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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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des Vormittags und bis weit in den Nachmittag hinein folgte mehr oder weniger dasselbe: Herausforderer betraten in Zweier- und Dreiergruppen das Feld, manchmal fünf auf einmal. Fanfaren ertönten, Herolde verkündeten die Namen, Schlachtrösser stürmten zum Angriff, die Menge johlte, Lanzen brachen wie dürre Zweige, und Schwerter klirrten auf Helmen und Kettenhemden. Es war, darin waren sich kleine Leute und hochgeborene Lords einig, ein grandioser Turniertag. Ser Humfrey Hardyng und Ser Humfrey Beesbury, ein tollkühner junger Ritter in Schwarz und Gelb mit drei Bienenstöcken auf dem Schild, zersplitterten nicht weniger als ein Dutzend Lanzen in einem heldenhaften Zweikampf, den das gemeine Volk bald schon »die Schlacht der Humfreys« nannte. Ser Tybolt Lannister wurde von Ser Jon Penrose vom Pferd gestoßen und zerbrach sein Schwert bei dem Sturz, schlug aber, nur mit dem Schild als Waffe, zurück, gewann den Kampf und blieb ein Kämpe. Der einäugige Ser Robyn Rhysling, ein ergrauter alter Ritter mit graumeliertem Bart, verlor seinen Helm in der ersten Runde durch Lord Leos Lanze, wollte aber nicht aufgeben. Dreimal ritten sie noch gegeneinander, und der Wind peitschte Ser Robyns Haar, während die Splitter zerbrochener Lanzen um sein entblößtes Gesicht flogen, was Dunk um so erstaunlicher fand, als Ei ihm erzählte, daß Ser Robyn keine fünf Jahre zuvor sein Auge durch einen Lanzensplitter verloren hatte. Leo Tyrell war zu ritterlich, mit einer Lanze auf Sir Robyns ungeschützten Kopf zu zielen, aber dennoch setzte Rhyslings störrischer Mut (oder war es Torheit?) Dunk in Erstaunen. Schließlich traf der Lord von Highgarden Ser Robyns Brustpanzer mit einem dumpfen Aufprall direkt über dem Herzen, so daß er, einen Purzelbaum schlagend, zu Boden fiel.
    Ser Lyonel Baratheon schlug sich gleichfalls bemerkenswert. Bei schwächeren Gegnern brach er nicht selten in brüllendes Gelächter aus, wenn sie seinen Schild berührten, und er lachte die ganze Zeit, während er aufsaß und losritt und sie aus den Steigbügeln stieß. Wenn die Herausforderer einen Kamm irgendwelcher Form an den Helmen hatten, stieß Sir Lyonel sie ihnen vom Kopf und schleuderte sie in die Menge. Die Kämme waren Zierat, aus Holz geschnitzt oder aus Leder zugeschnitten, und manchmal vergoldet und emailliert oder aus reinem Silber gegossen, daher hielten die Männer, die er besiegte, wenig von dieser Angewohnheit, auch wenn sie ihn beim gemeinen Volk höchst beliebt machte. Nicht mehr lange, und nur noch Männer ohne Helmschmuck forderten ihn heraus. Aber so laut und oft Ser Lyonel auch einen Herausforderer niederlachte, Dunk fand, daß der Ruhm des Tages an Ser Humfrey Harding gehen sollte, der vierzehn Ritter demütigte, die alle ernstzunehmende Gegner waren.
    Derweil saß der junge Prinz vor seinem schwarzen Zelt, trank aus seinem silbernen Kelch und erhob sich von Zeit zu Zeit, um auf sein Pferd zu steigen und einen weiteren mittelmäßigen Gegner zu besiegen. Er hatte neun Siege errungen, aber Dunk fand, daß jeder einzelne davon hohl war. Er schlägt alte Männer und Emporkömmlinge von Knappen und ein paar Lords von hoher Geburt und geringem Geschick. Die wahrhaft gefährlichen Männer reiten an seinem Schild vorbei, als würden sie ihn gar nicht sehen.
    Am Nachmittag verkündete ein Fanfarenstoß, daß ein neuer Herausforderer in das Turnier eingetreten war. Er ritt auf einem großen rotbraunen Schlachtroß daher, dessen schwarzer Plattenpanzer Schlitze hatte, durch die man Gelb, Scharlachrot und Orange erkennen konnte. Als er sich der Zuschauertribüne näherte, um seinen Gruß zu entrichten, sah Dunk das Gesicht unter dem hochgeklappten Visier und erkannte den Prinzen, der ihm in Lord Ashfords Stall begegnet war.
    Eis Beine schlossen sich um seinen Hals. »Hör auf damit«, bellte Dunk und zerrte sie auseinander. »Willst du mich erwürgen?«
    »Prinz Aerion Brightflame«, verkündete ein Herold, »von der roten Festung von King´s Landing, Sohn von Maekar, Prinz von Summerhall des Hauses Targaryen, Enkel von Daeron dem Guten, Zweiter seines Namens, König der Andals, der Rhoynar und der Ersten Menschen, Lord der Sieben Königreiche.«
    Aerion trug einen dreiköpfigen Drachen auf dem Schild, allerdings in ungleich leuchtenderen Farben als der von Valarr; ein Kopf war orange, einer gelb, einer rot, und die Flammen, die sie spuckten, hatten die Farbe von Goldlack. Sein Übermantel zeigte Wirbel aus Rauch und Feuer, die ineinander

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