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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Wahrnehmungen konnte sein Verstand sich nur krampfhaft an einen einzigen Gedanken klammern: alles war seine Schuld, an allem war er schuld. Das Scheitern von Koriks Mission, das Ende der Riesen, das unausweichliche Niedermetzeln des Kriegsheers – das alles kam auf sein Haupt. Er hatte den Oberbefehl. Und wenn das Debakel seiner Führerschaft vorüber war, lag das Land wehrlos da. Vom Anfang an hatte er dem Verächter gedient, ohne es zu ahnen, und wofür Atiaran, Trells Gemahlin, ihr Leben geopfert hatte, war schlimmer als bloß für nichts.
    »Schlimmer«, röchelte er laut. Er hatte seine Krieger dem Tod überantwortet. Und sie waren nur der erste Teil des Blutzolls, den Lord Foul eintreiben würde, dazu befähigt durch seine Fehleinschätzungen. »Gütiger Gott!« Er verspürte das Bedürfnis, aus vollem Hals aufzuheulen, aber seine Brust war zu voll mit Entsetzen; für Aufschreie war darin kein Raum. Er begriff nicht, wie das Heer des Verächters so groß sein konnte. Es überstieg seine ärgsten Alpträume. Unter Gefuchtel raffle er sich hoch. Er klaubte an seinem Brustkorb, bemühte sich, seinem unfaßlichen Versagen genug Luft für wenigstens einen Schrei zu entringen. Aber er schaffte es nicht; das Verhängnis verstopfte ihm die Lungen. Die Hilflosigkeit dröhnte plötzlich mit lautem Brausen in seinen Ohren, und er stürzte vorwärts. Ihm war nicht bewußt gewesen, daß er springen wollte, bis er spürte, wie Terrel und Ruel ihn an den Beinen hielten und über die Brüstung zurückzerrten. Dann fühlte er in seinen Wangen ein Brennen. Lord Mhoram gab ihm Ohrfeigen. Als er zurückzuckte, trat der Lord dicht vor ihn hin und schrie ihm ins augenlose Gesicht.
    »Streitmark! Hile Troy! Hör mich an! Ich verstehe ... des Verächters Heer ist groß. Und das Kriegsheer kann den Unheilswinkel nicht rechtzeitig erreichen. Doch ich weiß Abhilfe.« Gewohnheitsmäßig wollte Troy inmitten seiner Benommenheit seine Schutzbrille zurechtrücken; da stellte er fest, sie war fort. Sie war über die Brüstung des Kevinsblicks gefallen. »Vernimm meine Worte!« rief Lord Mhoram. »Ich kann Nachricht geben. Falls Callindrill und Verement noch leben – oder nur einer davon –, kann ich Nachricht geben. Dann vermag man Amorine zu warnen.« Er packte Troy an den Schultern, so daß seine Finger sich hineingruben, Halt an Troys Knochen zu finden versuchten. »Hör mich an! Ich bin zu mancherlei befähigt. Aber ich brauche Anlaß, benötige Hoffnung! Ich kann nichts tun ... wenn's sinnlos ist. Antworte!« Mhoram knirschte die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Du bist der Streitmark. Finde Hoffnung! Überlaß deine Krieger nicht dem Tode!«
    »Nein«, flüsterte Troy. Er machte den Versuch, sich Mhoram zu entwinden, aber die Finger des Lords waren zu stark. »Es gibt keinen Ausweg. Fouls Heer ist zu groß.«
    Er wollte sich seinem Jammer hingeben, aber Mhoram duldete es nicht. »Finde einen Weg!« tobte der Lord. »Man wird sie andernfalls abschlachten. Du mußt sie retten!«
    »Ich kann's aber nicht!« brüllte Troy in plötzlicher Wut. Die blanke Unmöglichkeit von Mhorams Wunsch weckte in ihm unvermutete neue Kräfte. »Fouls Heer ist gottverdammt zu groß!« schrie er. »Unsere Truppen treffen zu spät ein! Die einzige Möglichkeit, sie noch ein wenig länger am Leben zu halten, besteht darin, sie geradewegs durch den Unheilswinkel zu schleusen und laufen zu lassen, bis sie nicht mehr können. Aber dort draußen gibt's absolut überhaupt nichts ... nur Einöden, Wüste, einen Haufen Ruinen und ...!« Unvermittelt tat sein Herz einen Satz. Der Kevinsblick schien unter seinen Füßen zu wanken, und er klammerte sich an Mhorams Handgelenke, um nicht niederzusacken. »Herrgott ...«, wisperte er. »Es gibt noch eine einzige Chance.«
    »Sprich!«
    »Noch eine Chance«, wiederholte Troy im Tonfall des Staunens. »Lieber Gott ...« Er gab sich einen Ruck und konzentrierte seine ganze Aufmerksamkeit auf Mhoram. »Aber du mußt es tun.«
    »Dann werde ich's tun. Sag mir, was zu beginnen ist.«
    Das süße Gefühl der Erleichterung verblüffte Troy noch einen Moment lang, überwog die Notwendigkeit des Handelns, machte ihn fast sprachlos. »Das wird eine harte Sache«, murmelte er vor sich hin. »Herrgott! Das wird eine harte Geschichte.« Aber Mhorams beharrlicher Griff hielt ihn in der Gegenwart fest. »Du bist derjenige, der's tun muß«, sagte er langsam, um sich Zeit zum Ordnen seiner Gedanken zu lassen. »Es

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