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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Steinbruder Damelons Omen des Endes. In diesem Frühjahr ... ach, war's vor so kurzem?! Das braucht doch mehr Zeit! Jahre müßten darüber vergehen. Es ... ach, mein Volk! Im Frühjahr ... in diesem ... entdeckten wir, daß die alten entschlummerten Übel der Sarangrave von neuem erwacht waren. Unsere Absicht war's, den Lords auf der Herrenhöh eine Warnung zu senden ...« Für einen Moment erstickte seine Stimme aus Pein in seiner Kehle. »Da verschwanden die Brüder. Sie verschwanden. Eines Morgens standen wir auf, und sie waren fort. Daher sandten wir niemanden zu den Lords. Wie hätten wir ihnen berichten können, daß unsere ganze Hoffnung verloren war? Nein. Vielmehr suchten wir. Von den Nordlandhöhen bis hinab zu den Verwüsteten Ebenen und darüber hinaus suchten wir nach ihnen. Wir suchten ... den ganzen Sommer hindurch. Vergeblich. Verzweifelt kehrten die Sucher zurück zur Stadt des Heimwehs, nach Coercri , der letzten Heimstatt der Entwurzelten. Am Ende kehrte auch der letzte Sucher wieder – Zopfhaupt Allwetter, deren Leib die Drillinge gebar. Weil sie ihre Mutter war, suchte sie noch, als alle anderen die Suche längst aufgegeben hatten, und so kam sie als letzte zurück. Sie war in den Zerspellten Hügeln gewesen. Sie rief unser Volk zusammen und berichtete uns vom Schicksal der drei, ehe sie starb. Die auf der Suche erlittenen Wunden ...« Er stöhnte erneut auf. »Nun bin ich der letzte Entwurzelte. Ach, du mein Volk!« Während dieses Aufschreis regte er sich, erhob sich auf die Füße, richtete sich an der Felswand auf. Als er in voller Größe über seine Zuhörer aufragte, legte er den Kopf zurück und begann das alte Lied von den Entwurzelten zu singen.
     
    »Nun sind wir Entwurzelte,
    ohne Wurzeln, Sprößlinge, Artverwandte,
    Von verheißungsvollen Rätseln
    ließen wir, setzten die Segel nach Haus,
    doch wehte des Lebens Wind wider uns,
    fürs Land überm Meer blieben wir Verlorene.«
     
    Wie alle Lieder der Riesen war dies ebenfalls sehr lang. Aber er sang von ihm nur ein Bruchstück. Bald verstummte er, und das Kinn sackte ihm auf die Brust.
    »Wer ist's?« erkundigte Lord Hyrim sich nochmals.
    Der Riese antwortete, indem er seinen Bericht fortsetzte. »Dann kam er. Das Omen des Endes und der Heimat verwandelte sich in Tränen und Galle. Da erkannten wir die Wahrheit. Wir hatten sie schon zuvor erkannt – in lichteren Zeiten, als dies Wissen uns noch hätte nutzen können –, aber die Erkenntnis verleugnet. Wir hatten unser Unheil erkannt und die Erkenntnis geleugnet, im Glauben, wir könnten unseren Weg in die Heimat wiederentdecken und ihm entrinnen. Narren, die wir waren! Als wir ihn sahen, begriffen wir die Wahrheit. Durch Torheit, schwachen Samen, Leidenschaft und ungeduldiges Sehnen nach der Heimat waren wir zu dem geworden, was wir verabscheuten. Wir ersahen in ihm die Wahrheit. Unsere Herzen verwandelten sich in Asche, und wir begaben uns in unsere Behausungen ... diese kleinen Räume, die wir vergeblich unser Heim nannten.«
    »Warum habt ihr nicht die Flucht ergriffen?«
    »Einige taten's ... vier oder fünf von uns, die nicht den langen Namen der Verzweiflung wußten ... oder ihn überhört hatten. Oder sie waren ihm zu ähnlich, um zu klügerer Einsicht zu gelangen. Die Übel der Sarangrave bemächtigten sich ihrer ... sie sind nicht mehr.«
    »Warum habt ihr nicht gekämpft?« Das alte leidenschaftliche Kämpfertum der Bluthüter veranlaßte Korik zu dieser Frage.
    »Wir waren zu dem geworden, was wir hassen. Es ist besser, wenn wir tot sind.«
    »Trotzdem!« entgegnete Korik. »Ist das die Treue der Riesen? Ist nun das aus all eurer verheißenen Treue geworden? Beim Eid, Riese! Ihr ergebt euch selbst dem Untergang und laßt das Böse leben! So schwach war nicht einmal Kevin Landschmeißer.«
    In seiner außergewöhnlichen Entrüstung vergaß er die gebotene Vorsicht; alle Bluthüter wurden überrascht. Die Stimme, die plötzlich hinter ihnen ertönte, war kalt aus Geringschätzung; sie fuhr in Mark und Bein wie ein winterlicher Sturmwind. Als sie herumwirbelten, sahen sie am Eingang einen anderen Riesen stehen. Zwar war er erheblich jünger als der Riese im Innern der Kammer, aber er ähnelte ihm. Der hauptsächliche Unterschied lag in der Verachtung, die seine Miene erfüllte, in seinen Augen glomm, seinen Mund verzerrte, als wolle er ausspeien. In der rechten Hand hielt er einen heißen grünen Stein. Er leuchtete in smaragdgrüner Helligkeit, die durch die Finger

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