Der siebte Schrein
verwehren.«
Der Haushofmeister neigte den Kopf. »Wie Ihr meint, mein Lord.«
Dunk versuchte, ein Dankeschön zu stammeln, aber Prinz Maekar schnitt ihm das Wort ab. »Wohlan, Ser, Ihr seid dankbar. Und nun fort mit Euch.«
»Ihr müßt meinem edlen Bruder verzeihen, Ser«, sagte Prinz Baelor. »Zwei seiner Söhne sind auf dem Weg hierher ausgerissen, und er macht sich Sorgen um sie.«
»Durch den Frühlingsregen sind zahlreiche Bäche angeschwollen«, sagte Dunk. »Vielleicht haben sich die Prinzen nur verspätet.«
»Ich bin nicht hergekommen, um mir den Rat eines Heckenritters anzuhören«, ließ Prinz Maekar seinen Bruder wissen.
»Ihr dürft gehen, Ser«, sagte Prinz Baelor nicht unfreundlich zu Dunk.
»Ja, mein Lord.« Er verbeugte sich und ging.
Aber ehe er außer Hörweite war, rief ihm der Prinz nach: »Ser. Noch eines. Ihr seid nicht von Ser Arlans Blut?«
»Ja, m´Lord. Ich meine, nein. Das bin ich nicht.«
Der Prinz wies mit dem Kopf auf den zerbeulten Schild, den Dunk bei sich trug, mit dem geflügelten Kelch darauf. »Laut Gesetz ist nur ein leiblicher Sohn berechtigt, die Waffen eines Ritters zu erben. Ihr müßt Euch neues Gerät verschaffen, Ser, ein eigenes Wappen.«
»Das werde ich«, sagte Dunk. »Nochmals vielen Dank, Euer Gnaden. Ich werde tapfer kämpfen, Ihr werdet sehen.« So tapfer wie Baelor Breakspear, hatte der alte Mann oft gesagt.
Das Geschäft der Weinhändler und Wurstbrater lief bestens, Huren stolzierten ganz unverhohlen zwischen den Ständen und Zelten herum. Manche waren recht hübsch, besonders ein rothaariges Mädchen. Dunk mußte einfach ihre Brüste anstarren, so wie sie sich unter ihrer weiten Bluse bewegten, als sie vorüberging. Er dachte an das Silber in seinem Beutel. Ich könnte sie haben, wenn ich wollte. Das Klingeln meiner Münzen würde ihr gut gefallen, ich könnte sie mit in mein Lager nehmen und die ganze Nacht haben, wenn ich wollte. Er hatte nie einer Frau beigewohnt, und nach allem, was er wußte, konnte er schon bei seinem ersten Zweikampf sterben. Turniere konnten gefährlich sein . . . aber Huren konnten auch gefährlich sein, davor hatte ihn der alte Mann gewarnt. Sie könnte mich im Schlaf ausrauben, und was würde ich dann anfangen? Als ihn das rothaarige Mädchen über die Schulter ansah, schüttelte Dunk den Kopf und ging weiter.
Er fand Ei vor dem Marionettentheater, wo er mit übergeschlagenen Beinen auf dem Boden saß und die Kapuze seines Mantels tief ins Gesicht gezogen hatte, um seine Kahlheit zu verbergen. Der Junge hatte Angst gehabt, das Schloß zu betreten, was Dunk zu gleichen Teilen auf Schüchternheit und Scham zurückführte. Er erachtet sich nicht für wert, sich unter Lords und Ladies zu mischen, geschweige denn mächtige Prinzen. Bei ihm war es genauso gewesen, als er noch klein war. Die Welt außerhalb des Flohviertels war ihm ebenso furchteinflößend wie aufregend vorgekommen. Ei braucht Zeit, das ist alles. Im Augenblick schien es barmherziger zu sein, dem Burschen ein paar Kupfermünzen zu geben, damit er bei den Ständen seinen Spaß haben konnte, anstatt ihn gegen seinen Willen in das Schloß zu zerren.
An diesem Morgen gaben die Marionettenspieler die Geschichte von Florian und Jonquil. Die dicke Dornischfrau bewegte Florian in seiner kunterbunten Rüstung, während das hochgewachsene Mädchen Jonquils Fäden hielt. »Ihr seid kein Ritter«, sagte sie, während die Puppe den Mund bewegte. »Ich kenne Euch. Ihr seid Florian der Narr.«
»Der bin ich, meine Lady«, antwortete die andere Puppe und kniete nieder. »Kein größerer Narr hat je gelebt, und auch kein größerer Ritter.«
»Ein Narr und Ritter?« sagte Jonquil. »Von so etwas habe ich noch nie gehört.«
»Reizende Lady«, sagte Florian, »alle Männer sind Narren und alle Männer sind Ritter, wenn es um Frauen geht.«
Es war eine gute Vorstellung, traurig und heiter zugleich, mit einem munteren Schwertkampf am Ende und einem hübschen gemalten Riesen. Als sie vorbei war, ging die dicke Frau unter den Zuschauern Münzen sammeln, während das Mädchen die Puppen einpackte.
Dunk nahm Ei und ging zu ihr.
»M´Lord?« sagte sie mit einem Blick zur Seite und einem knappen Lächeln. Sie war einen Kopf kleiner als er, aber trotzdem größer als jedes andere Mädchen, das er je gesehen hatte.
»Das war gut«, begeisterte sich Ei. »Ich mag es, wie du die Puppen sich bewegen läßt, Jonquil und den Drachen und alles. Ich habe letztes Jahr eine
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