Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
Doch weiß ich's nicht. Ihr kommt in die Ebenen von Ra und erteilt uns Aufgaben, ohne Rücksicht auf die Pein, die wir auf Hügeln leiden, die nicht unsere Heimat sind. Ihr kommt in die Ebenen von Ra und drängt euch dem Großmut der Ranyhyn auf, als sei's eine Ehre für eine Mähne, einen von euch auserwählen zu dürfen. Und wenn ihr erwählt werdet, so wie die Bluthüter – fünfhundert Mähnen wie Vieh gehalten, für Zwecke, die nicht die ihren sind! –, dann holt ihr die Ranyhyn von uns fort und bringt sie in Gefahr, bringt sie dorthin, wo niemand sie schützen kann, wo man Fleisch reißt und Blut vergießt, ohne daß Amanibhavam zur Hand wäre, um Schmerz zu stillen oder dem Tod zu wehren. Ach, ihr Ranyhyn! Bedenkt mich nicht mit Argwohn. Ich kenne euch alle.«
»Dennoch bist du gekommen«, sagte der Hoch-Lord mit sanfter, bedächtiger Stimme, die weder von Widerspruch noch irgendeiner Neigung zu Entschuldigungen zeugte.
»Ja«, antwortete Mähnenhüter Reumut in müder Bitterkeit. »Ich bin gekommen. Ich bin geflohen, habe gelitten und bin nun hier. Ich weiß, daß wir gegen Fangzahn eins sind, obschon ihr uns verraten habt.«
Lord Verements Haltung versteifte sich aus Ärger, aber Elena ermahnte ihn mit einem Seitenblick zur Beherrschung. »In welcher Hinsicht verraten?« erkundigte sie sich unverändert leise und bedächtig.
»Ach, die Ramen vergessen nicht. In Geschichten, die man im Menschenheim seit der Zeit des mächtigen Kelenbhrabanal kennt, erzählen wir von Fangzahn und den Kriegen der Alt-Lords. Immer, wenn Fangzahn im Unterland seine Heerscharen aufbot, zogen die Alt-Lords zum althergebrachten Schlachtfeld nördlich der Ebenen von Ra und der Wanderlust-Furt und kämpften am Landbruch, um Fangzahn den Zugang ins Oberland zu verwehren. So hatten die Ranyhyn Schutz, denn der Feind konnte seine Fänge nicht in die Ebenen von Ra schlagen, während er mit den Alt-Lords ringen mußte. Und zum Dank verließen die Ramen ihre Hügel, um an der Lords Seite zu kämpfen. Aber ihr ...! Fangzahn ist auf dem Kriegszug, aber euer Heer ist noch hier. Die Ebenen von Ra sind ohne Schutz oder Beistand.«
»Das war meine Idee.« Seine Ungeduld ließ Troys Tonfall ungnädiger als beabsichtigt geraten.
»Mit welcher Begründung?« Im gefaßten Ton der Ramen schwang eine bedrohliche Herausforderung mit.
»Ich halte meine Gründe für gut überlegt«, antwortete er. Angetrieben vom inneren Bedürfnis, sich selbst davon zu überzeugen, daß er keine Fehler begangen hatte, trug er schnell eine Erläuterung vor. »Denk einmal nach. Du hast recht – jedesmal in der Vergangenheit, wenn Lord Foul mit einem Heer kam, marschierten die Lords zum Landbruch, um ihn dort zur Feldschlacht zu zwingen. Und jedesmal sind sie unterlegen. Sie sind zurückgedrängt worden. Es gibt zu viele verschiedene Wege vom Unter- ins Oberland. Die Lords waren zu weit von ihren Nachschubbasen und Reserven entfernt. Klar, sie haben entschlossen gekämpft – das hat die Ebenen von Ra vom feindlichen Druck freigehalten, weil Foul andernorts beschäftigt war. Aber die Lords unterliegen auf diese Weise. Ganze Scharen werden zu Brei gehauen, und das Kriegsheer muß sich überstürzt zurückziehen, um lange genug zur Umgruppierung bestehen zu bleiben, damit es noch einmal den gleichen Kampf führen kann, weiter westlich ... näher zu Schwelgenstein. Und das ist noch nicht alles. Diesmal kann Foul seine Armee weiter nördlich zusammenziehen – in der Sarangrave-Senke, nördlich vom Unflatfluß. Das hat er noch nie getan. Früher haben allerdings die Riesen den Norden der Sarangrave-Senke immer feindfrei gehalten. Diesmal ...« – beim Gedanken an die Riesen zuckte er zusammen – »verhält's sich anders. Ließen wir das Heer hinunter zu euch marschieren, während Foul sich nördlich des Donnerbergs nach Schwelgenstein auf den Weg macht, dann wären wir dazu außerstande, ihn an einem Angriff auf die Herrenhöh zu hindern. Schwelgenstein könnte fallen. Deshalb habe ich diese Entscheidung getroffen, hier zu warten. Mißversteh mich nicht – wir lassen euch nicht im Stich. Es ist eine Tatsache, glaube ich, daß ihr in keiner großen Gefahr schwebt. Sieh mal, wir nehmen an, Foul hat ein Heer von fünfzigtausend, von mir aus auch hunderttausend Kämpfern. Wie lange würde er brauchen, um die Ebenen von Ra zu erobern?«
»Das wird er niemals«, knirschte Reumut zwischen den Zähnen hervor.
Der Streitmark nickte. »Und wenn doch, müßte es jahrelang
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