Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
liegt nicht bei dir.«
Lord Mhoram lächelte, um dem Zweifler Mut zu spenden, aber Covenant redete bereits weiter. »Auf jeden Fall hege ich einen Glauben – wozu er auch gut sein mag. Er ist allerdings nicht unbedingt von der Art, den ihr gerne bei mir sehen würdet.«
Mhoram wagte einen neuen Vorstoß. »Das mag sein«, sagte er. »Aber noch sehe ich ihn nicht. Du zeigst uns keinen Glauben, sondern nur Zweifel. Falls du das Glaube nennst, so ist's kein Glaube an, sondern gegen etwas.«
Covenant sprang auf, als habe er einen Stich erhalten. »Das bestreite ich! Bloß weil ich das Land oder was alles nicht anerkenne, mich nicht aufführe wie ein hirnrissiger Fanatiker oder mir kein Schaum aus Begierde nach einer Gelegenheit zum Kämpfen vorm Maul steht – wie's bei Troy der Fall ist –, heißt das noch lange nicht ... es bedeutet nicht, daß die Benennungen und Titel, mit denen ihr hier so freigebig um euch werft, gerechtfertigt sind ... daß ihr all meiner innerlichen Zerbrochenheit, die ich nicht einmal artikulieren kann, meinem kaputten Zeug, mit dem ich nicht einmal mir selbst etwas beweisen kann, einen Namen geben dürft.«
»Und was bedeutet's?«
»Es bedeutet ...« Covenant verstummte, wirkte einen Augenblick lang, als ersticke er an den Worten, als stocke sein Herz. Dann hob er die Arme und schirmte den Edelstein des Krill mit seinen Händen ab, damit er ihm nicht in die Augen leuchtete. »Es bedeutet, ich muß etwas zurückhalten«, schrie er mit einer Stimme, die plötzlich und auf schreckliche Weise von der Unmöglichkeit, Tränen zu vergießen, die ihn erleichtert hätten, durchzogen war, »etwas für mich abziehen – etwas für mich behalten! Weil ich nicht weiß, warum das alles!« Im nächsten Moment fiel er zurück auf seinen steinernen Sitz und senkte den Kopf, verbarg ihn in seinen Armen, als empfände er auf einmal Scham.
»›Warum?‹« wiederholte Mhoram gedämpft. »Das andererseits ist für uns, die wir so fern vom Wie stehen, keine so unklare Sache. Manche unserer Sagen lassen eine Antwort durchblicken. Sie erzählen vom Anbeginn der Erde in einer Zeit bald nach der Zeit Geburt, als der Erde Schöpfer erkannte, daß sein Bruder und Widersacher, der Verächter, seine Schöpfung mit Makel behaftet hatte, indem er tief darin Übel von unübertrefflicher Bösartigkeit verbarg. Aus Schmerz und Zorn schmetterte der Schöpfer seinen Gegner hinab – warf ihn aus dem allumfassenden Himmel hinunter zur Erde – und setzte ihn hier innerhalb des Bogens der Zeit gefangen. So kam – den Sagen zufolge – Lord Foul ins Land.« Während er sprach, hatte er das Gefühl, Covenants Frage nicht zu beantworten, daß die Frage in eine Richtung ging, die er nicht erkannte. Aber er sprach weiter, gab Covenant die einzige Antwort, die er besaß. »Es besteht nun Klarheit darüber, daß Lord Foul nach Rache an seinem Bruder giert, dem Schöpfer. Und schließlich, nach Zeitaltern sinnloser Kriege, geführt aus nichts als Schlechtigkeit, aus dem Wunsch, die Schöpfung zu schädigen, weil ihr Schöpfer unerreichbar blieb, hat Lord Foul nun einen Weg gefunden, um ans Ziel zu kommen, den Bogen der Zeit zu zerstören, seine Verbannung zu beenden, in sein verbotenes Heim zurückzukehren – Weh und Jammer! Als der Stab des Gesetzes, von Kevin beim Ritual der Schändung verloren, in seinen Einflußbereich geriet, ergab sich für ihn die Gelegenheit, die Kluft zwischen verschiedenen Welten zu überbrücken – eine Gelegenheit, Weißgold ins Land zu holen. Um's schlicht auszudrücken: Es ist Lord Fouls Absicht, die wilde Magie zu meistern – ›dessen Macht der Anker ist des Lebensbogens, der Zeit‹ – und mit ihrer Hilfe der Zeit ein Ende zu bereiten, so daß er seiner Gefangenschaft entfliehen und seine Begierden in allen Himmeln und Welten austoben kann. Um das zu tun, muß er sich überwinden, dir das Weißgold entreißen. Dann werden Land und Erde mit Gewißheit untergehen.« Covenant hob den Kopf, und Mhoram versuchte, seiner nächsten Frage zuvorzukommen. »Doch wie ...? Wie gedenkt der Verächter das zu bewerkstelligen? Ach, mein Freund, das weiß ich nicht. Er wird ein Vorgehen wählen, das so sehr auf unseren Wegen wandelt, daß er keinen Widerstand findet. Wir werden nicht unterscheiden können, was unser Dienst ist und womit wir ihm dienen, bis wir allen Beistands außer dir beraubt sind, ob du dich nun dafür entscheidest, uns zu helfen oder nicht.«
»Aber warum?« wiederholte Covenant. »Warum
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