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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Aegons sind König gewesen?«
    »Vier«, sagte der Junge. »Vier Aegons.«
    Dunk kaute, schluckte und brach noch etwas Brot ab. »Warum hast du es getan? War es ein Streich, um einen Narren aus dem dummen Heckenritter zu machen?«
    »Nein.« Tränen traten dem Jungen in die Augen, aber er blieb mannhaft stehen. »Ich sollte Knappe von Daeron werden. Er ist mein ältester Bruder. Ich habe alles gelernt, was ich lernen mußte, um ein guter Knappe zu sein, aber Daeron ist kein sehr guter Ritter. Er wollte nicht an dem Turnier teilnehmen, daher stahl er sich von unserer Eskorte davon, als wir Summerhall verlassen hatten, aber anstatt zurückzukehren, ritt er einfach weiter nach Ashford und dachte, da würden sie nie nach uns suchen. Er hat mir den Kopf geschoren. Er wußte, mein Vater würde Männer auf die Suche nach uns schicken. Daeron hat gewöhnliches Haar, hellbraun, nichts Besonderes, aber meines ist wie das von Aerion und meinem Vater.«
    »Das Blut des Drachen«, sagte Dunk. »Silber-goldenes Haar und purpurne Augen, das weiß jedes Kind.« Dumm wie Bohnenstroh, Dunk.
    »Ja. Darum hat Daeron es abrasiert. Wir sollten uns verstecken, bis das Turnier vorbei ist. Aber dann habt Ihr mich für einen Stallburschen gehalten und . . .« Er schlug die Augen nieder. »Mir war einerlei, ob Daeron kämpfte oder nicht, aber ich wollte Knappe von irgend jemandem sein. Es tut mir leid, Ser. Wirklich.«
    Dunk sah ihn nachdenklich an. Er wußte, wie es war, wenn man etwas so sehr wollte, daß man eine monströse Lüge erzählte, nur um in seine Nähe zu kommen. »Ich dachte, du wärst wie ich. Könnte sein, daß das stimmt. Nur nicht so, wie ich gedacht habe.«
    »Wir sind immer noch beide in King´s Landing geboren«, sagte der Junge hoffnungsvoll.
    Dunk mußte lachen. »Ja, du auf dem Gipfel von Aegons Hügel und ich an seinem Fuß.«
    »Das ist nicht so weit entfernt, Ser.«
    Dunk biß ein Stück Zwiebel ab. »Muß ich dich m´Lord oder Euer Gnaden oder sonstwie nennen?«
    »Bei Hofe«, erwiderte der Junge, »aber sonst könnt Ihr mich weiter Ei nennen, wenn Ihr wollt, Ser.«
    »Was werden sie mit mir machen, Ei?«
    »Mein Onkel will Euch sprechen. Wenn Ihr fertig gegessen habt, Ser.«
    Dunk schob den Teller beiseite und stand auf. »Dann bin ich jetzt fertig. Ich habe schon einen Prinzen in den Mund getreten. Ich habe nicht vor, einen anderen warten zu lassen.«
     
    Lord Ashford hatte Prinz Baelor für die Dauer seines Aufenthalts seine Gemächer überlassen, und daher führte Ei - nein, Aegon, daran würde er sich gewöhnen müssen - ihn zur Sonnenterrasse des Lords. Baelor las im Licht von Kerzen aus Bienenwachs. Dunk kniete vor ihm nieder. »Steht auf«, sagte der Prinz. »Möchtet Ihr etwas Wein?«
    »Wie es Euch beliebt, Euer Gnaden.«
    »Schenk Ser Duncan einen Becher von dem süßen dornischen Roten ein, Aegon«, befahl der Prinz. »Und versuch, ihn nicht zu bekleckern, du hast ihm schon genug Schaden zugefügt.«
    »Der Junge wird nichts verschütten, Euer Gnaden«, sagte Dunk. »Er ist ein guter Junge. Ein guter Knappe. Und ich weiß, daß er keine bösen Absichten hatte.«
    »Man muß keine bösen Absichten haben, um Böses zu tun. Aegon hätte zu mir kommen müssen, als er sah, was sein Bruder diesen Puppenspielern antat. Statt dessen lief er zu Euch. Das war keine Freundlichkeit. Was Ihr getan habt, Ser . . . nun, an Eurer Stelle hätte ich vielleicht dasselbe getan, aber ich bin ein Prinz des Reiches, kein Heckenritter. Es ist niemals klug, den Enkel eines Königs im Zorn zu schlagen, aus welchem Grund auch immer.«
    Dunk nickte grimmig. Ei gab ihm einen silbernen Kelch, randvoll mit Wein. Er nahm ihn und trank einen großen Schluck.
    »Ich hasse Aerion«, sagte Ei mit Nachdruck. »Und ich mußte zu Ser Duncan laufen, Onkel, bis zum Schloß war es viel zu weit.«
    »Aerion ist dein Bruder«, sagte der Prinz fest, »und die Septons sagen, wir müssen unsere Brüder lieben. Aegon, laß uns jetzt allein. Ich möchte unter vier Augen mit Ser Duncan sprechen.«
    Der Junge stellte den Weinkrug ab und verbeugte sich steif. »Wie Ihr wünscht, Euer Gnaden.« Er ging zur Tür der Sonnenterrasse und machte sie leise hinter sich zu.
    Baelor Breakspear sah Dunk eine ganze Weile in die Augen. »Ser Duncan, ich will Euch eine Frage stellen - wie gut seid Ihr als Ritter wirklich? Wie geschickt im Umgang mit Waffen?«
    Dunk wußte nicht, was er sagen sollte. »Ser Arlan hat mich gelehrt, mit Schwert und Schild umzugehen, und

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