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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Frühling lockt Aspen Ged und Tenar zu Ogions Haus zurück, und da sie keinen Zauber bewirken können, sind sie ihm schutzlos ausgeliefert. Er demütigt sie und ist im Begriff, sie zu töten. Nun findet das verstümmelte, ohnmächtige Kind Therru endlich seinen wahren Namen, Tehanu, und ihre eigene Macht. In der Sprache der Drachen, der Sprache des Schöpfens, ruft sie den Drachen Kalessin. Der Drache vernichtet Aspen und begrüßt Therru als eine Tochter. Sie wird zunächst bei Ged und Tenar leben, später aber bei den Drachen: »Ich gebe Euch mein Kind«, sagt Kalessin zu Ged, »so wie Ihr mir Eures geben werdet.«

URSULA K. LE GUIN
Drachenkind
    1. Iria
    Die Vorfahren ihres Vaters hatten eine große, fruchtbare Domäne auf der großen, fruchtbaren Insel Weg besessen. In den Tagen der Könige weder einen Titel noch das Hofprivileg gefordert, das Land und seine Menschen in den dunklen Jahren nach dem Fall von Maharion mit strenger Hand geführt, ihre Gewinne wieder in das Land investiert, eine Art von Gerechtigkeit aufrechterhalten und kleine Tyrannen abgewehrt. Als unter der Herrschaft der weisen Männer von Roke wieder Ordnung und Frieden im Archipel einkehrten, erlebte die Familie mit ihren Farmen und Dörfern zumindest eine Zeitlang eine Blüte. Wohlstand und die Schönheit der Wiesen und Hochlandweiden und eichengekrönten Hügel machten die Domäne zu einem geflügelten Wort, so daß die Leute sagten: »so fett wie eine Kuh von Iria« oder »glücklich wie ein Irianer«. Die Herren und viele Pächter der Domäne fügten den Namen ihrem eigenen hinzu und nannten sich selbst Irian. Aber auch wenn die Farmer und Schafhirten so zuverlässig und standhaft wie die Eichen von einer Jahreszeit zur nächsten lebten, von Jahr zu Jahr und Generation zu Generation, veränderte sich die Familie, die das Land besaß, durch Zeit und Wechselfall.
    Ein Streit zwischen Brüdern wegen des Erbes entzweite sie. Ein Erbe trieb sein Gut durch Habgier in den Ruin, der andere durch Dummheit. Einer hatte eine Tochter, die einen Kaufmann heiratete und versuchte, ihr Gut von der Stadt aus zu führen, der andere hatte einen Sohn, dessen Söhne wieder stritten und das geteilte Land erneut teilten. Zu der Zeit, als das Mädchen namens Drachenkind geboren wurde, war die Domäne Iria, obschon immer noch eine der bezauberndsten Regionen von Hügeln und Feldern und Wiesen in ganz Erdsee, ein Schlachtfeld der Fehden und Prozesse. Farmland lag brach, Farmhäuser blieben ohne Dach, Melkschuppen standen leer, und die Schafhirten folgten ihren Herden über die Berge zu besseren Weiden. Das alte Haus, das einst Mittelpunkt der Domäne gewesen war, stand als Ruine zwischen den Eichen auf dem Hügel.
    Sein Besitzer war einer von vier Männern, die sich Herren von Iria nannten. Die anderen drei nannten ihn Herr von Alt-Iria. Er verschwendete seine Jugend und den Rest seines Erbes in Gerichtssälen und den Vorzimmern der Lords von Weg in Shelieth, wo er versuchte, sein Anrecht auf das gesamte Gut geltend zu machen, wie es vor hundert Jahren gewesen war. Er kam ohne Erfolg und verbittert zurück und verbrachte sein Alter damit, den herben Rotwein seines letzten Weinbergs zu trinken und mit einem Rudel mißhandelter, unterernährter Hunde seine Grenzen abzuschreiten, um Eindringlinge von seinem Land fernzuhalten.
    Während seines Aufenthaltes in Shelieth hatte er geheiratet, eine Frau, über die niemand in Iria etwas wußte, denn sie kam von einer anderen Insel, sagte man, irgendwo im Westen, und sie kam nie nach Iria, denn sie starb im Kindbett dort in der Stadt. Als er nach Hause kam, hatte er eine drei Jahre alte Tochter bei sich. Er übergab sie der Haushälterin und vergaß sie. Wenn er betrunken war, erinnerte er sich manchmal an sie. Wenn er sie finden konnte, ließ er sie neben seinem Stuhl stehen oder auf seinen Knien sitzen und anhören, welches Unrecht ihm und dem Haus Iria angetan worden war. Er fluchte und weinte und trank und ließ sie auch trinken und schwören, daß sie zu ihrem Erbe stehen und das Haus Iria ehren sollte. Sie trank den Wein, aber sie haßte die Flüche und Schwüre und Tränen und die feuchten Liebkosungen, die danach kamen. Sie floh, wenn sie konnte, und ging zu den Hunden und Pferden und dem Vieh hinunter und schwor ihnen, daß sie treu zu ihrer Mutter stehen würde, die niemand kannte oder ehrte oder achtete außer ihr.
    Als sie dreizehn war, sagten der alte Winzer und die Haushälterin, die als einzige vom Personal

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