Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
erkannte Covenant den verkrüppelten Wegwahrer. Dukkha leistete schwächlichen Widerstand, jedoch bei weitem nicht genug, um zu verhindern, daß die Bluthüter ihn mitten in den Kreis der Lords brachten. »Sie wollen versuchen, die Macht des Weltübel-Steins über ihn zu brechen«, ergänzte Troy. »Das ist riskant. Falls sie keinen Erfolg haben, könnte sie auf einen von ihnen übergreifen, und sie wären dann zu schwach zur Gegenwehr.« Covenant beobachtete die Szene, die sich drunten anbahnte, mit beiden Händen an die Brüstung gekrallt. Die beiden Bluthüter ließen den zusammengekauerten Dukkha im Kreis der Lords allein zurück und entfernten sich zur jenseitigen Mauer der Heiligen Halle. Für einen ausgedehnten Moment verharrten die Lords in stummer Konzentration, machten sich bereit. Dann hoben sie gemeinsam die Köpfe, setzten ihre Stäbe fest vor sich auf den Steinboden und begannen zu singen. Ihre Hymne hallte im weiten Hohlraum, als klänge die überkuppelte Düsterkeit selbst wider. In der ungeheuren Felskammer wirkten sie klein, doch ihr Gesang schwang sich stolz empor, erfüllte die Luft mit Autorität und Zielbewußtheit. »Falls hier was schiefgeht«, flüsterte Troy in Covenants Ohr, als die Echos verhallten, »wirst du dafür büßen.«
Ich weiß, antwortete Covenant insgeheim wie ein Prophet. Ich muß hier für alles büßen.
Schließlich herrschte wieder Schweigen in der Heiligen Halle. »Wegwahrer Dharmakschetra «, sagte dann Hoch-Lord Elena mit klarer Stimme, »so du uns durch das Übel, das dir aufgebürdet worden ist, vernehmen kannst, lausche meinen Worten. Wir versuchen die Macht des Weltübel-Steins über dich zu brechen. Wir bitten dich, hilf uns dabei. Widerstehe dem Verächter. Dukkha , vernimm meine Worte! Besinne dich an Gesundheit und Hoffnung, widerstehe dem Übel!« Gemeinsam hoben die Lords ihre Stäbe. Aus der Dunkelheit packten Troys Finger zu und umklammerten Covenants Arm oberhalb des Ellbogens. »Melenkurion abatha« , riefen die Lords wie aus einem Munde und rammten ihre Stäbe nieder auf den Steinfußboden. Das Dröhnen des Metalls durchhallte die weite Kammer wie das Klirren von Schilden, und aus dem aufwärtigen Ende eines jeden Stabs schoß blaues Lord-Feuer. Die glutlosen Flammen loderten heftig und übertrafen mit ihrer Helligkeit die Fackeln. Der Stab des Gesetzes jedoch überbot alle, lohte wie eine Zunge aus Blitzen. Das Feuer der Stäbe erzeugte ein gedämpftes Geräusch, dem Rauschen entfernten Sturmwinds ähnlich. Langsam neigte sich einer der weniger kraftvollen Stäbe Dukkhas Kopf entgegen. Er verharrte mit seiner Flamme ein merkliches Stück überm Kopf des Wegwahrers, als hemme ihn dort ein unsichtbares Hindernis. Als der Lord, der diesen Stab hielt, den Druck verstärkte, flammte die Luft zwischen Dukkhas Schädel und dem Stab auf; der gesamte Zwischenraum brannte. Doch das Feuer war so grün wie kalter Smaragd und verschlang die blaue Flamme des Lords. Troys Finger gruben sich wie Klauen ins Fleisch von Covenants Arm. Aber Covenant spürte sie kaum. Um die grüne Flamme zu bekämpfen, stimmten die Lords einen strengen Wechselgesang an, dessen Worte Covenant nicht verstehen konnte. Ihre Stimmen hämmerten sozusagen auf das Grün ein, und das Sturmbrausen ihrer Kräfte schwoll an. Hindurch jedoch konnte man die Stimme des Wegwahrers Dukkha schnattern hören. Einer nach dem anderen griffen die Lords ins Wüten der Flammen über Dukkhas Kopf ein, bloß der Stab des Gesetzes blieb noch untätig. Mit jedem weiteren Stab, der das Grün berührte, vervielfachten sich die Laute des Verschlingens und Knochenberstens in der Luft, und das trostlose smaragdgrüne Feuer loderte noch machtvoller empor, dehnte sich wie ein Inferno grausigen Eises aus, um die Kräfte der Lords niederzuringen. Urplötzlich erloschen die Lillianrill -Fackeln, als hätte ein kraftvoller Windstoß sie ausgeblasen. Troys Finger schnitten immer fester in Covenants Arm ein. Dann erhob sich Hoch-Lord Elenas Stimme über den Gesang der übrigen Lords. »Melenkurion abatha! Duroc minas mill khabaal!« Mit schwungvoller Bewegung hieb sie mit dem Stab des Gesetzes mitten ins Tosen. Für eine Sekunde verschmolz die Wucht ihres Angriffs die einander widerstreitenden Feuer. Blau und Grün verwandelten sich in eins und tobten hoch über den Kreis der Lords hinaus, brüllten und röhrten wie ein Großbrand. Im nächsten Moment stieß Dukkha ein Kreischen aus, als werde seine Seele entzweigerissen. Die in
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