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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Nachahmung der Ramen-Verbeugung.
    Ein schwaches Lächeln zuckte um Reumuts Lippen – Resultat ihrer Erheiterung über Elenas plumpe Darbietung der bei den Ramen üblichen tadellosen, geschmeidigen Grußgebärde –, und sie erwiderte die Geste, um noch einmal zu zeigen, wie man sie richtig vollführte. »Es heißt unter den Ramen auch, die Lords seien höflich. Nun weiß ich's. Stellt eure Fragen. Ich will antworten, so gut ich's vermag.«
    Der Hoch-Lord nahm wieder Platz. Troy hätte gerne sofort mit seinen Fragen losgelegt, aber Elena erteilte ihm nicht das Wort. Statt dessen wandte sie sich selbst erneut an den Mähnenhüter Reumut. »Eine Frage steht in meinem Herzen an vorderster Stelle. Wie steht's um Andelain? Unsere Kundschafter haben von dort kein Auftreten von Übeln vermeldet, aber sie verfügen nicht über solche Augen wie ihr. Sind die Hügel Andelains frei von Übeln?«
    Eine Aufwallung von Verdruß verkrampfte Troys Schultern. Er war voller Eifer, ungeduldig wartete er auf die Gelegenheit, dem Mähnenhüter Fragen zu stellen. Aber er erkannte die Taktik hinter Elenas Erkundigung. Die Andelainischen Hügel durchzogen die Sagen der Ramen wie ein Paradiesgarten; davon zu sprechen, mußte Reumut neuen Mut einflößen. Tatsächlich wich ihre grimmige Bitternis für einen Moment. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, die gleich darauf übers matte Lächeln ihrer Lippen rannen. »Die Hügel sind frei«, antwortete sie bloß.
    Ein Murmeln freudiger Erleichterung verbreitete sich in der Klause, und mehrere Lords nickten zufrieden. Das war eine Sache, in der ein Mähnenhüter keinem Irrtum erliegen konnte. Der Hoch-Lord stieß einen frohen Seufzer aus. Als Elena dann dem Streitmark die Erlaubnis gab, Fragen zu stellen, tat sie es mit einem Blick, der ihm Umsicht riet.
    »Na schön«, sagte Troy, indem er aufstand. Sein Herz pochte aus Besorgnis mühsamer als sonst, aber er achtete nicht darauf. »Ich verstehe, daß es dir unmöglich war, die Stärke von Fouls Heer zu ermitteln. Damit finde ich mich ab. Aber ich muß wissen, wieviel Vorsprung er hat. Vor wieviel Tagen genau hast du sein Heer die Zerspellten Hügel verlassen sehen?«
    Der Mähnenhüter brauchte nicht nachzuzählen. »Vor zwanzig Tagen«, antwortete Reumut augenblicklich.
    Für einen Moment betrachtete der Streitmark sie hinter der Sonnenbrille mit seinem augenlosen Blick, aus Schrecken sprachlos. »Zwanzig Tage?« vergewisserte er sich dann leise. Sein Gehirn schien ins Kreiseln zu geraten. »Zwanzig?« Mit einem heftigen Ruck, der sein Herz zusammendrückte, rutschte das Heer des Verächters vor seinem geistigen Auge um fünfunddreißig Längen vorwärts – fünf Tagesmärsche. Er hatte darauf gebaut, die Nachricht von Fouls Losschlagen innerhalb von fünfzehn Tagen zu erhalten. Er wußte aufs Längenmaß genau, wie weit ein Mähnenhüter an einem Tag wandern konnte, denn er hatte sich eingehend mit den Ramen befaßt. »O mein Gott!« Reumut hätte Schwelgenstein innerhalb von fünfzehn Tagen erreichen müssen. Nun war ein Rückstand von fünf Tagen vorhanden. Sie mußten in fünf Tagen weniger als geplant dreihundert Längen weit marschieren! Und in zehn Tagen würde Fouls Armee in die Mittlandebenen vordringen. Ohne zu wissen, wie es dazu gekommen war, bemerkte Troy plötzlich, daß er wieder an seinem Platz saß, das Gesicht in den Händen, als könne er den Anblick der kümmerlichen Trümmer seiner ausgeklügelten Strategie nicht ertragen. Gleichgültig, als ergäben sich daraus keine Konsequenzen, nahm er zur Kenntnis, daß er in einer Beziehung recht behalten hatte: Covenants Herbeirufung fiel mit dem Aufbruch von Lord Fouls Armee zusammen. Die Maßnahme hatte den Verächter zum Handeln gezwungen. Oder verhielt es sich umgekehrt? Hatte Lord Foul die Herbeirufung irgendwie vorausgesehen? »Wieso ...?« Da wußte er nicht mehr, wonach er fragen wollte, und wiederholte sich einfältig. »Wieso ...?«
    »Frag!« forderte Reumut ihn unterdrückt auf.
    Troy hörte die Warnung in ihrer Stimme, die Warnung vor der Gefährlichkeit dessen, nach ihrer harten Beanspruchung ihren Stolz zu verletzen. Sie blickte ihn voller Grimm an, und ihre Hände zuckten, als würden sie gerne die mörderische Kordel aus ihrem Haarknoten reißen. Aber um sicher sein zu können, mußte er die Frage stellen. »Was ist mit dir passiert? Warum hast du so lang gebraucht?« Seine Stimme klang in den eigenen Ohren nach Zagheit und Ratlosigkeit.
    »Ich bin vom Weg

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