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Der siebte Kristall

Der siebte Kristall

Titel: Der siebte Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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der Schatten.
    Nur Mythor sah ihn. Schon glaubte er, von neuer Schwäche übermannt werden zu müssen. Doch der Spuk war von nur kurzer Dauer. Mythor glaubte, die Züge eines höhnisch grinsenden Gesichts und eine winkende Hand zu sehen, als wollte der Schatten ihm zurufen: Geh nur! Zieh in dein Verderben!
    Er löste sich auf. Das Kastell war so verlassen wie vorher. Es war eine falsche Annahme gewesen, der Schatten könne nur in Mythors Nähe leben. Sollte er nun darüber erleichtert sein – oder noch besorgter?
    »Worauf warten wir!« rief der Sohn des Kometen. »Je eher wir dem Vuhjoon sein Auge bringen, desto früher sind wir zurück!«
    Fronja stand bei ihm und streckte ihm ihre Hand entgegen. Er ergriff und drückte sie.
    »Du weißt doch, wer Vuhjoon ist?« fragte sie leise.
    »Ich weiß es. Entweder wird der Darkon bald nur noch fünf Leben haben, oder…«
    Er ließ die andere Möglichkeit unausgesprochen und schlug seinem Reittier mit der flachen Hand hinter den Kiefer.

5. Der siebte Kristall
    Etwa die Hälfte der Freven blieb bei Carlumen zurück, um ihr Versprechen einzulösen. Kjobo sah es nicht gerne. Der Stammesführer sorgte dafür, daß stets drei oder vier Zwerge bei einem der Carlumer ritten und mindestens eine Hand an den Waffen hatten. Huij hingegen zeigte sich von Stunde zu Stunde freundlicher und aufgeschlossener. Er bildete mit Mythor und Gerrek die Spitze des Zuges. Für Kjobo und die anderen Freven schien das zu bedeuten, daß die Fremden unter des Schamanen persönlichem Schutz standen, bis die Pfahlsiedlung erreicht war.
    Der DRAGOMAE-Kristall befand sich tief in Gerreks Bauchtasche.
    Mythor hatte ihn vorzeigen müssen, doch es blieb dabei: nur er allein würde ihn dem Dämon übergeben. Durch einen einfachen Taschenspielertrick, den Gerrek von Joby gelernt hatte, schaffte er es, kleine Flämmchen seines Drachenatems aus der Bauchfalte schlagen zu lassen, ohne sich selbst dabei zu verbrennen. Sollten die Freven wider Erwarten einen Betrug versuchen, so hatte Mythor Kjobo erklärt, würde das Auge des Vuhjoon in diesem Feuer vergehen.
    »Zürne ihm nicht«, sagte Huij, als sie über den Sumpf ritten, der nun dunkler und fester war. »Kjobo hat nicht nur Angst vor dem Dämon. Er muß vielmehr befürchten, daß er als Anführer davongejagt wird, falls er ohne Erfolg zum Stamm zurückkehrt. Es sind viele andere Gruppen auf der Suche nach dem Stein, und es gibt viele ehrgeizige Freven, die nur auf seinen Fehler warten.«
    »Aber er hatte doch Erfolg.«
    »Erst wenn der Vuhjoon zufriedengestellt ist.«
    Mythor verstand. Offenbar sollte es Kjobos Aufgabe sein, zum Dämon zu gehen. Daß er diese zweifelhafte Ehre nun einem Fremden überlassen mußte, grämte ihn. Andererseits schien er heilfroh zu sein, diesen Dienst einem anderen abtreten zu können.
    »Er muß sein Gesicht wahren«, sagte Huij, als hätte er Mythors Gedanken erraten. »Dir kann ich es nicht verdenken, wenn du nach unserem Angriff mißtrauisch bleibst. Doch denke nicht, daß es so einfach ist, das Auge zurückzugeben. Der Vuhjoon ist unberechenbar, aber die größte Gefahr wird dir vom Sumpf drohen.«
    »Ich denke, wir haben den Daihn hinter uns gelassen?« wunderte sich Mythor.
    Huij lachte trocken.
    »Den Daihn schon, Mythor. Ihn, der vor den Lebzeiten ungezählter Ahnen und Urahnen zum Leben erwachte, haben wir zu bändigen gelernt. Doch hinter unseren Siedlungen beginnt eine Zone anderer Schrecken. Du wirst gegen Trugbilder und giftige Dämpfe zu kämpfen haben, gegen die selbst die Künste der Schamanen nichts auszurichten vermögen. Der Sumpf spuckt sie aus, doch es heißt, daß sie der todbringende Atem des Vuhjoon sind.«
    Sollte Mythor noch Zweifel gehabt haben, so beseitigte diese Auskunft sie endgültig. Zu gut nur erinnerte er sich an die Giftwolke, in deren Schutz der Darkon in die Königscruse eingedrungen war.
    Der Ritt ging weiter. Ringsum war nur düstere Einöde. Nichts wuchs hier aus dem Morast. Keine Tiere huschten über das endlose Braun, das an vielen Stellen aufgerissen war. Der Trupp mußte mehrmals tiefe Spalten umreiten, die bis zu zehn Schritt breit waren.
    »Hat jemals ein Freve das Land jenseits der Düsternis gesehen?« fragte Mythor nach vielen Stunden des Schweigens, als er glaubte, bis zu seinem Lebensende so weiterziehen zu können, ohne je eine andere Landschaft vorzufinden.
    »Einige haben sich aufgemacht«, sagte Huij finster. »Sie kamen niemals zurück.«
    Er stellte auch jetzt keine

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