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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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dich geirrt. Das ist sein Name. Er kann ihn haben. Er ist so stolz darauf, auf sein dummes Gut, seinen dummen Großvater. Ich will ihn nicht. Ich nehme ihn nicht. Er ist nicht ich. Ich weiß immer noch nicht, wer ich bin. Aber ich bin nicht Irian!« Sie verstummte unvermittelt, als sie den Namen ausgesprochen hatte.
    Die Hexe sagte immer noch nichts. Sie schritten nebeneinander in der Dunkelheit dahin. Schließlich sagte Rose mit beschwichtigender, ängstlicher Stimme: »Er kam mir so -«
    »Wenn du ihn jemals jemandem sagst, töte ich dich«, sagte Drachenkind.
    Daraufhin blieb die Hexe stehen. Sie fauchte wie eine Katze. »Jemand sagen?«
    Drachenkind blieb ebenfalls stehen. »Tut mir leid«, sagte sie nach einem Moment. »Aber ich komme mir vor - ich komme mir vor, als hättest du mich betrogen.«
    »Ich habe deinen wahren Namen ausgesprochen. Er ist nicht das, was ich erwartet hatte. Und mir ist nicht wohl dabei. Als hätte ich etwas unvollendet gelassen. Aber es ist dein Name. Wenn er dich verrät, dann ist das seine Wahrheit.« Rose zögerte und fuhr dann kühl, aber nicht mehr so wütend fort: »Wenn du die Macht willst, mich zu verraten, Irian, die gebe ich dir. Mein Name ist Etaudis.«
    Der Wind war wieder aufgekommen. Sie erschauerten beide und klapperten mit den Zähnen. Sie standen einander auf dem schwarzen Weg von Angesicht zu Angesicht gegenüber und konnten doch kaum erkennen, wo die andere war. Drachenkind streckte tastend die Hand aus und ergriff die der Hexe. Sie legten die Arme zu einer heftigen, langen Umarmung umeinander. Dann eilten sie weiter, die Hexe zu ihrer Hütte am Dorfrand, die Erbin von Iria den Hügel hinauf zu dem verfallenen Haus, wo alle Hunde, die sie ohne viel Aufhebens hatten gehen lassen, sie mit einem derartigen Lärm und Aufruhr von Bellen empfingen, daß im Umkreis von einer halben Meile alle davon wach wurden, außer dem Hausherrn, der besinnungslos betrunken vor seinem kalten Kamin lag.
    2. Elfenbein
    Birke, der Herr von Iria von Westteich, besaß das alte Haus nicht, aber ihm gehörte das zentral gelegene fruchtbarste Land der alten Domäne. Sein Vater, der sich mehr für Weingärten und Haine interessierte als für Zwistigkeiten mit seinen Verwandten, hatte Birke ein florierendes Unternehmen hinterlassen. Birke hatte Männer eingestellt, die sich um Farm, Weinberge, Böttcherei und Fahrlohn und alles kümmerten, während er seinen Reichtum genoß. Er heiratete die schüchterne Tochter des jüngeren Bruders des Lord von Wegfürde und erfreute sich maßlos an dem Gedanken, daß seine Töchter von adligem Geblüt waren. Zu der Zeit war es der letzte Schrei unter Adligen, einen Magier zu beschäftigen, einen echten Magier mit Stab und grauem Mantel, der auf der Insel der Weisen ausgebildet worden war, und so holte sich der Herr von Iria von Westteich einen Magier von Roke. Es überraschte ihn, wie leicht man einen bekommen konnte, wenn man den Preis bezahlte.
    Der junge Mann, der Elfenbein hieß, hatte noch gar keinen Stab und Mantel; er erklärte, daß er zum Magier gemacht werden würde, wenn er nach Roke zurückkehrte. Die Meister hätten ihn in die Welt hinausgeschickt, um Erfahrungen zu sammeln, denn kein Schulunterricht kann einem Mann die Erfahrung vermitteln, die er braucht, um ein Magier zu sein. Das quittierte Birke mit einem zweifelnden Blick, aber Elfenbein erklärte ihm, daß ihm während seiner Ausbildung auf Roke jede Form von Magie beigebracht worden war, die in Iria von Westteich auf Weg gebraucht werden konnte. Um das zu beweisen, ließ er es so aussehen, als würde ein Rudel Wild durch das Eßzimmer laufen, gefolgt von einer Schar Schwäne, die auf wundersame Weise zur Südwand hereingeschwebt kamen und durch die Nordwand verschwanden; und zuletzt sprudelte ein Springbrunnen in einem silbernen Becken mitten auf dem Tisch. Und als der Hausherr und seine Familie zaghaft dem Beispiel des Magiers folgten und ihre Tassen daran füllten und das Wasser kosteten, schmeckte es lieblich wie goldener Wein. »Wein von den Andraden«, sagte der junge Mann mit einem bescheidenen, höflichen Lächeln. Inzwischen waren Frau und Töchter rundum überzeugt. Und Birke dachte, daß der junge Mann sein Geld wert war, auch wenn er insgeheim den trockenen roten Fanian seines eigenen Weinbergs bevorzugte, der einen betrunken machte, wenn man genug davon trank, wohingegen dieses gelbe Zeug nur Honigwasser war.
    Wenn der junge Magier Erfahrung suchte, bekam er nicht viel geboten in

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