Der siebte Schrein
Ser.«
Dunk kehrte mit einem bleischweren Herzen zum Schloß von Ashford zurück und überlegte sich, was er sagen könnte, damit Plummer ihm das Recht zugestand, als Herausforderer anzutreten. Der Haushofmeister befand sich jedoch nicht in seinem Turmzimmer. Eine Wache sagte ihm, daß er vielleicht im großen Saal sei. »Soll ich hier warten?« fragte Dunk. »Wie lange wird er weg sein?«
»Woher soll ich das wissen? Macht, was Ihr wollt.«
Der große Saal war nicht so groß, wie Säle eigentlich waren, aber Ashford war auch ein kleines Schloß. Dunk trat durch eine Seitentür ein und sah den Haushofmeister sofort. Er stand mit Lord Ashford und einem Dutzend weiteren Männern am oberen Ende des Saals. Entlang einer Wand, die von Wollgobelins mit Früchten und Blumen geschmückt war, ging er auf sie zu.
»- Sorgen machen, wenn sie deine Söhne wären, jede Wette«, sagte ein wütender Mann, als Dunk näher kam. Sein glattes Haar und der kurzgeschnittene Bart waren in dem halbdunklen Saal so hell, daß sie fast weiß wirkten, aber als er näher kam, konnte er sehen, daß sie in Wahrheit eine Farbe von hellem Silber mit einer Spur Gold darin hatten.
»Daeron hat es schon einmal gemacht«, erwiderte ein anderer. Plummer stand so, daß Dunk den Sprecher nicht sehen konnte. »Du hättest ihn niemals zwingen dürfen, an dem Wettstreit teilzunehmen. Er gehört ebensowenig auf einen Turnierplatz wie Aerys oder Rhaegel.«
»Womit du meinst, daß er besser eine Hure als ein Pferd reiten sollte«, sagte der erste Mann. Der gedrungen gebaute und kräftige Prinz - er war ganz gewiß ein Prinz - trug einen Schuppenpanzer aus Leder mit silbernen Nieten unter einem schweren schwarzen Mantel mit Hermelinbesatz. Seine Wangen waren von Pockennarben gezeichnet, die der silberne Bart nur teilweise verbergen konnte. »Ich muß nicht an die Unzulänglichkeiten meines Sohnes erinnert werden, Bruder. Er ist erst achtzehn Jahre alt. Er kann sich ändern. Er wird sich ändern, bei den Göttern, oder ich schwöre, ich werde ihn tot sehen.«
»Mach dich nicht völlig zum Narren. Daeron ist, was er ist, aber er ist trotzdem von deinem und meinem Blut. Ich zweifle nicht daran, daß Ser Roland ihn auftreiben wird, und Aegon mit ihm.«
»Vielleicht wenn das Turnier vorbei ist.«
»Aerion ist hier. Er geht sowieso besser mit der Lanze um als Daeron, wenn du dir wegen des Turniers Sorgen machst.« Dunk konnte den Sprecher jetzt sehen. Er saß auf einem Hochstuhl, einige Blätter Pergament in einer Hand, und Lord Ashford stand neben ihm. Selbst sitzend schien er einen Kopf größer zu sein als der andere, den langen Beinen nach zu urteilen, die er von sich gestreckt hatte. Sein kurzgeschnittenes Haar war dunkel und graumeliert, der markante Kiefer glatt rasiert. Die Nase sah aus, als wäre sie mehr als einmal gebrochen worden. Obwohl er sehr schlichte Kleidung trug, grünes Wams, brauner Mantel, zerkratzte Stiefel, war er ein bedeutender Mann, der ein Gefühl von Macht und Sicherheit vermittelte.
Dunk wurde bewußt, daß er in etwas hineingeraten war, das er nie hätte hören sollen. Ich gehe besser und komme später wieder, wenn sie fertig sind, beschloß er. Aber es war schon zu spät. Der Prinz mit dem silbernen Bart nahm plötzlich Notiz von ihm. »Wer seid Ihr - und was denkt Ihr Euch dabei, so bei uns hereinzuplatzen?« herrschte er Dunk an.
»Er ist der Ritter, den unser guter Haushofmeister erwartet hat«, sagte der sitzende Mann und lächelte Dunk in einer Weise an, die darauf hindeutete, daß er ihn schon die ganze Zeit bemerkt hatte. »Du und ich, wir sind die Eindringlinge hier, Bruder. Kommt näher, Ser.«
Dunk kam näher, war aber nicht sicher, was von ihm erwartet wurde. Er sah Plummer an, fand aber keine Unterstützung. Der Haushofmeister mit dem verkniffenen Gesicht, der gestern so gebieterisch gewesen war, stand nun stumm da und studierte die Steinplatten des Bodens. »Meine Lords«, sagte Dunk, »ich habe Ser Manfred Dondarrion gebeten, für mich zu bürgen, damit ich an dem Turnier teilnehmen kann, aber er weigert sich. Er behauptet, er kennt mich nicht. Aber Ser Arlan hat ihm gedient, ich schwöre es. Ich trage sein Schwert und Schild, ich . . .«
»Ein Schwert und ein Schild machen keinen Ritter«, verkündete Lord Ashford, ein großer Mann mit einem runden, roten Gesicht. »Plummer hat Euretwegen mit mir gesprochen. Selbst wenn wir davon ausgehen, daß Eure Waffen diesem Ser Arlan aus Pennytree gehört haben,
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