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Der siebte Kristall

Der siebte Kristall

Titel: Der siebte Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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den Schrei auf den Lippen, die Gefährten und Rohnen sollten sich schleunigst eine Deckung suchen. Doch der Angriff galt nicht ihnen.
    Winzige Kugeln schossen in den Schlamm und zerplatzten. Aus ihnen stiegen Staubwolken in die Höhe, die sich rasch nach allen Seiten ausbreiteten, um dann wie Regentropfen auf den Morast zurückzusinken. Wie gut die Zwerge zu zielen vermochten, das erwies sich, als die Kügelchen auch in die immer noch blindwütig angreifenden Quallen trafen. Auch hier geschah das gleiche. Der hochfahrende Staub wurde zu feinem Regen – und löste den Schlamm auf!
    »Das ist unglaublich!« entfuhr es Fronja. »Wenn ich es nicht mit eigenen Augen sähe…«
    Der Schlamm kräuselte sich wie unter Feuer, wurde starr und zerbröckelte. Unten bildeten sich zähe Wogen, die auf die Spinnenreiter zurollten, als könnten sie sie vertreiben. Die Zwerge lachten nur und schienen sich einen besonderen Spaß daraus zu machen, ihre Reittiere darüber hinweghüpfen zu lassen. Sie bliesen noch immer. Dort, wo ein großer Teil Carlumens von Schlammzungen bedeckt gewesen war, brach die Kruste auf und rutschte in den Ozean zurück.
    Der Ozean selbst wich zurück!
    »Wieso helfen sie uns?« fragte Tobar. »Sie sind doch Freven!«
    Mythor verfolgte das unheimliche Geschehen atemlos. Der Schlamm um Carlumen schien zu zerfließen. Zwischen zwei Gruppen von Spinnenreitern schob sich eine Landscholle daraus hervor. Als Mythor klarwurde, daß es genau umgekehrt war, begann er zu ahnen, daß sich aus dem endlos erscheinenden Ozean ein regelrechter Hügel um die Fliegende Stadt aufgeschoben hatte – und das sicher unmittelbar nach der Landung.
    Neue Hoffnung erfüllte ihn. Wenn die Masse nur weit genug zurückfloß, und vor allem tief genug…
    Er hatte dies kaum gedacht, als die Zwerge den Beschuß einstellten. Auf ein Zeichen ihres Anführers hin sammelten sie sich. Offenbar hatten sie etwas zu beraten.
    Tobar sah endlich die Gelegenheit gekommen, sein Wissen an die Freunde weiterzugeben. Hastig sagte er:
    »Es sind Freven, so nennen sie sich. Und sie waren daher als mich die Dämonendiener meines Volkes in diesem Sumpfland der Schattenzone übergaben! Ich hätte viel eher erkennen müssen, was dieser Sumpf bedeutet! Es war hier!«
    »Dann heißt das, daß wir nicht in der Dämmerzone von Vanga sind«, flüsterte Fronja, »sondern…«
    »In Gorgan!« ereiferte sich Tobar. »In der Düsterzone, und meine Heimat Tata liegt auf diesem Weg hinter ihr! Es sind zwar dann noch etliche Tagesreisen, doch mit Carlumen können wir Tata und das Dämonentor in viel kürzerer Zeit erreichen!«
    Er blickte Mythor schon wieder so an, als brauchte sein Held nur mit dem Finger zu schnippen, um Carlumen aus dem Morast aufsteigen zu lassen und nach Tata zu lenken.
    »Sagtest du nicht, die Freven waren dabei, als dich die Dämonendiener der Schattenzone übergaben?« fragte Mythor indessen finster.
    »Ja, aber…«
    Die Worte blieben Tobar im Hals stecken, als sich nun bei den Spinnenreitern ein wildes Geschrei erhob. Ihr Anführer riß ein Kampfbeil aus einer Schlaufe. Anstelle der Blasrohre drohten Wurfstöcke, Messer und Steinschleudern in den Fäusten der Zwerge.
    »Sie greifen uns an!« schrie Gerrek. »Bei allen mächtigen Drachen der Großen Zeit! Sie haben Carlumen nur von den Schlammzungen befreit, um die Stadt zu erobern!«
    Und die ersten Freven trieben ihre Spinnen an, erreichten Carlumen und schleuderten ihre Waffen.

4. Das Auge des Vuhjoon
    Die Fliegende Stadt steckte nach wie vor tief im Sumpf, wenngleich der Schlamm von ihr gewichen war und sie bis knapp unterhalb der Wehrmauern auf der versunkenen Seite freigegeben hatte. Der Kiel steckte noch fest. An ein Heraussteuern aus eigener Kraft war auch jetzt noch nicht zu denken. Der Morast blieb jedoch ruhig und bildete keine neuen Ungeheuer mehr aus.
    Carlumen zu bewegen, war auch das letzte, woran die Besatzung in diesen Augenblicken dachte. Es ging um das nackte Leben. Kaum einer Gefahr halbwegs entronnen, sahen die Gestrandeten sich einem neuen Gegner gegenüber, der mit nie erwarteter Heftigkeit erbarmungslos angriff.
    Mythors Schatten schien sich nach dem fehlgeschlagenen Anschlag zunächst wieder abwartend zu verhalten. Nur so war zu deuten, daß der Gorganer sich leichtfüßig und wieder kraftvoll bewegte und blitzschnell seine Entscheidungen treffen konnte. Er teilte die Krieger und die Magiekundigen ein. Agon, dem die Rohnen nun die gleiche Bewunderung entgegenbrachten

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