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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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guter Letzt ... bloß zwei Bluthüter! Bannor, das ergibt doch keinen Sinn.«
    Bannor blieb unbeeindruckt. »Der Hoch-Lord trägt den Stab des Gesetzes. Er ist leicht zu verteidigen.«
    Diese Antwort brachte Covenants Bemühungen zum Scheitern. Sie stellte ihn nicht zufrieden, aber ihm fiel keine weitere Möglichkeit ein, wie sich darüber hinweggehen ließ. Er wußte selbst nicht, worauf er es abgesehen hatte. Seine Intuition sagte ihm, daß seine Fragen bedeutsam seien, aber er war ganz einfach dazu außerstande, sie so zu artikulieren oder zu rechtfertigen, daß sie zu irgend etwas führten. Und er reagierte auf Bannors energische Einsilbigkeit, als wäre sie eine Art von Prüfstein, ein paradoxes persönliches und unumgängliches Kriterium der Ehrbarkeit. Bannor rief ihm ins Bewußtsein zurück, daß er den Hoch-Lord selbst nicht in völliger Aufrichtigkeit begleitete. Also ließ er Bannor in Ruhe und widmete seine Aufmerksamkeit wieder Elena. Sie hatte noch immer nicht mehr Glück mit Amok, und ihr Rückzugs-Gebaren, als sie sich Covenant zuwandte, kam seinem gleich. Gemeinsam ritten sie weiter, versteckten ihre jeweilige Beunruhigung hinter oberflächlichen Äußerungen gegenseitigen Bedauerns. Am elften Tag ihrer Durchquerung des Gebirges verlieh sie ihm gegenüber endlich einer Meinung Ausdruck. »Amok führt uns zum Melenkurion Himmelswehr«, sagte sie, als sei das eine gewagte Vermutung. »Dort liegt der Siebte Kreis des Wissens verborgen.« Und am folgenden Tag – dem achtzehnten seit dem Aufbruch von Schwelgenholz, dem fünfundzwanzigsten seit dem Kriegsrat der Lords – geriet die Gleichmäßigkeit ihres Gebirgstrecks durcheinander.
    Der Tag dämmerte frostig und trübe über den Gipfeln herauf, als sei der Sonnenschein mit grauen Totenhemden verhangen. Ein unheimlicher Geruch durchwallte die Luft. Zerrissene Fetzen von Windstößen flappten überm Lagerplatz hin und her, während Elena und Covenant ihr Frühstück verzehrten, und weit entfernt konnten sie einen dumpfen Knall hören, der wie das Aufschlagen gespannten Segeltuchs auf lose Spieren klang. Covenant sagte ein Gewitter voraus. Aber der Blutmark schüttelte in glatter Verneinung den Kopf. »Das ist kein Wetter für Stürme«, meinte gleichfalls Elena. Beim Sprechen spähte sie wachsam zu den Gipfeln hinauf. »Pein ist in der Luft. Die Erde wird gemartert.«
    »Was geht vor?« Eine Bö zerstob seine Stimme, so daß Covenant die Frage mit erhöhter Lautstärke wiederholen mußte. »Will Foul hier auf uns losgehen?«
    Der Wind schlug um und ließ nach; Elena konnte in normalem Gesprächston antworten. »Ein Übel ist begangen worden. Jemand hat die Erde heimgesucht. Wir spüren ihren Abscheu. Aber die Entfernung ist sehr groß, und einige Zeit ist seither verstrichen. Ich erkenne keine wider uns gerichtete Bedrohung. Vielleicht weiß der Verächter nicht, was wir tun.«
    Mit dem nächsten Atemzug jedoch verhärtete sich ihre Stimme. »Aber er hat den Weltübel-Stein benutzt. Riecht nur die Luft! Das Land kündet von neuen Schandtaten.«
    Covenant begann zu merken, was sie meinte. Was immer diese Wolken zusammenballte und diesen Wind bewegte, es war nicht die gleichgültige natürliche Gewalt eines Sturms. Unhörbare Schreie und Andeutungen von Verwesung schienen durch die Luft zu wehen, als bliese sie über die Hinterlassenschaften von Greueln dahin. Und auf nahezu unterbewußter, kaum wahrnehmbarer Ebene schienen die hohen, großtuerischen Berggipfel zu beben.
    Die Atmosphäre drängte Covenant zur Hast. Der Hoch-Lord dagegen zeigte zwar eine grimmige Miene, aber keine Neigung zur Eile. Elena beendete ihre Mahlzeit und packte die Lebensmittel und das Glutgestein sorgfältig weg, ehe sie nach Myrha pfiff. Als sie aufstieg, rief sie Amok. Fast augenblicklich erschien er vor ihr und verbeugte sich gutgelaunt. Nachdem sie ihn mit einem Nicken begrüßt hatte, fragte sie ihn, ob er die Erklärung für das in der Luft spürbare Übel wisse.
    Amok schüttelte den Kopf. »Hoch-Lord«, sagte er, »ich bin kein Orakel.« Seine Augen verrieten allerdings, daß er für die Vorgänge nicht weniger empfänglich war; sie glommen hell, und ein scharfes Glitzern in ihrer Tiefe zeigte erstmals an, daß auch er dazu in der Lage war, Zorn zu empfinden. Im nächsten Moment drehte er sein Gesicht beiseite, als wolle er seine privaten Ansichten für sich behalten. Mit schwungvoller Geste winkte er dem Hoch-Lord, daß er ihm folgen möge.
    Covenant stieg in den Clingor

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