Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
das Krill frei, es bedeutete für uns keine Hilfe. Es ist eine für uns vollauf neuartige Macht. Ihre Verwendung ist uns unbekannt. Überdies brechen wir ungern Stein oder Holz, gleichwohl mit welcher Absicht. Und was Amok anbetrifft ... diese Frage ist vollkommen offen. Lord Amatin wüßte dir darauf besser zu antworten.«
»Aber ich frage dich.«
»Es ist möglich«, erwiderte Mhoram mit beherrschter Stimme, »daß Kevin ihn zum Schutz wider das Krill selbst geschaffen hat. Vielleicht ist seine Macht in den Händen Unwissender oder Menschen ohne Weisheit von großer Gefährlichkeit. Sollte es so sein, dann besteht Amoks Daseinszweck vielleicht darin, uns vor jedem unvorbereiteten Gebrauch seiner Macht zu warnen und uns in der Erlernung anzuleiten.«
»Du solltest nicht so überzeugt tun, wenn du so etwas daherredest. Das ist einfach falsch. Hast du nicht gehört, was er gesagt hat? ›Ich habe meinem Zweck schlecht gedient.‹«
»Mag sein, er weiß, daß wir, wenn wir zu schwach sind, um das Krill zum Leben zu erwecken, ohnehin zu kraftlos zu seiner Verwendung sind, sei's zum Guten oder zum Schlechten.«
»Na schön. Vergeßt das Ding. Vergeßt ganz einfach, daß ich euch damit wieder etwas angedreht habe, ohne die geringste Vorstellung davon, was ich mache. Laßt es stecken. Was veranlaßt euch überhaupt zu der Auffassung, hinter allem, was euch geschieht, stehe der gute, alte Kevin Landschmeißer, der all das hier sowieso auf dem Kerbholz hat, und habe wie eine Art von Patriarch dafür gesorgt, daß ihr nichts falsch anpackt und euch irgendwie in die Luft sprengt? Nein, vergeßt's! Ich weiß es besser, auch wenn ich nur ein paar Wochen damit zugebracht habe, über dieser ganzen Geschichte verrückt zu werden, keine vierzig Jahre wie ihr. Verrate mir eines. Was ist so besonders an Kevins Lehre? Warum seid ihr so wild darauf, sie zu erlernen und zu befolgen? Wenn ihr Macht benötigt, warum geht ihr nicht hin und seht zu, daß ihr euch mit eigenen Mitteln welche zulegt, statt ganze Generationen tadelloser Leute für eine Handvoll unbegreiflicher Kreise des Wissens einzuspannen, obwohl dabei nichts herauskommt? Wenigstens im Namen der Vernunft, Mhoram, wennschon nicht im Rahmen pragmatischer Nützlichkeitserwägungen.«
»Ur-Lord, du forderst zuviel von mir. Ich vernehme deine Worte, und doch ist mir zumute, als sei ich taub oder blind.«
»Das ist mir egal. Sag mir, warum nicht.«
»Darauf zu antworten, fällt nicht schwer – dieser Sachverhalt ist klar. Die Erdkraft ist vorhanden, ungeachtet dessen, ob wir sie meistern, ob oder wie wir sie anwenden. Das Land ist vorhanden. Und es gibt die Übel und die Schlechten – den Weltübel-Stein, den Verächter –, ob wir uns ihrer zu erwehren vermögen oder nicht. Ach, wie soll ich meine Erklärungen in Worte fassen? Bisweilen, mein Freund, sind's die einfachen Angelegenheiten, von denen am schwersten zu sprechen ist.« Er schwieg für einen Moment, um nachzudenken. Aber während seines Schweigens spürte er bei Covenant ein Aufwallen von Erregung, als klammere sich der Zweifler an die zwischen ihnen gefallenen Worte, könne ihr Vergehen nicht ertragen. Mhoram sprach weiter, obwohl seine Antwort ihn noch nicht zufriedenstellte. »Betrachte die Sache auf diese Weise. Die Erforschung von Kevins Wissen ist die einzige Wahl, die uns offensteht. Sicherlich verstehst du, daß wir nicht erwarten dürfen, daß die Erde zu uns spricht, wie sie einst zu Berek Halbhand sprach. Solches ereignet sich nicht zweimal. Ganz gleich, wie groß unser Mut sein mag, wie groß unsere Not, das Land kann nicht erneut durch dergleichen errettet werden. Doch die Erdkraft bleibt, um zum Dienst am Lande verwendet zu werden – falls wir dazu fähig sind. Aber eine solche Macht – wie alle Macht – ist gefährlich. Sie verhindert nicht aus sich selbst ihre möglichen schädlichen Wirkungen, ihren Mißbrauch. Gewiß, wir könnten, wie du geäußert hast, mit eigenen Mitteln die Meisterung der Erdkraft anstreben. Aber die Gefährlichkeit eines derartigen Beginnens verbietet es uns. Ur-Lord, wir haben einen Friedensschwur abgelegt, der keine Einschränkungen duldet. Bedenke – vergib mir, mein Freund, doch mir liegt daran, ein klares Beispiel zu nennen – das Schicksal Atiarans, Trells Gemahlin. Sie wagte sich im Umgang mit Kräften, die ihr überlegen waren, und handelte sich ihren Untergang ein. Doch ein weit schlimmeres Ergebnis hätte eintreten können. Sie hätte andere mit ins
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