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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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die See an. Seine Worte durchdrangen das Tosen des Sturmwinds.
     
    »Komm, Meer!
    Auf mich hör!
    Bäum dich auf!
    Schlag drauf!
    Brich Fels,
    brich Stein,
    quetsch Herz,
    presse Seele,
    reiß Fleisch,
    zerspell das Ganze!
    Friß Tote
    wie Brote!
    Komm, Meer!
    Auf mich hör!«
     
    Und das Meer hörte tatsächlich auf ihn, brandete immer noch höher auf. Der Kamm der Wasserwand gischtete und spritzte nun in einer Höhe mit den obersten Brustwehren von Coercri .
    Die Bluthüter wollten ihn sofort attackieren, aber Lord Hyrim hielt sie zurück. »Ich muß den ersten Schlag führen«, flüsterte er kaum hörbar, damit Blutschinder ihn nicht bemerkte. Dann überquerte er die Felstafel so rasch, wie sein verletzter Brustkorb es erlaubte. Als die vier zum Anlegeplatz gelangten, schien es, als müsse der Wasserwall schon im nächsten Moment auf sie niederbrechen. Nur die Macht von Blutschinders Stein hielt sie noch auf. Das Schauspiel seiner Machtausübung kitzelte ihn zu sehr, als daß ihm die Annäherung der vier aufgefallen wäre. Doch im letzten Moment warnte ihn anscheinend irgendein Instinkt. Plötzlich fuhr er herum und sah Lord Hyrim nur ein paar Schritte entfernt hinter sich stehen. Mit einem wüsten Aufbrüllen hob er seine von grüner Glut erfüllte Hand, um einen Blitz auf den Lord niederzuschmettern. Aber während der Wütrich seinen Arm zurückriß, überwand Lord Hyrim den restlichen Abstand. Mit den angekohlten Bruchstücken seines Stabs hieb der Lord aufwärts. Die Metallenden trafen Blutschinders Hand, ehe er seinen Blitz auszulösen vermochte. Die gegeneinander aufgebotenen Kräfte trafen sich in einem Aufflammen von Grün und Blau. Blutschinders größere Stärke trieb die von ihm freigesetzten Kräfte jedoch wie einen Feuerstrahl über die ganze Länge von Lord Hyrims Stab bis in seinen Leib, seinen Kopf. Das grüne Feuer durchloderte ihn, versengte ihm Hirn und Herz. Als die Lohe erlosch, brach er zusammen. Aber das Aufflammen verbrannte Blutschinder die Hand, und die Gewalt des Ausbruchs schlug ihm den Arm zur Seite. Er verlor den Stein, der aufprallte und über die Felstafel aus seiner Reichweite rollte. Augenblicklich sprangen die drei Bluthüter ihn an; gemeinsam gaben sie ihm ihre ganze Kraft zu spüren. Und in diesem Angriff fand ihr Eid all seinen Ausdruck. Der Riesen-Wütrich war tot, ehe seine Gestalt ins Wasser sackte. Doch die Bluthüter droschen noch ein paarmal auf ihn ein, außer sich durchs Maß ihres Zorns und Abscheus. Aber dabei kühlte das Aufspritzen von Salzwasser sie ab, und sie merkten, daß der Sturm sich abzuschwächen begonnen hatte. Ohne die Nötigung durch den Stein ließ der Wind nach. Das Blitzen hörte auf. Nach einigem letzten Grollen verstummte der Donner. Die Flutwelle erzeugte ein Geräusch wie eine Lawine, als sie ins Meer zurückfiel. Ihre Gischt näßte die Gesichter der Bluthüter, und die Woge, die dabei entstand, schäumte ihnen bis um die Oberschenkel. Dann war die Gefahr vorbei. Die drei Bluthüter eilten zu Lord Hyrim. Er klammerte sich noch ans Leben, aber das Ende stand dicht bevor; der Blitz des Wütrichs hatte ihn bis tief ins Innere verbrannt. Seine Augenhöhlen waren leer, und zwischen den schlaffen Lidern quoll grüner Dampf hervor, hinauf in den Sternenschein. Als Sill ihn aufsetzte, tasteten seine Hände umher, als suchten sie den Stab. »Nicht ... nicht anrühren ...«, sagte er mit schwacher Stimme. »Nicht den ...« Er konnte nicht weitersprechen. Die Mühe brach ihm das Herz. Mit einem Ächzen starb er in Sills Armen.
    Für eine Weile standen die Bluthüter stumm bei ihm, erwiesen ihm wortlos an Achtung, was sie ihm erweisen konnten. Aber sie fanden keine Worte. Schließlich ging Korik hin und bemächtigte sich Blutschinders Bruchstück vom Weltübel-Stein. Ohne einen Willen, der ihm Triebkraft gab, war seine Färbung matt; nur im Kern zeigte es ein bißchen lustlosen Glanz. Doch es schmerzte in Koriks Hand infolge einer tiefen, wilden Kälte. Er legte seine Faust fest um den Brocken.
    »Wir werden diesen Stein dem Hoch-Lord bringen«, sagte er. »Mag sein, daß auch die anderen Wütriche solche Macht besitzen. Vielleicht kann der Hoch-Lord diese Macht zu ihrem Verhängnis benutzen.«
    Sill und Tull nickten. Angesichts des Mißlingens ihres ursprünglichen Auftrags blieb ihnen keine andere Hoffnung.
     
    »Danach sandten wir die Leichname unserer gefallenen Gefährten heimwärts«, berichtete Tull leise. »Eile war überflüssig – wir wußten,

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