Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
um. Bald war sie hinter Hügeln außer Sicht.
    »Komm!« sagte der Freischüler im selben Ton der Notwendigkeit. Ohne eine Reaktion abzuwarten, drehte er sich um und strebte dorthin zurück, woher er gekommen war. Covenant trat um zwei unsichere Schritte vor, verharrte jedoch, als eine Zuckung von Besorgnis sein Gesicht verzerrte. Er löste mühsam seinen Blick vom Rücken des Freischülers und blickte eilig umher. Als er seine Stiefel und Socken erspäht hatte, rannte er hinüber, ließ sich ins Gras fallen und zog sie an die Füße. Mit fieberhafter Umsicht, als müsse er dem Sog einer Strömung oder irgendeinem drängenden Antrieb widerstehen, schnürte er seine Stiefel und schloß die Riemen mit festen Knoten. Sobald seine Füße vorm Gras sicher geschützt waren, sprang er auf und lief dem Deuter der Träume hinterdrein.

10
     

Seher und Orakel
     
     
    Spät am Abend des nächsten Tages begab sich Lord Mhoram auf ein Klopfen hin zur Tür seiner persönlichen Gemächer und sah, als er öffnete, draußen Thomas Covenant stehen, der sich wie eine Leidensgestalt dunkel gegen den Schein des erhellten Fußbodens abzeichnete. Er zeigte Anzeichen von Insichgekehrtheit und Ermattung, als habe er, seit er die Hochebene aufgesucht hatte, weder gegessen noch Ruhe gefunden. Mhoram ließ ihn ohne ein Wort seine schmucklosen Räume betreten und schloß die Tür, während Covenant hinüber zum steinernen Tisch in der Mitte des Empfangszimmers trat – dem Tisch, den Mhoram aus den Gemächern des Hoch-Lords hatte herbeischaffen lassen, mitsamt Loriks Krill , das noch unverrückbar darin stak und funkelte. Den Blick auf die verkrampften Muskeln von Covenants Rücken gerichtet, bot Mhoram ihm Essen oder Trinken oder eine Bettstatt an, aber Covenant lehnte trotz seiner Erschöpfung mit schroffer Gebärde ab. »Du hast dir die ganze Zeit über das Ding hier den Kopf zerbrochen«, sagte er mit ausdruckslosem, sonderbar verschlossenem Tonfall, »seit es ... seit es zu leuchten angefangen hat. Ruhst du dich nie aus? Ich dachte, ihr Lords ruht euch hier unten aus ... in euren Privatgemächern.«
    Mhoram durchquerte den Raum und blieb seinem Besucher gegenüber stehen. Zwischen ihnen glomm weißlich das Krill . Er wußte nicht recht, woran er war; er sah die Beunruhigung in Covenants Miene, aber ihre Ursachen und ihre Bedeutung waren unklar, unersichtlich. »Warum sollte ich ruhen?« erkundigte sich der Lord vorsichtig. »Ich habe keine Gemahlin, keine Kinder. Mein Vater und meine Mutter waren beide Lords, und Kevins Lehre ist alles, was ich an Fähigkeiten erlernt habe. Es fällt schwer, von solchem Werk zu ruhen.«
    »Und du wirst gehetzt. Du bist hier der Seher und das Orakel. Du bist derjenige, der Ausblicke in die Zukunft erhascht, ob du sie willst oder nicht, ob sie dich im Schlaf schreien lassen oder nicht, ob du sie ertragen kannst oder nicht.« Für einen Moment erstickte Covenants Stimme, und er schüttelte heftig den Kopf, bis er wieder sprechen konnte. »Kein Wunder, daß du keine Ruhe findest. Es überrascht mich, daß du überhaupt schlafen kannst.«
    »Ich bin kein Bluthüter«, gab Mhoram gelassen zur Antwort. »Ich brauche Schlaf wie alle anderen Menschen.«
    »Was hast du herausgefunden? Weißt du inzwischen, wozu das Ding gut ist? Worum ging's eigentlich im Falle dieses Bürschleins namens Amok?«
    Über das Krill hinweg musterte Mhoram Covenant, dann lächelte er freundlich. »Willst du dich nicht setzen, mein Freund? Ausführliche Antworten kann man sich besser anhören, wenn man seine Ermüdung lindert.«
    »Ich bin nicht müde.« Der Zweifler sprach offenkundig die Unwahrheit. Schon im nächsten Moment ließ er sich ohne weitere Umschweife auf einen Sitz sinken. Mhoram nahm ebenfalls Platz, und dabei bemerkte er, daß Covenant sich direkt auf der anderen Seite des Tischs niedergelassen hatte, so daß zwischen ihren Gesichtern das Krill aufragte. Dieser Umstand ihrer Sitzordnung bestürzte Mhoram, aber er wußte keinen anderen Weg, um Covenant zu helfen, als ihm zuzuhören und mit ihm zu reden; also blieb er, wo er sich befand, und benutzte seine übrigen Sinne, um zu erfassen, was der Edelstein des Krill seinem Blick vorenthielt.
    »Nein, ich bin Loriks Schwert nicht gewachsen ... ich vermag's nicht aus dem Tisch zu lösen. Ich könnte es durch Zerbrechen des Steins entfernen, aber damit verfehlte ich den Zweck. Wir vermöchten kein Wissen zu erlangen – nur eine Waffe, die wir nicht berühren könnten. Wäre

Weitere Kostenlose Bücher