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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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die gewohnheitsmäßige Zurückhaltung des Bluthüters vereitelte meistens derartige Nachforschungen. Und Covenant war fest entschlossen, nichts zu sagen, was nach Zweifeln an Bannors Unbescholtenheit klingen mochte. Bannor hatte seine Verläßlichkeit bereits in den Schrathöhlen unterm Donnerberg bewiesen. So begann Covenant mit dem Versuch, erst einmal herauszufinden, warum die Bluthüter es als ausreichend betrachtet hatten, dem Hoch-Lord nur Bannor und Morin auf diese Expedition mitzugeben. »Ich habe den Eindruck«, sagte er, sich seiner Ratlosigkeit verdrießlich bewußt, »ihr seht uns auf diesem Ritt von keiner größeren Gefahr bedroht, was?«
    »Gefahr, Ur-Lord?« Der gemäßigte Zungenschlag von Bannors fremdartiger Aussprache schien ganz schlicht darauf hinzuweisen, daß jemand, den Bluthüter schützten, über Gefahren nicht nachzudenken brauchte.
    »Ja, Gefahr«, wiederholte daher Covenant mit einem Anflug seiner alten Barschheit. »Das Wort hört man heutzutage doch häufiger, oder?«
    Bannor dachte einen Moment lang nach. »Hier sind Berge«, meinte er dann. »Da gibt's immerzu Gefahr.«
    »Zum Beispiel?«
    »Felsen können herabstürzen. Unwetter können ausbrechen. Tiger durchstreifen diese unteren Bereiche. Gewaltige Adler kreisen und jagen. Berge« – Covenant war, als höre er eine Spur von Befriedigung in Bannors Ton – »sind gefährlich.«
    »Tja, dann, Bannor ... dann möchte ich wirklich gerne wissen, warum hier nur zwei von euch Bluthütern dabei sind.«
    »Wären denn mehr vonnöten?«
    »Wenn wir angegriffen werden ... von Tigern oder so was ... etwa nicht? Oder falls eine Lawine runterkommt? Sind dann zwei von euch genug?«
    »Wir kennen die Berge«, antwortete Bannor ausdruckslos. »Wir genügen.«
    Dieser Zusicherung konnte Covenant nicht widersprechen. Er bemühte sich, auf anderem Wege dorthin zu gelangen, wohin er wollte, obwohl dies Vorgehen ihn auf heiklen Boden brachte, den er lieber gemieden hätte. »Ich habe das Gefühl, Bannor, daß ich euch Bluthüter allmählich kenne. Ich kann nicht behaupten, euch zu verstehen ... aber immerhin erkenne ich das Ausmaß eurer Ergebenheit. Ich weiß, woran sie sich ablesen läßt. Jetzt ist mir aber irgendwie so, als sei hier etwas nicht in Ordnung ... als stimme irgend etwas nicht. Etwas geht vor, das ich in diesem Zusammenhang nicht verstehe. Wir klettern hier durch die Berge, und alles mögliche könnte uns zustoßen. Wir folgen Amok, ohne zu wissen, wohin eigentlich, wir können nicht mal ahnen, was er im nächsten Moment anstellen wird, gar nicht davon zu reden, warum er dies oder jenes tun könnte. Und trotzdem seid ihr davon überzeugt, der Hoch-Lord sei gut geschützt, wenn nur zwei Bluthüter ihn begleiten. Habt ihr denn von Kevin nichts gelernt?«
    »Wir sind die Bluthüter«, entgegnete Bannor gleichgültig. »Der Hoch-Lord ist sicher – so sicher, wie er nur sein kann.«
    »Sicher?« wiederholte Covenant seinen Zweifel im Tonfall ungläubigen Protests.
    »Zwei Dutzend oder hundert Dutzend Bluthüter vermöchten ihm nicht mehr Sicherheit zu bieten.«
    »Ich bewundere dein Selbstvertrauen.« Infolge des eigenen Sarkasmus fuhr Covenant insgeheim zusammen, und er schwieg für einen Moment, um sich neue Fragen zu überlegen. Dann senkte er den Kopf, als beabsichtige er, Bannors Halsstarrigkeit mit der Stirn einzurennen.
    »Vertraust du Amok?« erkundigte er sich unumwunden.
    »Vertrauen, Ur-Lord?« Bannors Ton deutete eine völlige Unangebrachtheit der Frage an. »Er hat uns keine Wagnisse zugemutet. Der Weg, den er durch die Berge gewählt hat, ist vorzüglich. Dem Hoch-Lord beliebt es, seiner Führung zu folgen. Mehr verlangen auch wir nicht.«
    Trotzdem erahnte Covenant nach wie vor das unterschwellige Vorhandensein von Unerklärlichem.
    »Ich sage dir, das paßt alles nicht zusammen«, maulte er deshalb gereizt. »Hör zu! Es ist ein bißchen spät für Unstimmigkeiten. Ich habe gewissermaßen aufgegeben ... das alles nutzt mir nichts mehr. Wenn dir alles egal ist, möchte ich schon lieber etwas von dir hören, das Sinn hat. Bannor, du ... sieh mal! Das muß doch einfach auffallen. Da war gleich etwas – ganz plötzlich –, das ich nicht kapiert habe, und zwar an der Art, wie ihr Bluthüter auf Amok reagiert habt, als er in Schwelgenstein aufkreuzte. Ihr ... ich weiß nicht, was es war. In Schwelgenstein jedenfalls habt ihr euch dann nicht gerade ein Bein ausgerissen, um Troy zu helfen, als er Amok geschnappt hatte. Und zu

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