Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
erwähnen müssen! Das Grab eines alten Pontifex, und sie verheimlichen es vor mir? Unglaublich. Unglaublich!«
    »Es war Magadone Sambisa selbst, die den Befehl gab, daß alle Neuigkeiten über die Entdeckung zurückgehalten werden sollten. Es fand keine öffentliche Bekanntmachung statt. Nicht einmal den Grabarbeitern wurde gesagt, was sie freigelegt hatten. Es war ein Geheimnis, das nur den Archäologen der Ausgrabung bekannt sein sollte.«
    »Auch das hat Hieekraad gesagt?«
    »Ja, Majestät. Sie sagte, daß Magadone Sambisa die Befehle noch am selben Tag gab, als das Grab gefunden wurde. Diese Hieekraad erzählte mir darüber hinaus, daß Dr. Huukaminaan ganz und gar nicht mit Magadone Sambisas Entscheidung einverstanden war, daß sie sogar einen heftigen Streit deswegen hatten. Aber schließlich fügte er sich. Und als der Mord geschah und bekannt wurde, daß Ihr Velalisier einen Besuch abstatten würdet, berief Magadone Sambisa eine Sitzung ein und ordnete an, daß man Euch nichts davon sagen sollte. Alle, die mit der Ausgrabung zu tun hatten, bekamen den ausdrücklichen Befehl, dieses Wissen vor Euch geheimzuhalten.«
    »Absolut unglaublich«, murmelte Valentine.
    Aarisiim sagte ernst: »Ihr müßt die Frau Hieekraad beschützen, Majestät, wenn Ihr diese Angelegenheit untersucht. Sie wird große Schwierigkeiten bekommen, wenn Magadone Sambisa erfährt, daß sie diejenige war, die die Geschichte von der Grabstätte ausgeplaudert hat.«
    »Hieekraad ist nicht die einzige, die große Schwierigkeiten bekommen wird«, sagte Valentine. Er schlüpfte aus seinem Nachtgewand und zog sich an.
    »Noch etwas, Majestät. Der Khivanivod Torkkinuuminaad - er hält sich derzeit an der Grabstätte auf. Dorthin hat er sich zum Gebet zurückgezogen. Ich habe diese Information von Vorarbeiter Vathiimeraak.«
    »Großartig«, sagte Valentine. Seine Gedanken wirbelten durcheinander. »Der Khivanivod des Dorfes spricht seine Piurivargebete im Grab eines Pontifex! Wunderbar! Ausgezeichnet! - Bringt Magadone Sambisa sofort zu mir, Aarisiim.«
    »Majestät, es ist sehr früh und . . .«
    »Habt Ihr nicht gehört, Aarisiim?«
    »Majestät«, sagte der Gestaltwandler, diesmal unterwürfiger. Er verbeugte sich tief. Und ging hinaus, um Magadone Sambisa zu holen.
     
    »Das urzeitliche Grab eines Pontifex, Magadone Sambisa, und nichts darüber wird bekanntgegeben? Das urzeitliche Grab eines Pontifex, und wenn der derzeitige Pontifex kommt, um sich ein Bild von der Ausgrabung zu machen, tut Ihr alles, was in Eurer Macht steht, um zu verhindern, daß er davon erfährt? Ich darf Euch versichern, daß es mir äußerst schwerfällt, das alles zu glauben.«
    Es war immer noch eine Stunde bis zur Dämmerung. Magadone Sambisa, die wegen dieses Gesprächs aus dem Schlaf gerissen worden war, sah noch blasser und hagerer aus als gestern, und nun konnte man auch eine Andeutung von Furcht in ihren Augen erkennen. Aber trotz alledem gelang es ihr immer noch, etwas von der unnachgiebigen Kraft zu mobilisieren, die sie zu der hervorragenden Archäologin gemacht hatte, die sie war. Ihre Stimme hatte sogar einen stählernen Unterton von Trotz, als sie sagte: »Wer hat Euch von diesem Grab erzählt, Euer Majestät?«
    Valentine ließ die Frage unbeantwortet. »Es geschah auf Euren Befehl hin, daß die Geschichte geheimgehalten wurde, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Gegen die vehementen Einwände von Dr. Huukaminaan, soweit man mir gesagt hat.«
    Nun huschte Wut über ihre Gesichtszüge. »Sie haben Euch alles erzählt, richtig? Wer war es? Wer?«
    »Ich darf Euch daran erinnern, Lady, daß ich derjenige bin, der hier die Fragen stellt. Stimmt es also, daß Dr. Huukaminaan nicht mit Eurer Anweisung übereinstimmte, die Entdeckung geheimzuhalten?«
    »Ja.« Mit sehr kläglicher Stimme.
    »Und warum?«
    »Er betrachtete es als Verbrechen gegen die Wahrheit«, sagte Magadone Sambisa immer noch sehr leise. »Ihr müßt begreifen, Majestät, daß Dr. Huukaminaan nur für seine Arbeit lebte. Und die bestand, wie bei uns allen, darin, durch rigorose Anwendung der archäologischen Disziplinen verlorengegangene Aspekte unserer Vergangenheit ans Licht zu bringen. Dem allein galt sein ganzes Sinnen und Trachten, er war ein wahrer und hingebungsvoller Wissenschaftler.«
    »Wohingegen Ihr selbst nicht ganz so hingebungsvoll seid?«
    Magadone Sambisa errötete und wandte beschämt den Blick ab. »Ich muß gestehen, mein Vorgehen könnte diesen Eindruck erwecken. Aber manchmal

Weitere Kostenlose Bücher