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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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sein Gegenstück war auf die glänzende schwarze Oberfläche des Schilds gemalt. Jeder Verteidiger hatte einen Streifen aus orangeroter Seide um einen Oberarm geknotet, eine Bandschleife der schönen Maid.
    Als die Kämpen sich in Position begaben, wurde es fast totenstill auf dem Wasen von Ashford. Dann ertönte ein Horn, und die Stille verwandelte sich binnen eines halben Herzschlags in einen Tumult. Zehn Paar vergoldete Sporen wurden zehn großen Schlachtrössern in die Flanken gedrückt, tausend Stimmen fingen an zu schreien und brüllen, vierzig beschlagene Hufe stampften und rissen das Gras auf, zehn Lanzen wurden geneigt und in Stellung gebracht, das ganze Feld schien zu erbeben, und dann prallten Kämpen und Herausforderer unter ohrenbetäubendem Krachen von Holz und Stahl aufeinander. Innerhalb eines Augenblicks waren die Reiter aneinander vorbei und wendeten zum zweiten Durchgang. Lord Tully schwankte in seinem Sattel, blieb aber sitzen. Als dem gemeinen Volk klar wurde, daß alle zehn Lanzen abgebrochen waren, ertönte ein lauter Jubel der Zustimmung. Es war ein glänzendes Omen für den Erfolg des Turniers und ein Zeugnis für das Geschick der Kontrahenten.
    Knappen brachten den Kämpfern neue Lanzen, um die zerbrochenen zu ersetzen, die jene beiseite warfen, und wieder wurden die Sporen eingegraben. Dunk konnte die Erde unter seinen Fußsohlen beben spüren. Auf seinen Schultern jubelte Ei glücklich und winkte mit seinen spindeldürren Armen. Der junge Prinz ritt am dichtesten an ihnen vorbei. Dunk sah, wie die Spitze seiner Lanze den Wachtturm auf dem Schild seines Gegners küßte, abrutschte und die Brust traf, während Ser Abelars Lanze an Valarrs Brustpanzer zersplitterte. Der graue Hengst in dem silbern-rauchfarbenen Zaumzeug bäumte sich unter der Wucht des Aufpralls auf, und Ser Abelar Hightower wurde aus den Steigbügeln gerissen und fiel wie ein Sack zu Boden.
    Lord Tully war ebenfalls zu Boden gegangen, von Ser Humfrey Hardyng zu Fall gebracht, aber er sprang unverzüglich auf und zog sein Langschwert, und Ser Humfrey warf die - unversehrte - Lanze beiseite und stieg ab, um das Duell zu Fuß fortzusetzen. Ser Abelar war nicht so behende. Sein Knappe lief zu ihm, lockerte ihm den Helm und rief um Hilfe, worauf zwei Helfer den benommenen Ritter an den Armen hielten und zu seinem Zelt begleiteten. Andernorts auf dem Feld ritten die sechs Ritter, die zu Pferde geblieben waren, ihre dritte Runde. Weitere Lanzen zersplitterten, und diesmal zielte Lord Leo Tyrell so trefflich, daß er dem Grauen Löwen den Helm vom Kopf riß. Mit entblößtem Gesicht hob der Lord von Casterly Rock eine Hand zum Salut, stieg ab und gab den Kampf auf. Inzwischen hatte Ser Humfrey sich mit dem Schwert als genauso geschickt erwiesen wie mit der Lanze und Lord Tully derart zugesetzt, daß dieser ebenfalls kapitulierte.
    Tybolt Lannister und Androw Ashford ritten noch dreimal gegeneinander, bis Ser Androw schließlich vom Pferd fiel und Schild und Kampf zugleich verlor. Der jüngere Ashford hielt noch länger durch und brach nicht weniger als neun Lanzen gegen Ser Lyonel Baratheon, den Lachenden Sturm. Kämpe und Herausforderer fielen beide in der zehnten Runde aus dem Sattel, standen gleichzeitig wieder auf und kämpften weiter, Schwert gegen Streitkolben. Schließlich gab ein angeschlagener Ser Robert Ashford auf, aber sein Vater auf der Zuschauertribüne sah alles andere als betrübt aus. Lord Ashfords Söhne waren beide aus den Reihen der Kämpen vertrieben worden, das stimmte, aber sie hatten sich wacker gegen zwei der besten Ritter der Sieben Königreiche behauptet.
    Aber ich muß es noch besser machen, dachte sich Dunk, der sah, wie sich Sieger und Besiegte umarmten und gemeinsam vom Feld gingen. Es genügt nicht, daß ich gut kämpfe und verliere. Ich muß mindestens die erste Herausforderung gewinnen, sonst verliere ich alles.
    Ser Tybolt Lannister und der Lachende Sturm würden nun ihre Plätze unter den Kämpen einnehmen und die Männer ersetzen, die sie besiegt hatten. Die orangeroten Zelte wurden bereits abgebaut. Wenige Schritte entfernt saß der junge Prinz entspannt auf einem hohen Stuhl vor seinem schwarzen Zelt. Den Helm hatte er abgenommen. Er hatte dunkle Haare, wie sein Vater, aber eine helle Strähne darin. Ein Diener brachte ihm einen silbernen Kelch, aus dem er einen Schluck trank. Wasser, wenn er klug ist, dachte Dunk. Wein, wenn nicht. Er ertappte sich bei der Frage, ob Valarr tatsächlich etwas

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