Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
traditionellen Abschiedsgruß der Ramen; sie legte die Handballen an die Stirn, beugte sich vor und breitete die Arme aus, als entblöße sie ihr Herz. Gemeinsam entboten ihr die Lords ihrerseits einen Abschiedsgruß. Dann machte Reumut kehrt und begann die Treppe zum hohen Hauptportal zu ersteigen. Covenant begleitete sie, erklomm neben ihr linkisch die Stufen, als wolle er sie am Arm nehmen und brächte es doch nicht fertig. Auf dem obersten Treppenabsatz blieben die beiden stehen und schauten sich an. Covenant betrachtete sie mit Emotionen, die die Knochen zwischen seinen Augen auszubeulen schienen. Das Reden kostete ihn große Mühe. »Was kann ich ... gibt's irgend etwas, das ich tun kann, um ... um wieder Gay aus dir zu machen?«
»Du bist jung, ich bin alt. Diese Wanderung hat mir viel abgefordert. Mir bleiben nur noch wenige Sommer. Es gibt nichts, um das zu ändern.«
»Meine Zeit verstreicht mit einer anderen Geschwindigkeit. Beneide mich nicht um mein Leben.«
»Du bist Ring-Than Covenant. Du hast Macht. Wie sollte ich dich nicht beneiden?« Er duckte sich unter ihrem Blick. »Die Ranyhyn sind noch immer deinem Befehl unterworfen«, fügte sie nach kurzem Schweigen hinzu. »Nichts ist beendet. Sie haben dir am Donnerberg gedient, und sie werden dir wieder zu Diensten sein – bis du sie freiläßt.«
Sobald sie durchs Portal nach draußen verschwunden war, starrte Covenant seine Hände an, als quäle es ihn, sie leer zu sehen. Doch einen Moment später nahm er sich zusammen und kam die Treppe herunter, um wieder seinen Platz zu belegen. Für eine ganze Weile herrschte in der Klause Stille. Die Versammelten beobachteten die Lords, die nun ruhig dasaßen, sich auf geistiger Ebene einander näherten, ihre mentalen Kräfte zu gemeinsamem Zweck vereinigten. Ihr Wirken übte auf die Versammlung einen beruhigenden Einfluß aus. Es gehörte zum Geheimnis, das es war, ein Lord zu sein, und alle Menschen des Landes, sowohl Steinhausener wie auch Holzheimer, vertrauten den Lords. Solange der Großrat zur geistigen Verschmelzung und zur Führerschaft in der Lage war, brauchte Schwelgenstein nicht ohne Hoffnung zu sein. Sogar Streitmark Troy bezog aus dieser Art von Verständigung, an der er nicht teilhaben konnte, eine gewisse Ermutigung. Schließlich fand der geistige Kontakt mit einem fast hörbaren Knacken aus der Richtung Lord Verements ein Ende, und der Hoch-Lord hob den Kopf, um sich an die Versammlung zu wenden. »Freunde, Krieger und Diener des Landes«, sagte Elena, »die Zeit der Entscheidung ist angebrochen. Überlegungen und Vorbereitungen nehmen ein Ende. Der Krieg zieht wider uns, und wir müssen aufbrechen und ihm begegnen. Die Hauptverantwortung für unser Handeln liegt damit bei unserem Streitmark Hile Troy. Er befiehlt das Kriegsheer, und wir werden es nach besten Kräften unterstützen, wie des Landes Not es von uns fordert. Eine Sache jedoch muß uns zuvor noch beschäftigen – dieser Riese namens Markschänder. Diese Frage muß beantwortet werden.«
»Der Stein erklärt den Fall ungenügend«, sagte Verement unwirsch. »Das ist zuwenig. Die Riesen sind stark ... ja, stark und klug. Sie müßten dem Stein widerstehen oder sich ihm entziehen können.«
»Dem pflichte ich bei«, sagte Loerja. »Die Riesen der Wasserkante kennen die Gefährlichkeit des Weltübel-Steins. Eher neige ich zum Glauben, daß sie das Land zur Suche nach ihrer verlorenen Heimat verlassen haben.«
»Ohne Güldenfahrt?« meinte Trevor mißbehaglich. »Das ist unwahrscheinlich. Und es ist nicht das ... was Mhoram geschaut hat.«
Die übrigen Lords hefteten ihre Blicke auf Mhoram. »Nein, das ist nicht, was ich geschaut habe«, bestätigte er nach kurzem Zögern. »Doch laßt uns hoffen, daß ich falsch geschaut habe – oder falsch ausgelegt, was ich schaute. Aber sei's zum Wohl oder Übel, diese Sache überfordert uns zur Zeit. Wir wissen, daß Korik sowie die Lords Hyrim und Shetra alles unternehmen werden, was den Riesen von Nutzen sein kann. Und wir vermögen jetzt nicht weitere Kräfte nach der Wasserkante zu entsenden, um in Erfahrung zu bringen, wie's denn kommt, daß ein Riese sich dazu herbeiläßt, Lord Fouls Heer zu führen. Ich fühle in meinem Herzen, daß wir den Grund weit früher erfahren werden, als uns lieb ist und jeder von uns wünscht.«
»Nun wohl«, sagte der Hoch-Lord und seufzte dabei. »Ich habe deine Worte vernommen. Dann wollen wir die Last dieses Krieges unter uns teilen.« Elena ließ
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