Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
Hoch-Lord durch des Großrats Wahl und Träger von des Gesetzes Stab. Mein Wille gebietet. Ich spreche, und Schwelgenstein selbst bezeugt's.« Sie verbeugte sich vor der Versammlung und eilte durch eine der privaten Seitentüren aus der Klause; unterschiedlich schnell verließen sie auch die übrigen Lords.
Die Beratungskammer leerte sich rasch, indem die Versammlungsteilnehmer an ihre Aufgaben gingen. Troy erhob sich und strebte zur Treppe. Unterwegs sprach Covenant ihn an. »In Wirklichkeit«, meinte Covenant, als verriete er Troy ein Geheimnis, »bist keineswegs du es, dem sie Vertrauen entgegenbringen. Genausowenig wie sie mir Vertrauen schenken. Tatsächlich ist es der Schüler, der dich herbeigezaubert hat. Das ist derjenige, dem ihr Vertrauen gehört.«
»Ich bin beschäftigt«, erwiderte Troy barsch. »Ich habe zu tun. Laß mich in Ruhe!«
»Hör zu!« forderte Covenant ihn grob auf. »Ich versuche bloß, dich zu warnen. Falls du dafür ein Ohr hast. Mit dir wird's auch schiefgehen. Eines Tages in nicht allzu langer Zeit wirst du die Menschen verschlissen haben, die jetzt ums Verrecken marschieren müssen, damit deine Ideen klappen. Und dann wirst du sehen, daß du ihnen das alles umsonst angetan hast. Märsche über dreihundert Längen ... Täler sperren ... Ideen hast du! Verschwenderisch kostspielig und aussichtslos. Deine ganze Taktik wird am Ende keinen Pfifferling wert sein.« Er seufzte. »Meine Güte, Troy. Diese große Verantwortung wird aus dir einen neuen Kevin Landschmeißer machen.« Statt Troys angespanntes Starren zu erwidern, wandte er sich ab und schlenderte aus der Klause, als wisse er kaum, wohin, und als sei es ihm auch gleichgültig.
12
Aufbruch zum Krieg
Kurz vor der Morgendämmerung ritt Troy durch die Tore Schwelgensteins hinaus und in die Richtung des Sees unterhalb der Schleierfälle. Die Düsternis vorm ersten Dämmern trübte seine Sicht, behinderte ihn wie ein Nebel in seinem Geist. Er konnte nicht sehen, wohin er ritt, kaum die Ohren seines Tiers unterscheiden. Aber er schwebte deswegen in keiner Gefahr; er ritt Mehryl, den Ranyhyn, der ihn auserwählt hatte und ihn aufgrund dessen trug. Doch während Troy unterm hohen südlichen Wall der Herrenhöh westwärts trabte, wirkte er wie eine Person mit einem fragwürdigen Vorhaben, wie jemand, der versuchte, auf einem zu dünnen Ast zu balancieren. Ein Großteil der Nacht war für ihn damit vergangen, daß er noch einmal die Entscheidungen durchdachte, die er im Kriegsrat getroffen hatte, und sie bereiteten ihm fürchterliche Sorgen. Er hatte die Lords und das Kriegsheer auf einen Weg geleitet, der so schmal und riskant war wie das schwankende Seil eines Seiltänzers. Doch ihm fehlte jede Wahl. Er mußte entweder auf diese Weise die Flucht nach vorn antreten oder die Kommandogewalt abgeben, die Kriegführung in Quaans Hände legen, der seine Verdienste besaß, aber wenig Einfallsreichtum. Daher hatte er trotz seiner Bedenken nicht gezögert. Er hegte die Absicht, dem ganzen Lande zu zeigen, daß er aus gutem Grund der Streitmark war. Die Zeit drängte. Das Kriegsheer mußte seinen Marsch in den Süden schnellstmöglich antreten. Deshalb überließ er es Mehryl, ihn durch seinen inneren Nebel zu tragen. Indem er den Ranyhyn den Weg suchen ließ, beeilte er sich, zu dem blauen See zu kommen, wo man die Flöße baute. Ehe er den letzten Hügel des Vorgebirges umrundete, geriet er unter verstreute Haufen von Kriegern, die ihre Pferde an den Zügeln hielten. Männer und Frauen grüßten ihn, wo er vorbeiritt, aber er konnte niemanden erkennen. In blinder Erwiderung die rechte Hand erhoben, ritt er ohne ein Wort den gewundenen Pfad entlang. Falls seine Strategie Schiffbruch erlitt, mußten diese Krieger – und die zweihundert Bluthüter, die bereits mit Lord Callindrill ins Mithil-Tal unterwegs waren – als erste für sein Scheitern büßen.
Am Rauschen der Wasserfälle und den Arbeitsgeräuschen der Floßbauer erkannte er, daß er am Rande des Sees angelangt war; unverzüglich sprang er von Mehryls Rücken. Die erstbeste schemenhafte Gestalt, die ihm in die Quere kam, schickte er Schwertmark Quaan holen. Gleich darauf schälten sich die derben Umrisse Quaans aus dem Nebel, begleitet von einem hochwüchsigen Mann mit einem Stab – Lord Verement. Troy verständigte sich mit dem Schwertmark. Einem Lord Anweisungen zu geben, bereitete ihm Unbehagen. »Wie viele Flöße sind fertig?«
»Dreiundzwanzig sind bis jetzt zu
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