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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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gegen Covenant nicht wieder hochkommen zu lassen. Während Mhoram dem Zweifler beim Hinsetzen half, dann um die Tafel schritt, um seinen Platz links von Elena einzunehmen, widmete Troy seine Aufmerksamkeit dem Hoch-Lord.
    Elena war bereit zum Anfangen; und wie immer faszinierte ihn jede ihrer Bewegungen, jede Silbe, die sie sprach. Langsam schaute sie in die Tafelrunde, erwiderte den Blick eines jeden Lords. »Meine Freunde«, sagte sie dann mit klarer, fester Stimme, »unsere Zeit ist gekommen. Zum Guten oder Schlechten, zum Wohl oder Weh, die Prüfung ist da. Die Kunde vom Kriegsausbruch ist eingetroffen. Nun liegt das Schicksal des Landes in unseren Händen, um's zu halten oder zu verlieren, wie's unsere Kräfte zulassen. Die Zeit der Vorbereitungen ist vorbei. Das Planen und Vorbauen für die Zukunft hat ein Ende. Nun müssen wir in den Krieg ziehen. Sollte all unsere Macht nicht genügen, um das Land zu beschirmen, dann müssen wir fallen, und welche Macht uns auch nachfolgen muß, sie wird nicht unser, sondern des Verächters Werk sein. Lauscht meinen Worten, meine Freunde. Ich spreche nicht, um eure Herzen zu verdunkeln, sondern um vor falschen Hoffnungen und Wunschträumen zu warnen, die unsere Zielstrebigkeit mindern möchten. Wir selbst sind die Hoffnung des Landes. Wir haben nach Würde getrachtet. Nun können wir unsere Würdigkeit unter Beweis stellen. Hört meine Worte und begeht keine Fehler. Dies ist die Prüfung, die alles entscheidet.«
    Sie schwieg für einen Moment, um ihren Blick über all die Mienen höchster Aufmerksamkeit in der Klause schweifen zu lassen. Als sie die Entschlossenheit in den vielen Augen gesehen hatte, lächelte sie beifällig.
    »Ich hege keine Furcht«, fügte sie mit ruhiger Stimme hinzu. Troy nickte bei sich. Wenn seine Krieger so wie sie empfanden, brauchte sie wirklich nichts zu fürchten. »Nun laßt uns den Überbringer der Kunde anhören«, sagte Hoch-Lord Elena. »Man führe den Mähnenhüter herein!«
    Auf ihre Anordnung hin öffneten zwei Bluthüter die Torflügel des Haupteingangs und ließen eine Ramen eintreten. Die Frau trug ein dunkelblaues Kleid, das Arme und Beine entblößt ließ, und ihr langes schwarzes Haar war im Nacken mit einer Kordel verknotet. Diese Kordel und ein kleiner, verflochtener Kranz aus gelben Blüten um ihren Hals – nach langen Tagen des Tragens nunmehr kümmerlich welk – kennzeichneten sie als Mähnenhüter, ein Mitglied des höchsten Standes bei ihrem Völkchen. Eine Ehrenwache von vier Bluthütern begleitete sie, aber sie stieg vor den vieren geschwind die Treppe herab, trug die Mattigkeit nach ihrer langen Reise mit Stolz. Aber trotz ihrer tapferen Haltung sah Troy ihr an, daß sie kaum noch stehen konnte. Die geschmeidige Anmut ihrer Bewegungen war erschlafft, ausgelaugt. Sie war nicht jung. Ihre Augen, seit langem vertraut mit offenem Himmel und ausgedehnten Weiten, saßen inmitten feiner Altersfältchen, und die Ermüdung durch mehrere Hundert Längen Wegstrecke stak ihr jetzt wie Blei im Knochenmark, unterlegte die dunkle Sonnenbräune ihrer Glieder mit Blässe. Troy verspürte eine plötzliche Anwandlung von Sorge und hoffte, daß sie nicht zu spät gekommen sei.
    Als sie die untere Ebene der Klause betreten hatte und neben der Grube voller Glutgestein stehenblieb, erhob sich Hoch-Lord Elena, um sie zu begrüßen. »Heil dir, Mähnenhüter, Edler unter den Ramen, den selbstlosen Pflegern der Ranyhyn! Sei willkommen auf der Herrenhöh – sei willkommen und getreu. Sei willkommen heil oder heillos, in Güte oder Groll, nimm oder gib. Keinem Ersuchen, das du vorträgst, wollen wir uns verschließen, solange wir dazu die Macht und das Leben haben, es zu erfüllen. Ich bin Hoch-Lord Elena. Ich spreche, und ganz Schwelgenstein ist mein Zeuge.«
    Troy erkannte die zeremonielle Grußformel für Freunde, aber der Mähnenhüter blickte mißmutig zu Elena hinauf, wie jeder Erwiderung abgeneigt. Dann schaute sie nach rechts. »Dich kenne ich, Lord Mhoram«, sagte die Frau mit leiser, bitterer Stimme, der die üblichen Wieherlaute der Ramen völlig fehlten. Ohne auf eine Entgegnung zu warten, ließ sie ihren Blick weiterrücken. »Und ich kenne dich, Ring-Than Covenant.« Während sie Covenant betrachtete, wechselte die Art ihrer Verbitterung merklich. Nun sprachen daraus nicht Ermüdung, Niedergeschlagenheit und die alte Abneigung gegen die Lords – weil sie die Ranyhyn dazu anhielten, sich ihnen als Reittiere zur Verfügung zu stellen

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