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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Früchte, aber meine leisten Euch bessere Dienste, wenn Ihr eine Lanze ins Gesicht bekommt.«
    »Mehr will ich nicht«, sagte Dunk. »Wieviel?«
    »Achthundert Silberstücke, weil mir mildtätig zumute ist.«
    »Achthundert?« Das war mehr, als er erwartet hatte. »Ich . . . ich könnte Euch eine alte Rüstung für einen kleineren Mann anbieten . . . einen Halbhelm, ein Panzerhemd aus Kettengliedern . . .«
    »Der Stählerne Pate verkauft nur seine eigenen Arbeiten«, erklärte der Mann, »aber kann sein, daß ich für das Metall Verwendung habe. Wenn es nicht zu rostig ist, dann nehme ich es und statte Euch für sechshundert aus.«
    Dunk hätte Pate anflehen können, ihm eine Rüstung auf Kredit zu geben, wußte aber, was für eine Antwort das wahrscheinlich nach sich gezogen hätte. Er war lange genug mit dem alten Mann herumgereist, um zu wissen, daß Kaufleute ein notorisches Mißtrauen gegen Heckenritter hegten, die teilweise nicht besser als Straßenräuber waren. »Ich gebe Euch zwei Silberstücke gleich, die Rüstung und das restliche Geld morgen.«
    Der Waffenschmied sah ihn einen Moment an. »Für zwei Silberstücke bekommt Ihr einen Tag. Danach verkaufe ich meine Arbeit dem nächsten.«
    Dunk holte die beiden Silbermünzen aus dem Beutel und drückte sie dem Waffenschmied in die schwielige Hand. »Ihr werdet alles bekommen. Ich gedenke hier der Sieger zu sein.«
    »Ach, tatsächlich?« Pate biß auf eine der Münzen. »Und die andern, nehme ich an, die sind nur gekommen, um Euch zuzujubeln?«
     
    Der Mond stand bereits hoch am Himmel, als Dunk seine Schritte zu der Ulme zurücklenkte. Hinter ihm erstrahlte der Wasen von Ashford im Licht der Fackeln. Lieder und Gelächter tönten über das Gras, aber seine eigene Stimmung war ernst. Er kannte nur eine Möglichkeit, die Münzen für seine Rüstung zusammenzubekommen. Und wenn er verlieren sollte . . . »Ich brauche nur einen Sieg«, murmelte er laut. »Das ist nicht zuviel Hoffnung.«
    Aber der alte Mann hätte sich diese Hoffnung nie gegönnt. Ser Arlan hatte kein Lanzenbrechen mehr geritten, seit ihn der Prinz von Dragonstone vor vielen Jahren bei einem Turnier in Storm´s End vom Pferd gestoßen hatte. »Nicht jeder Mann kann von sich behaupten, sieben Lanzen gegen den besten Ritter der Sieben Königreiche gebrochen zu haben«, pflegte er zu sagen. »Ich könnte nie hoffen, es besser zu machen, warum also sollte ich es versuchen?«
    Dunk vermutete, daß Ser Arlans Alter mehr damit zu tun gehabt hatte als der Prinz von Dragonstone, aber er hatte nie eine dementsprechende Bemerkung gewagt. Der alte Mann hatte seinen Stolz gehabt, bis zuletzt. Ich bin schnell und kräftig, das hat er immer gesagt, und was für ihn galt, muß nicht auch für mich gelten, sagte er störrisch zu sich.
    Er durchquerte eine Stelle hohen Schilfgrases und zerbrach sich den Kopf über seine Chancen, als er das Flackern eines Feuers zwischen den Büschen sah. Was ist das? Dunk blieb nicht stehen, um nachzudenken. Plötzlich hatte er das Schwert in der Hand und trampelte durch das Gras.
    Er platzte brüllend und fluchend heraus, blieb aber ruckartig stehen, als er den Jungen beim Lagerfeuer erblickte. »Du!« Er ließ das Schwert sinken. »Was machst du hier?«
    »Einen Fisch grillen«, sagte der kahlköpfige Junge. »Möchtet Ihr auch was abhaben?«
    »Ich meinte, wie bist du hierhergekommen? Hast du ein Pferd gestohlen?«
    »Ich bin auf dem Wagen eines Mannes mitgefahren, der ein paar Lämmer für die Tafel des Lord von Ashford ins Schloß gebracht hat.«
    »Nun, dann solltest du schleunigst nachsehen, ob er schon wieder fort ist, oder dir einen anderen Wagen suchen. Ich will dich nicht hier haben.«
    »Ihr könnt mich nicht wegschicken«, sagte der Junge dreist. »Ich habe die Nase voll von dem Gasthaus.«
    »Ich werde mir keine Frechheiten mehr von dir gefallen lassen«, warnte Dunk ihn. »Ich sollte dich gleich jetzt über mein Pferd werfen und nach Hause bringen.«
    »Dann müßtet Ihr den ganzen Weg bis King´s Landing reiten«, sagte der Junge. »Ihr würdet das Turnier versäumen.«
    King´s Landing. Einen Moment fragte sich Dunk, ob er verspottet wurde, aber der Junge konnte unmöglich wissen, daß er ebenfalls in King´s Landing geboren worden war. Noch ein armer Kerl aus dem Flohviertel, ob es mir gefällt oder nicht, und wer kann ihm verdenken, daß er da raus will?
    Er kam sich albern vor, wie er mit dem gezückten Schwert über einem achtjährigen Waisenknaben stand.

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