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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Diskrepanz zu finden oder zu schaffen, einen unwiderlegbaren Beweis dafür, daß das Land nichts war als ein Hirngespinst. Seinen Gefühlen konnte er nicht trauen; er benötigte Logik, eine Beweisführung, so unerbittlich wie die Grundregeln der Leprose. Eine Zeitlang schweifte er durch seine Räume, als suche er die Antwort am steinernen Fußboden. Plötzlich hatte er eine Eingebung; er riß die Tür auf und schaute hinaus in den Korridor. Draußen stand Bannor und hielt Wache, so unerschütterlich, als sei der Sinn des Lebens für ihn keine der Diskussion werte Frage. Verlegen bat Covenant ihn in den Wohnraum. Als Bannor dort vor ihm stand, rief Covenant sich rasch ins Bewußtsein, was er über die Bluthüter wußte. Sie stammten vom Volk der Haruchai ab, das hoch im Westlandgebirge wohnte, jenseits Trothgards und des Landes. Die Haruchai waren ein kriegerisches und eigenwilliges Volk, und daher war es vielleicht unvermeidlich gewesen, daß sie irgendwann im Laufe ihrer Geschichte auch ein Heer ostwärts ins Land geschickt hatten. Das war während der ersten Jahre der Hoch-Lordschaft Kevins geschehen. Sie marschierten nach Schwelgenstein zu Fuß und ohne Waffen – die Haruchai benutzten nämlich keine Waffen, ebensowenig irgendwelches Wissen: sie vertrauten allein auf ihre eigenen körperlichen Fähigkeiten – und forderten den Großrat der Lords zum Kampf heraus. Doch Kevin verweigerte ihnen den Krieg. Statt dessen gewann er die Haruchai zu Freunden. Sie ihrerseits gingen weit über seine eigentlichen Absichten hinaus. Offenbar hatten die Ranyhyn, die Riesen und Schwelgenstein selbst – als Bergbewohner empfanden die Haruchai eine ausgeprägte Liebe zu Stein und Festigkeit – tiefer an sie gerührt als alles andere in ihrer vorherigen Geschichte. In Beantwortung von Kevins Freundschaftsangebot schworen sie einen Eid, den Lords zu dienen; und irgendeine Außergewöhnlichkeit in ihrem Verhalten oder ihren Worten hatte die Erdkraft geweckt, so daß sie seitdem durch ihren Schwur so gebunden waren, daß er jede freie Wahl ausschloß, zugleich aber gefeit gegen Zeit und Tod. Fünfhundert Angehörige ihres ursprünglichen Heers stellten die Garde der Bluthüter. Der Rest kehrte zurück in die Heimat. Heute waren sie noch immer fast fünfhundert. Wenn ein Bluthüter im Kampf fiel, schickte man einen Ranyhyn durch den Hüterstieg ins Westlandgebirge, und ein anderer Haruchai kam, um seinen Platz einzunehmen. Nur für jene, deren Leichname man nicht bergen konnte – wie es im Falle Tuvors geschehen war, des früheren Blutmarks –, kam kein Ersatzmann. Die große Anomalie in der Geschichte der Bluthüter-Garde bestand aus der Tatsache, daß sie das Ritual der Schändung unbehelligt überstand, während Kevin, sein Großrat und alle seine Werke der Vernichtung verfielen. Sie hatten ihm vertraut. Als er ihnen befahl, sich in die Berge zu begeben, ohne seine Absicht zu erläutern, da gehorchten sie. Nachher allerdings sahen sie sich zu Zweifeln daran veranlaßt, ob sie ihren Dienst wirklich treu erfüllt hatten. Der Eid war von ihnen geleistet worden; sie hätten im Kiril Threndor unterm Donnerberg mit Kevin sterben müssen – oder ihn daran hindern sollen, aus Verzweiflung Lord Foul dort entgegenzutreten, daran hindern, das Ritual zu vollziehen, das die Epoche der Alt-Lords in den Untergang stürzte. Sie waren treu bis zu einem Extrem, das ihrer Sterblichkeit trotzte, und doch hatten sie ihr Versprechen gebrochen, die Lords um jeden Preis, was es sie selber auch kosten mochte, zu behüten. Covenant hätte Bannor gerne gefragt, was aus den Bluthütern würde, kämen sie jemals zu der Ansicht, ihre extravagante Treue sei falsch, daß sie mit ihrem Eid sowohl Kevin wie auch sich selbst betrogen. Aber er sah sich dazu außerstande, diese Frage in Worte zu fassen. Bannor verdiente von ihm eine anständigere Behandlung. Auch Bannor hatte seine Frau verloren. Sie war seit zweitausend Jahren tot. Statt dessen konzentrierte sich Covenant mit seiner Befragung auf die Suche nach der angepeilten Diskrepanz. Er merkte jedoch bald, daß sich mit Fragen an Bannor keine finden ließ. Mit ausdrucksloser, fremdartiger Stimme erteilte der Bluthüter wortkarge Auskünfte, die Covenant über die Überlebenden des Ringens um den Stab des Gesetzes verrieten, was er wissen wollte, aber ebensoviel, was er nicht zu hören wünschte. Was aus Schaumfolger und Lord Mhoram geworden war, wußte er bereits. Nun klärte Bannor ihn darüber auf, daß

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