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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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wiederholen, war überflüssig. Alles war unmöglich, alles und jedes war vollkommen unmöglich; sie existierte nicht einmal. Aber in diesem Moment war ihm das egal. Sie war in erster Linie seine Tochter. Behutsam bückte er sich, hob die Decke auf und legte sie ihr wieder um die Schultern. Sachte nahm er ihr Gesicht zwischen seine Hände, berührte ihr süßes Angesicht mit der unausdenklichen Empfindsamkeit seiner Finger. Er streichelte die salzige Pein ihrer Tränen mit seinen Daumen fort und küßte sie zärtlich auf die Stirn.

22
     

Anundivian jajña
     
     
    Am folgenden Morgen verließen sie Trothgard und ritten ins unvertraute Terrain der Berge. Eine halbe Länge innerhalb der Bergkette geleitete Amok sie über eine Brücke aus natürlich gewachsenem Stein, die den schmalen Flußbett-Cañon des Rill überspannte. Um seine Furcht vor Höhen abzuschwächen und sein Pferd zu beruhigen, führte Covenant das Tier zu Fuß hinüber. Die Brücke war breit, und die Bluthüter flankierten ihn mit ihren Ranyhyn; er hatte keine Schwierigkeiten. Jenseits der Brücke brachte Amok den Hoch-Lord und seine Begleitung nach oben zwischen die Klüfte der Gipfel. Nach der Durchquerung des Vorgebirges gestaltete der Pfad, den er beschritt, sich unvermittelt recht beschwerlich – zerklüftet, unregelmäßig, umständlich. Er mußte selbst ein gemächlicheres Tempo einschlagen, während er die Reiter durch Täler schleuste, die so zerspellt und zertrümmert waren wie Wracks, tückische Schrägen hinaufführte und Geröllhalden, die an Klippen, Pässen und Hängen lehnten, als hätten die Eingeweide der Berge sie herausgewürgt, Felssimse entlang, die quer über verwitterte Steilwände verliefen wie Narben. Aber er ließ keinen Zweifel daran aufkommen, daß er den Weg kannte. Immer wieder strebte er direkt zum einzig möglichen Ausgang eines geschlossenen Talkessels, fand den einzigen von Pferden begehbaren Pfad durch einen Felssturz oder betrat ohne Zögern eine Felsspalte, die einen kahlen Gipfel umrundete. Er ging dem Hoch-Lord durch das ungefüge, schroffe Getürm und Gewirr der Berge mit der Unredlichkeit eines Menschen voraus, der jemanden in ein nur ihm vertrautes Labyrinth bringt. Für ungefähr die Dauer des ersten Tags im Gebirge bestand seine Absicht anscheinend lediglich darin, nach oben zu gelangen. Er ließ die Reiter immer höher hinaufsteigen, bis sich von den eisigen Spitzen der höchsten Gipfel die Kälte auf sie zu ergießen schien. Die dünnere Luft gab Covenant Trugbilder ein, als versuche er einen unersteigbaren, unbarmherzigen Bergriesen zu erklimmen, und mit einem Schaudern, das nicht nur von der Kühle stammte, ließ er sich von Bannor ein dickes, halblanges Gewand zum Umlegen reichen.
    Bald jedoch wechselte Amok die Richtung. Als wäre er endlich mit der Eisigkeit der Luft und dem Umfeld aus zerschrammten Gipfeln zufrieden, verzichtete er darauf, noch mehr Höhe zu gewinnen. Statt dessen begann er dem privaten Wunder seines Weges südwärts zu folgen. Er drang nicht tiefer ins Westlandgebirge ein, sondern bewegte sich parallel zu seinem östlichen Saum weiter. Am Tage führte er das Grüppchen auf seinem unkenntlichen Weg dahin, nachts ließ er es in geschützten Tälern, Talmulden und Schluchten allein, wo man unvermutet grasbewachsene Flecken für die Reittiere fand und die Reiter sich einrichten konnten, wie sie es in der manchmal anregenden, bisweilen grausamen Kälte für richtig hielten.
    Amok selbst wirkte, als spüre er überhaupt keine Kälte. Während sein dünnes Gewand ihm um die Gliedmaßen flatterte, zog er in ungetrübter Gutgelauntheit voran, als sei er durch Müdigkeit und Eis nicht zu erschüttern. Oft mußte er sich regelrecht bremsen, damit die Ranyhyn und Covenants Hengst mit ihm Schritt halten konnten. Die beiden Bluthüter waren ihm in dieser Hinsicht ähnlich – weder Kälte noch Höhe machten ihnen etwas aus. Aber sie waren Haruchai und in diesen Bergen geboren. Ihre Nasenflügel dehnten sich im dunstigen Hauch von Morgenfrühe und Abenddämmerung. Ihre Blicke schweiften mit einem Ausdruck des Forschens über die sonnenwärtigen Felsspitzen, die gelegentlich mit himmelblauen Bergseen verschönerten Täler, die weißlichen Eisschichten in den höchsten Pässen, die vom Schnee genährten Gebirgsbäche. Obwohl sie nichts trugen als ihre kurzen Gewänder, zitterten sie nie, verschlug die Kälte ihnen nie den Atem. Ihre breiten Stirnen, ihre flachen Wangen und ihr selbstsicheres

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