Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
ihren Blick durch die Tafelrunde der Lords schweifen, nahm insgeheim an jedem Lord mit der Verantwortung Maß, die es zu verteilen galt. »Lord Trevor, Lord Loerja«, sagte sie dann, »euch übertrage ich die Verteidigung Schwelgensteins. Eure Aufgabe wird's sein, für die Menschen zu sorgen, die dieser Krieg heimatlos macht, Vorräte anzulegen und die Verteidigungskraft der Feste gegen eine mögliche Belagerung zu stärken ... und die letzte Schlacht des Landes auszutragen, sollten wir anderen scheitern. Lauscht meinen Worten, meine Freunde. Eine schwere Bürde ist's, die ich euch zumute. Jene, die hier verbleiben, müßten am Ende mehr Kraft aufbringen als alle anderen – denn sollten wir fehlgehen, dann müßt ihr bis in den Untergang kämpfen, ohne euch ergeben oder verzweifeln zu dürfen. Ihr könntet in eine ähnliche Zwangslage geraten wie einst Hoch-Lord Kevin, den sie zum Ritual der Schändung verleitete. Ich vertraue darauf, daß ihr widersteht. Das Land darf kein zweites Mal einem solchen Verhängnis preisgegeben werden.« Troy nickte bei sich; Elena hatte gut gewählt. Loerja würde mit allem Einsatz kämpfen und brauchte doch nichts zu unternehmen, das ihre drei Töchter gefährden könnte; und Lord Trevor würde in der Annahme, weniger zu leisten als andere, weit mehr tun als nötig. Die beiden akzeptierten die übertragene Arbeit mit Gelassenheit.
Elena setzte ihre Ausführungen fort. »Außer der Verteidigung Schwelgensteins muß unsere Vorsorge der Schule der Lehren und Trothgard gelten. Die Schule der Lehren muß auf jeden Fall bestehen bleiben. Und Trothgard muß so lange gehalten werden wie nur möglich als Zuflucht für die Heimatlosen, seien's Menschen oder Tiere, und als ein Zeichen, daß wir uns dem Verächter niemals beugen. Im Tal der Zwei Flüsse kann man Trothgard verteidigen, wenngleich nicht allzu leicht. Lord Callindrill, Lord Amatin – diese Last bürde ich euren Schultern auf. Erhaltet Trothgard, auf daß der alte Name Kurash Plenethor, Trümmersteingau, nicht zum Namen des ganzen Landes werde.«
»Einen Moment«, mischte sich mit merklichem Zögern Streitmark Troy ein. »Dann bleiben bloß noch du, Mhoram und Verement, um mich zu begleiten. Ich glaube, ich werde mehr Kräfte brauchen.«
Elena dachte einen Augenblick lang nach. »Lord Amatin«, sagte sie dann, »magst du die Last der Verantwortung für Trothgard allein tragen? Trevor und Loerja gäben dir jede mögliche Unterstützung.«
»Wir stehen im Krieg«, antwortete Amatin schlicht. »Der Einwand, ich sei zu schwach, ist sinnlos. Ich muß lernen, stark zu sein. Die Lehrwarte werden mir helfen.«
»Du wirst stark genug sein«, erwiderte der Hoch-Lord mit einem Lächeln. »Nun wohl. Die restlichen Lords – Callindrill, Verement, Mhoram und ich – werden mit dem Kriegsheer ziehen. Noch zwei Angelegenheiten, dann wollen wir den Streitmark anhören. Blutmark Morin!«
»Hoch-Lord ...« Morin erhob sich, um die Befehle entgegenzunehmen.
»Morin, du bist der Blutmark. Du befiehlst die Bluthüter nach Maßgabe deines Schwurs. Ich ersuche dich, Streitmark Troy jeden Bluthüter zuzuteilen, der von der Verteidigung Schwelgensteins ausgespart werden kann.«
»Jawohl, Hoch-Lord. Zweihundert Bluthüter werden mit dem Kriegsheer unterm Befehl des Streitmarks ziehen.«
»Das ist wohl ersonnen. Doch ich habe noch eine Aufgabe für dich. Reitende Boten müssen in jedes Steinhausen und jegliches Holzheim in den Mittland- und Südlandebenen gesandt werden, ebenso in die angrenzenden Hügel. Alle Menschen, die in des Verächters Stoßrichtung hausen, müssen Warnung erhalten und Zuflucht in Trothgard angeboten bekommen, falls sie's vorziehen, ihre Heimatorte zu verlassen. Und alle, die entlang der südlichen Richtung wohnen, die das Kriegsheer nehmen wird, müssen wir um Hilfe ersuchen – Nahrung für die Krieger, so daß sie unbeschwerter ziehen können, mit weniger Packzeug. Aliantha allein dürften nicht reichen.«
»Es wird geschehen. Die Bluthüter reiten aus, ehe der Mond untergeht.«
Beifällig nickte Elena. »Kein Dank vermag den Bluthütern zu genügen. Ihr gebt untadeligem Dienst einen neuen Namen. Solange im Lande Menschen leben, wird man sich eurer durch eure Treue erinnern.« Der Blutmark verneigte sich knapp und setzte sich wieder. Der Hoch-Lord legte den Stab des Gesetzes vor sich auf die Tafel, nahm ebenfalls erneut Platz und winkte Streitmark Troy zu. Troy atmete tief ein und stand umständlich auf. Er war sich noch
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