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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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der buchstäblichen Vernichtung führt, als der untote Unsterbliche Ineluki den Konflikt für seine Zwecke ausnutzt.
    Zu denen, die in diesen umfassenden apokalyptischen Kampf hineingezogen werden, gehören der Küchenjunge Simon Schneelocke; Miriamel, die Tochter eines der königlichen Brüder; Binabik der Troll; die geheimnisvolle Hexe namens Geloë; und mehrere Angehörige von Inelukis Sithi - fast unsterbliche Wesen, für deren Schutz er einst sein Leben hingab.
    Fünf Jahrhunderte vor der Ära von Priester Johan, in der Endphase des jahrtausendealten Reichs seiner Rasse, war Ineluki Lord des Hochhorst gewesen, der damals noch unter seinem uralten Namen Asu´a bekannt war. Als Sterbliche seine Festung belagerten, hatte er einen schrecklichen Zauberspruch gesprochen, ein letzter und selbstmörderischer Versuch, die menschlichen Emporkömmlinge zu besiegen. Ineluki und seine Anhänger waren in der Feuersbrunst umgekommen, und Asu´a war weitgehend zerstört worden, aber die Sterblichen, die überlebten, bauten einfach auf den Ruinen der gewaltigen Festung der Sithi und machten sie zu ihrer eigenen. Im Lauf von Jahrhunderten erhoben verschiedene Könige aus unterschiedlichen Ländern Anspruch auf das Schloß, darunter der Reiherkönig, der Hochkönig und der Fischerkönig aus den Legenden von Osten Ard, aber keiner konnte sie lange halten, bis Priester Johan seine legendäre Regentschaft begann.

TAD WILLIAMS
Der brennende Mann
    Jahre, viele Jahre später schrecke ich immer noch in tiefster Nacht hoch und sehe sein gequältes Gesicht vor mir. Und in diesen schrecklichen Träumen bin ich stets hilflos und kann sein Leiden nicht lindern.
    Darum werde ich euch die Geschichte in der Hoffnung erzählen, daß die letzten Geister ihre Ruhe finden, sofern das an einem Ort wie diesem, wo es mehr Geister als lebende Seelen gibt, je passieren kann. Aber ihr werdet genau zuhören müssen -dies ist eine Geschichte, die auch der Erzähler nicht ganz versteht.
    Ich werde euch von Lord Sulis erzählen, meinem berühmten Stiefvater.
    Ich werde euch erzählen, was mir die Hexe vorhergesagt hat.
    Ich werde euch von der Liebe erzählen, die mein war und die ich verloren habe.
    Ich werde euch von der Nacht erzählen, als ich den brennenden Mann gesehen habe.
     
    Tellarin schenkte mir Kleinigkeiten, aber für mich waren es keine Kleinigkeiten. Mein Liebster brachte mir Bonbons und lachte, wenn er sie mich so gierig essen sah.
    »Ah, kleine Breda«, sagte er zu mir. »Es ist seltsam und wunderbar, daß ein einfacher Soldat Honigfeigen in das Gemach einer Königstochter schmuggeln muß.« Und dann küßte er mich, drückte sein rauhes Gesicht an meines und küßte mich, und das war süßer als die köstlichste Leckerei, die Gott je gemacht hat.
    Aber Sulis war kein wahrer König und ich nicht seine wahre Tochter.
    Tellarin irrte sich freilich nicht in allem. Das Glück, das ich empfand, wenn ich meinen Soldaten sah oder unter dem Fenster pfeifen hörte, war wahrhaftig seltsam und wunderbar.
     
    Mein wirklicher Vater, der Mann, dessen Lenden ich entsprang, starb in den kalten Wassern des Königsees, als ich noch sehr klein war. Seine Gefährten sagten, daß ein großer Schwertfisch sich in den Netzen verfangen und meinen Vater Ricwald in den Tod durch Ertrinken gezogen hatte, aber andere flüsterten, daß seine Gefährten selbst ihn ermordet und seinen Leichnam mit Steinen beschwert haben.
    Alle wußten, daß meinem Vater Standarte und Speer des Großthans überreicht worden wären, wenn alle Thans der Seenvölker beim nächsten Treffen zusammengekommen wären. Sein Vater und Onkel waren beide vor ihm Großthan gewesen, daher flüsterten einige, daß Gott meinen armen Vater niedergestreckt hätte, weil keine Familie so lange an der Macht bleiben sollte. Andere glaubten, daß meines Vaters Gefährten auf dem Boot einfach Schandgold bezahlt bekommen hatten, um ihn zu ertränken, damit eine der anderen Familien ihren Ehrgeiz befriedigen konnte.
    Das alles weiß ich nur aus den Geschichten meiner Mutter Cynethrith. Sie war jung, als mein Vater starb, und hatte zwei kleine Kinder - mich, noch keine fünf Jahre alt, und meinen Bruder Aelfric, zwei Jahre älter als ich. Gemeinsam zogen wir in das Haus meines Großvaters, weil wir die letzten seines Geschlechts waren, ein unter den Seenvölkern von Erkynland hochangesehenes Geschlecht. Aber es war kein glückliches Haus. Godric, mein Großvater, war selbst zweimal zehn Jahre Großthan gewesen,

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