Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
über manches unsicher, suchte noch Lösungen. Doch er hatte die Lage wieder in der Hand; er konnte wieder klar denken. Als er zu sprechen begann, verstärkte sich sein Durchblick plötzlich recht schnell.
»Ich möchte keine Zeit mit Entschuldigungen für den Schlamassel verschwenden, in den ich uns gebracht habe. Meine ganze Strategie war auf die Erwartung gestützt, wir würden darüber, wo Lord Foul losmarschiert, innerhalb von fünfzehn Tagen Nachricht erhalten. Nun haben wir fünf Tage verloren. Mehr ist eigentlich nicht passiert. Die meisten hier kennen sich in groben Zügen mit meiner Planung aus. Soviel ich weiß, hatten die Alt-Lords beim Kampf gegen Foul immer zwei Probleme – den schlichten Kräfteverschleiß, den es bedeutete, weit entfernt am Landbruch zu kämpfen, und die Geländebeschaffenheit. Die Mittlandebenen geben jener Armee den Vorteil, die größer und ausgeruhter ist. Es war ursprünglich meine Idee, Foul ungehindert die Hälfte der Strecke marschieren zu lassen und ihn erst am westlichen Ende des Mithil-Tals zur Schlacht zu stellen, wo der Mithil die südliche Grenze Andelains bildet. Von dort aus hätten wir uns nach Südwesten zurückgezogen und Foul zum Unheilswinkel gelockt. Allen Sagen zufolge ist das die Örtlichkeit, wohin sich geschlagene und verfolgte Armeen zurückziehen. Konkret betrachtet, handelt es sich jedoch um die idealste Stelle überhaupt, um ein gegnerisches Heer zu stoppen, das größer und beweglicher ist. Das Terrain – der Engpaß zwischen den Bergen – liefert jedem, der sich dort als erster festsetzt, einen ungeheuren Vorteil – wenn er dort früh genug eintrifft, um sich vorm Eintreffen des Gegners anständig einzugraben. Tja, das war ein ziemlich schlauer Einfall. Aber jetzt nimmt der Krieg einen anderen Lauf. Wir sind um fünf Tage im Rückstand. In zehn Tagen dürfte Foul das Mithil-Tal durchquert haben. Dann wird er nach Norden schwenken, um uns in den Mittlandebenen zum Kampf zu zwingen, wo's ihm gerade paßt. Sollten wir uns von dort aus zurückziehen müssen, würden wir in Trothgard landen.« Er schwieg einen Moment lang, rechnete und unterdrückte ein Stöhnen des Schreckens. Die Mehrzahl der Anwesenden schaute ihn jedoch nur aufmerksam an, und in den Augen mehrerer Lords erkannte er Zuversicht. Ihr Vertrauen rührte ihn. Er mußte plötzlich einen Klumpen in seiner Kehle hinunterschlucken, bevor er weitersprechen konnte. »Es gibt eine Möglichkeit, wie wir's doch noch schaffen können. Es wird die Hölle sein – aber es ist noch mit knapper Not zu schaffen.« Da stockte er für einen Moment. Hölle war eine weit untertriebene Bezeichnung für das, was die Krieger zu erdulden haben würden. Wie konnte er sie zu so etwas auffordern, wenn er die Schuld an den Fehlerwartungen trug, die es notwendig machten? Wie ...? Aber Elena musterte ihn mit festem Blick. Vom Anfang an hatte sie seine Bestrebung unterstützt, das Kommando übers Kriegsheer zu erhalten. Und nun war er der Streitmark. Er, Hile Troy. »Und zwar so«, sagte er in einem Ton, der seinen Verdruß über die unerhörte Zumutung ausdrückte, die er jetzt auszusprechen hatte. »Erstens. Wir haben noch neun Tage. Ich garantiere voll dafür, daß Foul das Westende des Mithil am neunten Tag von heute an erreicht. Für solche Berechnungen ist's ganz gut, keine Augen zu besitzen. Solche Sachen kann ich hundertprozentig einschätzen. Einverstanden? Neun Tage. Wir müssen vor ihm dort sein und ihm den Weg verlegen. Morin, deine zweihundert Bluthüter müssen noch heute abend aufbrechen. Callindrill, du gehst mit ihnen. Auf Ranyhyn könnt ihr in sieben Tagen dort sein. Ihr müßt Foul dort und sonst nirgends zum Stehen bringen. Borillar, wie viele von diesen großen Flößen schwimmen auf dem See?«
»Drei, Streitmark«, antwortete der Herdwart überrascht.
»Wie viele Krieger und Pferde kann so ein Floß befördern?«
Ratlos blickte Borillar hinüber zu Quaan. »Jedes Floß vermag zwei Fähnlein und ihre Streitwarte zu befördern – zweiundvierzig Krieger und die Pferde. Eine solche Last ist aufgrund der Enge aber ein Wagnis.«
»Wenn man mit dem Floß nach Andelain schwimmt, wie schnell kann man die Fähnlein ins Mithil-Tal bringen?«
»So kein Mißgeschick geschieht ... in zehn Tagen. Die Verwendung von Flößen mag vier Tage einsparen.«
»Na gut. Wir haben zwölf berittene Scharen ... gleich zweihundertvierzig Fähnlein. Borillar, ich brauche hundertzwanzig von diesen Flößen. Quaan, du
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