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Der siebte Kristall

Der siebte Kristall

Titel: Der siebte Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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hätten wir ihnen Salz anbieten können«, sagte Mythor. »Hier gibt es vielleicht nur eines, das ihnen Respekt einflößt.«
    Er ging zum Steuertisch und nahm einen der vier DRAGOMAE-Kristalle.
    Ich hoffe, dachte er, daß ich das Richtige tue, Shaya!
    Die Gefährten hingegen waren einhellig anderer Meinung. Sie beschworen ihn, den Stein zurückzulegen, um nicht auch noch diesen zu verlieren.
    »Wenn wir Carlumen nicht halten und wieder freimachen können«, wehrte er alle Proteste ab, »verlieren wir sie alle!«
*
    Der Angriff erfolgte so überraschend wie der vorherige. Ohne daß bei den Freven jemand ein Zeichen gab, trieben sie ihre Reittiere an und überschwemmten Carlumen, wo man sie diesmal erwartete.
    Sämtliche Besatzungsmitglieder befanden sich entweder im Bug oder bei den Rohnen in der Pueblostadt. Niemand war draußen im Freien und bot den kreisenden Messern ein Ziel. Mythor lag neben Tobar flach auf der Treppe hinter dem Eingang des Bugkastells und wartete auf einen günstigen Augenblick, um vorzutreten und sich den Spinnenreitern zu zeigen. Vor allem wollte er sehen, ob sie von ihren Tieren abstiegen oder selbst jetzt noch davor zurückschraken.
    »Natürlich habe ich sie damals auch zu Fuß gehen gesehen«, flüsterte Tobar auf eine Frage. »Vielleicht haben sie zuviel Angst. Ich verstehe das alles nicht.«
    Mythor beobachtete weiter. Manchmal hatte es den Anschein, als rammten die Sumpfläufer sich gegenseitig. Bald war die Verwirrung unter den Freven vollkommen. Sie griffen die Mauern an, wie um die verschwundenen Menschen daraus hervorzuscheuchen.
    »Der dort«, Tobar deutete auf den einzigen Zwerg, der auf dem Kopf einen bunten Federschmuck trug, »ist ihr Anführer. Doch sie haben Schamanen, die größere Macht besitzen als die Stammesoberhäupter. Sie tragen Ketten aus Tierknochen um den Hals, aber ich sehe keinen. Wenn ein Schamane bei der Gruppe ist, so muß er bei den anderen warten.«
    Mythor behielt den Anführer im Auge. Er trieb seine Spinne zu gewaltigen Sprüngen an, die ihn und das Tier auf Mauern und Dächer brachten. Dann war er ganz oben auf dem Kastell und überblickte die Fliegende Stadt wie ein Feldherr.
    Es war das Zeichen für Mythor. Tobars Bewunderung für ihn kannte keine Grenzen mehr, als er sich aufraffte und aus dem Bugkopf lief. Den DRAGOMAE-Kristall in der linken, das Gläserne Schwert leuchtend in der rechten Hand, war er mit wenigen weiten Sätzen beim Geschützturm und neben dem Wurf bock. Von hier sahen die Freven auf ihren Sumpfläufern wie vielbeinige Fabelwesen aus, die sich spielerisch über eine unwirkliche Landschaft bewegten.
    Mythor stand hochaufgerichtet und hob beide Arme. Der Kristall versprühte selbst in der Düsternis Strahlen von farbigem Licht.
    »Seht her!« rief Mythor. »Ich weiß, daß ihr mich hört und versteht! Seht auf das Licht des Steines und wählt zwischen ihm und dem Schwert in meiner Rechten! Wir kamen nicht freiwillig in euer Land und suchen nicht den Kampf, sondern eure Freundschaft!«
    Im gleichen Moment kamen seine Worte ihm lächerlich vor. Was erwartete er denn? Daß der Kristall einen Zauber auf sie ausübte? Daß sein Licht die dämonische Saat auslöschte, die vielleicht in ihren Herzen gedieh?
    Er hielt den Atem an. Die Freven drehten sich mit ihren Tieren und starrten zu ihm herauf. Hände stießen in die Höhe, und Arme bogen sich weit zurück, um Schwung für geschleuderte Messer und Steine zu holen.
    Die Stille war vollkommen. Mythor spürte die eisige Kälte der Düsterzone, als käme sie aus seinem Körper. Er wußte, daß er verloren war, wenn der Anführer den Angriff befahl.
    Er konnte das Gesicht des Freven nicht sehen. Zu weit waren sie voneinander entfernt. Kein Wort zerriß die Stille und löste die unerträglich werdende Spannung. Carlumen, der endlose Sumpf, die Spinnenreiter – dies alles wirkte wie eingefroren.
    Dann endlich rief der Anführer einen Befehl, und das Wunder geschah. Die Freven trieben ihre Tiere von Carlumen fort und schlossen zu ihren wartenden Artgenossen auf. Nur ihr Anführer blieb auf dem Kastell. Mythor sah das Messer erst, als es eine Handbreit an ihm vorbeifuhr, hinter ihm einen Bogen beschrieb und wie an einer Schnur gezogen in die Hand des Zwerges zurückkehrte.
    »Du hast das Auge des Vuhjoon!« rief der Freve schrill. »Wenn du mit uns reden willst, so komme allein auf die Landscholle, die wir dem Daihn entrissen haben!«
    Mythor kam nicht dazu, eine Frage zu stellen. Der Freve trieb

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