Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
sonderbare Geschenke oder Triocks düstere Redensarten. Statt dessen ließ er Mehryl seine Fersen spüren und ritt vor seinen Gefährten im Galopp zum Tal des Steinhausens Mithil hinaus. Binnen kurzem bogen sie um die westlichen Ausläufer der Berge und sprengten in die Ebenen. Bei einer flüchtigen Musterung seiner Begleiter überraschte Troy die Feststellung, daß Tulls Reittier das Tempo mithalten konnte. Dieser Ranyhyn war in den vergangenen acht Tagen mit rücksichtsloser Schnelligkeit durch alle möglichen Gefahren gejagt worden, und diese Anstrengung hatte in der Tat seinen Schritt wundgescheuert. Aber er war ein Ranyhyn; er hielt den Kopf hoch, die Augen spiegelten Stolz wider, und die dichte Mähne wallte an seinem Hals wie ein Banner, das wacker darum rang, sich entfalten zu dürfen. Für einen Moment verstand Troy, warum die Ramen keine Ranyhyn ritten. Aber er konnte der Müdigkeit des Ranyhyn jetzt keine Zugeständnisse machen. Während des ganzen Tages ließ er sein Grüppchen wie einen flüchtigen Donner nach Westen rasen. Er sehnte sich nach seinen Kriegern, nach der Möglichkeit, an ihrem Ringen und ihrer Verzweiflung teilzuhaben, ihnen den einzigen Weg zu zeigen, auf welchem sie den Zähnen von Lord Fouls Armee den fast sicheren Sieg noch entreißen konnten. Nur ein unwiderstehliches Bedürfnis nach Schlaf veranlaßte ihn dazu, für einen Teil der Nacht eine Rast einzulegen.
Ruel weckte ihn auftragsgemäß noch vor der Morgendämmerung, und er ritt sofort weiter, zu Füßen des Südlandrückens entlang. Als das Tageslicht ihm die Sicht wiedergab, konnte er voraus die Klippen in der Nähe des Unheilswinkels erspähen. Seine Direktroute zum Unheilswinkel mußte ihn jetzt zusehends der Vorhut von Lord Fouls Armee näher bringen. Doch er blieb in seiner Schrägrichtung. Bei den Horden von Kresch und Urbösen würde er antreffen, was immer zu dem Zeitpunkt noch von den berittenen Fähnlein übrig sein mochte.
Er bekam Quaans Truppe früher in Sicht als erwartet. Der Schwertmark mußte seine Reiter durch einen südwärtigen Bogen geführt haben, um die Verfolger möglichst weit vom Kriegsheer fernzuhalten. Kurz nach der Mittagszeit überquerten Troy und seine Begleitung einen hohen Hügel des Vorgebirges, von dem aus sie einen gewissen Fernblick in den Norden der Ebenen erhielten. Und dort, nur eine Länge entfernt, sahen sie die abgerissenen Reste von Quaans Truppe auf der Flucht.
Zunächst empfand Troy einen Schauder der Erleichterung. Er konnte Schwertmark Quaan mit seinem Bannerträger unter den Kriegern reiten sehen. Zwischen den Fähnlein galoppierten noch rund hundertzwanzig Bluthüter mit. Und die blauen Roben Callindrills und Verements waren inmitten der dunklen Welle des Rückzugs deutlich sichtbar. Dann erkannte Troy jedoch die Fortbewegungsart der Reiter. Sie befanden sich nun so gut wie in völliger Kopflosigkeit. In dichten Haufen, die wie Schwaden der Panik durch die Ebenen fegten, schoben und rempelten sie sich beim Davonpreschen, warfen gehetzte Blicke nach hinten, machten ihre Reittiere im Laufen unsicher, befleißigten sich ständig eines halb zornigen, halb furchtsamen Geschreis. Manche peitschten ihre Pferde. Hinter ihnen liefen die Kresch wie ein gelber Sturmwind mit schwarzen Punkten. Nichtsdestotrotz blieb der Abstand zwischen den Kriegern und den Wölfen konstant. Einen Moment später begriff Troy. Quaans Fähnlein bemühten sich darum, genau dem Jagdtempo der Kresch angepaßt zu bleiben. Die Wölfe konnten selbst nicht mit voller Kraft rennen. Das Gewicht ihrer Reiter, die lange Strecke, über die sich die Jagd schon hinzog, zwangen sie zur Beschränkung auf die zwar flinke, aber mehr gesprungene Gangart eines auf gemeinschaftlicher Jagd befindlichen Rudels. Und Quaans Krieger gaben sich außerdem alle Mühe, um ihre Flucht direkt unter der Nase der Wölfe abzuwickeln. Auf diese Weise lockten sie die Kresch hinter sich her. Solange die Beute so nah war, konnten die Wölfe weder rasten noch davon ablassen. Quaans Taktik war schlau – aber nicht nur das, sondern auch verhängnisvoll. Die Krieger fanden ebensowenig eine Verschnaufpause. Jedes plötzliche Vorschnellen der Kresch brachte sie in unmittelbare Gefahr. Und jeden Krieger, der aus irgendeinem Grund vom Pferd fiel, rissen sie augenblicklich in Stücke. Dadurch war bereits ein ganzes weiteres Fähnlein verlorengegangen. Doch falls Quaan diese Taktik noch fortsetzen konnte, stand dem Kriegsheer bis zum Spätnachmittag Zeit
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