flucht ausarten zu lassen, machten in bestimmten Abständen diese oder jene Fähnlein kehrt. Zwanzig oder vierzig Krieger warfen sich dann gemeinsam den gelben Reihen entgegen, um den Ansturm der Kresch zu verlangsamen. Troy sah bei diesen Ausfällen blaue Flammen aufflackern. Callindrill und Verement lebten. Aber zwei Lords waren zuwenig. Die Reiter waren zahlenmäßig aussichtslos unterlegen. Und sie waren in ihrem Ritt zum Unheilswinkel bereits weit über den Mithil hinaus. Selbst wenn sie es vermeiden konnten, ihren Rückzug zu beschleunigen, mußten sie früher als das im Anmarsch befindliche Kriegsheer dort eintreffen. Quaan war nicht dazu in der Lage gewesen, auch noch den letzten Tag, den das Heer für seinen Marsch benötigte, zu erkämpfen.
    Aber das alles war noch nicht einmal am niederschmetterndsten an Troys Beobachtungen. Hinter den Wölfen kam die Hauptmasse von Lord Fouls Heer. Sie war dem Kevinsblick näher als alle anderen, und Troy konnte sie mit grausiger Deutlichkeit erkennen. Der Riese, der ihr voranschritt, war noch ihre geringfügigste Schrecklichkeit. Im Rücken des Riesen marschierten in gewaltiger Zahl Reihen von Höhlenschraten – mindestens zwanzigtausend der kräftigen, klobigen Höhlenbewohner. Dahinter kam etwa die gleiche Zahl von Urbösen angewetzt, die sich, um schneller zu sein, auf allen vieren bewegten. Bei ihnen liefen oder flatterten Hunderte furchtbarer löwenähnlicher Greifen mit. Und den Dämondim-Abkömmlingen folgten zusammengewürfelte, gräßliche Scharen von solcher Stärke, daß Troy ihre Zahl nicht einmal annähernd zu schätzen imstande war: Menschen, Wölfe, Wegwahrer, Waldgetier, Geschöpfe der Sarangrave-Senke, und alle strahlten die unersättliche Blutgier aus, die sie beherrschte, sie vorwärts trieb – zahllose entstellte, tollwütig gemachte Wesen, die perversen Werke von Lord Foul und dem Weltübel-Stein.
    Ein Großteil dieser ungeheuerlichen Armee hatte auf der Verfolgung Schwertmark Quaans und seiner Abteilung bereits den Mithil überquert. Sie marschierte so fieberhaft rasch, daß kaum noch drei Tage sie vom Unheilswinkel trennen konnten. Und sie war so übermächtig, daß kein Hinterhalt, wie günstig und wohlgeplant er auch sein mochte, Grund zu der Hoffnung bot, ihr standhalten zu können. Aber es würde ohnehin keine Falle geben. Das Kriegsheer wußte nichts von der Gefahr und würde den Unheilswinkel nicht rechtzeitig erreichen.
    Die Erkenntnis dieser Tatsachen ließ Streitmark Troy wie unter Schlägen mit Faustkeilen auf die Knie sacken. »Guter Gott«, ächzte er gepreßt und voller Schrecken. »Was hab' ich getan?!« Die Lawine der morgendlichen Enthüllungen warf ihn nieder. »Guter Gott. Grundgütiger! Was hab' ich angestellt?!«
    »Was gibt's?« erkundigte sich hinter ihm immer eindringlicher Lord Mhoram. »Was erblickst du? Streitmark, was siehst du?« Aber Troy war außerstande zum Antworten. Seine Welt kreiselte um ihn. Durchs Schwindelgefühl seiner

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