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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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gehörten Lord Caron von den Marschen, der mit der hohen Harfe so geschickt umzugehen wußte wie mit der Lanze. Der gekrönte Hirsch gehörte Ser Lyonel Baratheon, dem Lachenden Sturm. Dunk erkannte den Jägersmann von Tarly, den purpurnen Blitz des Hauses Dondarrion, den roten Apfel der Fossoways. Dort brüllte der Löwe von Lannister golden auf Scharlachrot, und dort schwamm die grüne Wasserschildkröte der Estermonts auf einem hellgrünen Feld. Das braune Zelt unter dem roten Hengst konnte nur Ser Otho Bracken gehören, der, seit er vor drei Jahren Lord Quentyn Blackwood bei einem Turnier in King´s Landing erschlagen hatte, nur der Rohe Bracken genannt wurde, Dunk hatte gehört, Ser Otho hätte derart fest mit der stumpfen Langaxt zugeschlagen, daß er das Visier von Lord Blackwoods Helm mitsamt dem Gesicht darunter eingedrückt hatte. Er sah auch einige Banner der Blackwoods am westlichen Rand der Wiese, so weit von Sir Otho entfernt, wie es nur ging. Marbrand, Mallister, Cargyll, Westerling, Swann, Mullendore, Hightower, Florent, Frey Penrose, Stokeworth Darry, Parren, Wylde; es schien, als hätten sämtliche Adelshäuser des Westens und Südens einen Ritter oder drei nach Ashford entsandt, um die schöne Maid zu sehen und ihr zu Ehren den Sieg zu erringen.
    Doch so hübsch ihre Zelte auch anzuschauen waren, er wußte, daß da kein Platz für ihn war. Ein fadenscheiniger Wollmantel würde heute nacht der einzige Schutz sein, den er hatte. Während die Lords und hohen Ritter Kapaune und Spanferkel speisten, würde Dunks Abendessen aus einem harten, sehnigen Stück Dörrfleisch bestehen. Er wußte nur zu gut, wenn er sein Lager auf diesem prächtigen Feld aufschlug, würde er stumme Verachtung und unverblümten Spott über sich ergehen lassen müssen. Ein paar würden ihn vielleicht freundlich behandeln, aber auf eine Art und Weise, die fast noch schlimmer war.
    Ein Heckenritter mußte auf seinen Stolz achten. Ohne ihn war er nichts weiter als ein Söldner mit Schwert. Ich muß mir meinen Platz in dieser Gesellschaft verdienen. Wenn ich gut kämpfe, nimmt mich vielleicht ein Lord in seinen Haushalt auf. Dann werde ich in edler Gesellschaft reiten und jeden Abend frisches Fleisch im Saal des Schlosses essen und bei Turnieren mein eigenes Zelt aufstellen. Aber vorher muß ich mich gut schlagen. Widerwillig drehte er dem Turniergelände den Rücken zu und führte seine Pferde unter die Bäume.
    An den Rändern der großen Wiese, eine gute halbe Meile von Stadt und Schloß entfernt, fand er eine Stelle, wo eine Biegung des Baches einen tiefen Teich bildete. Dichtes Schilfrohr wuchs an den Ufern, und über allem ragte eine hohe, laubreiche Ulme auf. Das Frühlingsgras hier war so grün wie das Banner eines Ritter und weich anzufühlen. Es war ein hübsches Fleckchen, und noch niemand hatte es für sich beansprucht. Dies wird mein Zelt sein, sagte Dunk zu sich, ein Zelt mit einem Dach aus Blättern, grüner als die Banner der Tyrells und der Estermonts.
    Zuerst kamen seine Pferde dran. Als sie versorgt waren, zog er sich aus und watete in den Fluß, um den Staub der Reise abzuwaschen. »Ein wahrer Ritter ist ebenso reinlich wie gottesfürchtig«, hatte der alte Mann immer gesagt und darauf bestanden, daß sie sich an jedem Mondwechsel von Kopf bis Fuß wuschen, ob sie nun übel rochen oder nicht. Nun, selbst ein Ritter, schwor Dunk, daß er es ebenso halten würde.
    Er saß nackt unter der Ulme, während er allmählich trocken wurde, genoß die warme Frühlingsluft auf der Haut und sah einer Drachenfliege zu, die träge zwischen dem Schilfgras dahinflog. Warum nennt man Libellen auch Drachenfliegen? fragte er sich. Sie haben keine Ähnlichkeit mit einem Drachen. Nicht, daß Dunk je einen Drachen gesehen hätte. Der alte Mann schon. Dunk hatte die Geschichte fünfzigmal gehört, wie Ser Arlan ein kleiner Junge gewesen war, als sein Großvater ihn mit nach King´s Landing genommen hatte, wo sie den letzten Drachen sahen, ein Jahr bevor er starb. Ein grünes Weibchen war es gewesen, klein und verkrüppelt, die Flügel verkümmert. Aus keinem ihrer Eier war je ein Junges geschlüpft. »Manche sagen, daß König Aegon sie vergiftet hat«, pflegte der alte Mann zu erzählen. »Das war der dritte Aegon, nicht König Daerons Vater, sondern derjenige, den sie Drachenbanner nannten, oder Aegon den Unglücklichen. Er hatte Angst vor Drachen, denn er hatte gesehen, wie das Tier seines Onkels seine eigene Mutter verschlang. Die

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