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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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-Sattel seines Reittiers und versuchte, das düstere Brüten der Umgebung gar nicht zu beachten. Aber er vermochte sich des Eindrucks, daß der Grund unter ihm zitterte, immer weniger zu erwehren. Trotz aller in neuerer Zeit gesammelten Erfahrung war er noch immer kein sicherer Reiter – er konnte sein ständiges, nagendes Mißtrauen gegen Pferde schlichtweg nicht loswerden –, und nun quälte ihn die Sorge, die Prophetie seiner Höhenfurcht könne sich zwangserfüllen, indem er vom Pferd fiel. Glücklicherweise blieben ihm Abgründe und Steilwände für eine Zeitlang erspart. Amoks Weg führte am Rückgrat eines gewundenen Einschnitts zwischen bedrohlich aufgetürmten Berghängen entlang. Das geschlossene Tal war für Covenants unerprobte Reitkünste keine Herausforderung. Aber die gedämpften Donnerschläge in der Luft erschollen zusehends lauter. Während der Vormittag langsam verstrich, ertönte das Geräusch deutlicher. Es hallte wie brüchiges Stöhnen von kahlen Felswällen wider. Am frühen Nachmittag führte Amok die Reiter um eine letzte Biegung. Dahinter gelangten sie an einen gewaltigen Erdrutsch. Die Felswände wiesen einander gegenüber große Platzwunden auf, und die wirre Masse von Gestein und Geröll, die von beiden Seiten herabgestürzt war, bedeckte den Talboden nun mehrere Dutzend Meter hoch. Das Tal war dadurch völlig blockiert. Hier befand sich die Quelle der Detonationen. Nichts regte sich in dem ausgedehnten Erdrutsch; er wirkte alt, als sei sein Zustandekommen von den Bergen längst vergessen worden. Aber gequältes Knirschen und Knacken drang aus seinem Innern, als brächen riesige Knochen.
    Amok machte Anstalten, den Weg unverdrossen fortzusetzen, aber die Reiter blieben zurück. Morin musterte das Hindernis für eine Weile. »Wir können hier nicht weiter«, sagte er dann. »Diese Steinhaufen sind zu locker und nachgiebig. Mag sein, zu Fuß wär's möglich, versuchten wir's an den Rändern. Aber das Gewicht der Ranyhyn müßte einen neuen Erdrutsch auslösen.« Amok erreichte die Ausläufer der weiten Halden und winkte. »Wir müssen einen Umweg nehmen«, sagte jedoch Morin im Ton uneingeschränkter Notwendigkeit.
    Covenant sah sich im Tal um. »Wieviel länger werden wir dann brauchen?«
    »Zwei, vielleicht drei Tage.«
    »So lange? Man sollte meinen, diese Kraxelei dauert jetzt schon lange genug. Bist du sicher, daß wir hier nicht durchkönnen? Amok hat doch bis jetzt keine Fehler gemacht.«
    »Wir sind die Bluthüter«, entgegnete Morin.
    »Dieser Erdrutsch ist nicht so alt wie Amok«, fügte Bannor hinzu.
    »Das heißt«, meinte Covenant gepreßt, »der Erdrutsch war noch nicht hier, als er sich den Weg eingeprägt hat? Verflucht noch mal!«
    Der Erdrutsch verschärfte seinen Drang nach Eile.
    Amok kam mit einem Anflug von Ernst in seinem Gesicht zu den Reitern zurück. »Wir müssen dort entlang«, sagte er nachsichtig, als erkläre er einem widerwilligen Kind etwas.
    »Dieser Weg ist unsicher«, hielt Morin ihm entgegen.
    »Das stimmt«, antwortete Amok. »Aber es gibt keinen anderen.« Er wandte sich an den Hoch-Lord. »Wir müssen dort entlang«, wiederholte er.
    Während ihre Begleiter sich unterhielten, hatte Elena den Erdrutsch nachdenklich von oben bis unten begutachtet. Als Amok sich direkt an sie wandte, nickte sie. »Wir werden's versuchen«, gab sie zur Antwort.
    »Hoch-Lord ...«, begann jedoch Morin gleichmütig Einspruch zu erheben.
    »Ich habe mich entschieden«, sagte Elena. »Mag sein, daß der Stab des Gesetzes es uns ermöglicht, gelockertes Gestein aufzuhalten, bis wir vorübergezogen sind.«
    Mit gefühllosem Nicken fand Morin sich mit ihrer Entscheidung ab. Er lenkte sein Reittier auf einigen Abstand vom Erdrutsch, damit der Hoch-Lord für seine Tätigkeit Raum erhielt. Bannor und Covenant taten das gleiche. Einen Moment später gesellte sich auch Amok dazu. Die vier Männer sahen aus kurzer Entfernung zu. Elena traf keine umständlichen oder mühseligen Vorbereitungen. Den Stab erhoben, saß sie einen Moment lang hochaufgerichtet – emporgereckt – auf Myrhas Rücken, musterte den Erdrutsch. Aus Covenants Blickwinkel zeichneten sich ihre blaue Lord-Robe und das glänzende Fell des Ranyhyn gemeinsam gegen den fleckig-grauen Hintergrund des Gerölls und der Steintrümmer ab. Sie und Myrha wirkten in dem tiefen, felsigen Tal winzig, aber die Einheit ihrer Farben und Formen gab ihnen ein ikonenhaft potentes Aussehen. Dann begann sie zu handeln. Sie sang

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