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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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während sich der Bär zusammenrollte und ein Nickerchen machte, da er sich den Bauch mit Mais in unterschiedlichen Variationen vollgeschlagen hatte. Davy allerdings entfernte sich nicht weit von ihm, denn der Bär schnupperte selbst im Schlaf und vergewisserte sich, daß Davy in seiner Nähe blieb.
    Natürlich machte Davy gute Miene zum bösen Spiel. Schließlich hatte er seinen Stolz.
    »Ein Mann tut seinen Freunden Gefallen, und dieser Bär ist mein Freund«, sagte Davy. »Wie ihr sicher erraten könnt, bin ich mit dem Fallenstellen fertig, daher suche ich nach einem neuen Metier, mit dem ich meinem Freund helfen kann, sich auf den Winter vorzubereiten. Damit will ich sagen, ich muß etwas Mais erwerben und hoffe, einige von euch haben Arbeit für mich. Der Bär schaut nur zu, ich verspreche es, er ist keine Gefahr für euer Vieh.«
    Nun, natürlich hörten sie ihn an, weil man dazu neigt, einem Mann, der es irgendwie so weit gebracht hat, zum Diener eines Grizzlybären zu werden, zumindest eine Zeitlang zuzuhören. Aber es bestand nicht die geringste Chance, daß sie einen Bären in die Nähe ihrer Schweine- oder Hühnerställe lassen würden, zumal der Bär ganz eindeutig nicht die Absicht zeigte, seinen Lebensunterhalt auf ehrliche Weise zu verdienen. Wenn er bettelte, reimten sie sich zusammen, dann würde er auch stehlen, und das konnten sie nicht gebrauchen.
    Derweil kam es, während der Bär sein Nickerchen machte und Davy mit den Farmern redete, zum Wiedersehen zwischen Alvin und Arthur, wobei Arthur Stuart ihm erzählte, was er sich zusammengereimt hatte. »Ein Mechanismus in der Waage sorgt dafür, daß sie leichter wiegt, wenn der Wagen voll ist, und schwerer, wenn er leer ist, und dadurch bekommen die Farmer weniger Gewicht angerechnet. Aber dann wiegt sie ohne eine Veränderung leichter bei den leeren Wagen der Käufer und schwerer, wenn sie voll sind, und damit bekommt Rack mehr Gewicht angerechnet, wenn er denselben Mais verkauft.«
    Alvin nickte. »Hast du herausgefunden, ob diese Theorie tatsächlich wahr ist?«
    »Er läßt mich erst aus den Augen, wenn es ganz dunkel ist, und in der Dunkelheit kann ich nicht runterschleichen, weil ich nichts sehe. Außerdem bin ich nicht so verrückt, das Risiko einzugehen, daß ich dabei erwischt werde, wie ich im Dunkeln um die Maschinen herumschleiche.«
    »Schön zu sehen, daß du ein Hirn hast.«
    »Sagt der Mann, der immer wieder im Gefängnis landet.«
    Alvin schnitt ihm eine Grimasse, aber derweil schickte er seine Wünschelrute aus, um den unterirdischen Mechanismus der Waage zu sondieren. Tatsächlich gab es da eine Sperrklinke, die beim ersten Wiegen faßte und den Hebel etwas hob, wodurch weniger Gewicht angezeigt wurde; und beim nächsten Wiegen löste sich die Sperrklinke, der Hebel sank zurück und zeigte mehr Gewicht. Kein Wunder also, daß Rack nicht gewollt hatte, daß sich Alvin den Mechanismus der Waage ansah.
    Die Lösung, die Alvin sah, war denkbar einfach. Er bat Arthur Stuart, sich dicht neben die Waage zu stellen, aber nicht darauf. Rack notierte das Gewicht des leeren Wagens, und während der Wagen von der Plattform gezogen wurde, stand er da und rechnete die Differenz aus. In dem Moment, als der Wagen von der Plattform war, ging Alvin auf Arthur Stuart zu und sagte so laut, daß alle es hören konnten:
    »Närrischer Junge! Was machst du da! Hast du nicht gesehen, daß du auf der Waage gestanden hast?«
    »Hab ich nicht!« rief Arthur Stuart.
    »Glaube ich auch nicht«, sagte ein Farmer. »Ich habe mir auch Gedanken darüber gemacht, weil er so nahe war, darum hab ich genau hingesehen.«
    »Aber ich habe gesehen, daß er daraufgestanden hat«, sagte Alvin. »Ich finde, dieser Farmer sollte nicht um Mais vom Gewicht dieses Jungen gebracht werden!«
    »Ich bin sicher, daß der Junge nicht auf der Waage gestanden hat«, sagte Rack, der von seinen Berechnungen aufschaute.
    »Nun, das läßt sich ja leicht feststellen«, sagte Alvin. »Rollen wir den leeren Wagen wieder auf die Waagenplattform.«
    Nun bekam Rack es mit der Angst zu tun. »Ich will Ihnen was sagen«, wandte er sich an den Farmer, »ich rechne Ihnen das Gewicht des Jungen einfach an.«
    »Ist diese Waage empfindlich genug, daß sie das Gewicht des Jungen bestimmen kann?« fragte Alvin.
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte Rack. »Schätzen wir doch einfach.«
    »Nein!« rief Alvin. »Dieser Farmer will nichts weiter als seinen fairen Preis, und es ist nicht recht, daß er

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