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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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wie ein Herzogtum des Königreichs. Aber er hatte zu große Angst bei der Vorstellung, die Frage auszusprechen.
    Den Anführer der Gruppe Tsurani - alles kleinwüchsige, zäh aussehende, kampferprobte Soldaten - konnte man lediglich anhand eines etwas kunstvolleren Helms, der mit Haaren eines Tieres geschmückt war, wie Dirk vermutete, von seinen Männern unterscheiden. Die schwarze Mähne fiel dem Offizier bis auf die Schultern.
    Dirk versuchte, die Rolle des schwarzgekleideten Mannes zu erraten; der Offizier schien ihm gegenüber extrem höflich und unterwürfig zu sein, wenn er die Worte des Offiziers für ihn übersetzte.
    Der Offizier hieß Chapka, und sein Rang war der eines Angriffsführers oder Kommandoführers. Was genau, da war Dirk nicht sicher.
    Er brüllte einige Befehle, und der Schwarzgekleidete sagte: »Nur der Adlige des Hauses und sein Vertrauter dürfen Waffen tragen.« Dirk nahm an, daß damit die Leibwache gemeint war. Das wäre Hamish. »Alle anderen Waffen hier abgeben.«
    Die Wachmänner des Anwesens sahen Lord Paul an, der nickte. Sie traten vor, legten ihre Waffen zögernd auf einen Haufen und traten wieder zurück, wenn sie fertig waren. »Noch andere Waffen?« fragte der Mann in Schwarz.
    Einer der Wachmänner sah seine Gefährten an, trat vor, zog ein kleines Messer aus dem Stiefel und warf es auf den Haufen. Er trat wieder ins Glied zurück.
    Der Offizier brüllte einen Befehl. Ein Dutzend Tsuranisoldaten liefen heran und durchsuchten die nun unbewaffneten Wachen. Ein Tsurani stand auf und hielt ein Messer hoch, das er im Stiefel eines Wachmanns gefunden hatte; der Offizier bedeutete, daß der Mann nach vorne gebracht werden sollte. Er unterhielt sich rasch mit dem Mann in Schwarz, der sagte: »Dieser Mann war ungehorsam. Er hat eine Waffe versteckt. Er wird bestraft werden.«
    Lord Paul sagte langsam: »Was werdet ihr mit ihm machen?«
    »Das Schwert ist ein zu ehrenvoller Tod für einen ungehorsamen Sklaven. Er wird gehängt werden.«
    Der Mann erbleichte. »Es war nur ein kleines; ich hatte vergessen, daß ich es habe!«
    Der Mann bekam einen heftigen Schlag von hinten und brach zusammen. Dirk verfolgte ängstlich, wie zwei andere Tsurani den Wachmann - ein Mann namens Jackson, den Dirk kaum gekannt hatte - zum Eingang der Scheune schleppten. Eine Winde hing über dem kleinen Tor zum Heuschober - es befand sich eine an jedem Ende der Scheune -, von der ein langes Seil baumelte. Der bewußtlose Mann bekam das Seil um den Hals gebunden und wurde rasch hochgezogen. Er erlangte das Bewußtsein nicht wieder, aber sein Körper zuckte zweimal, ehe er reglos wurde.
    Dirk hatte schon vorher tote Männer gesehen; die Stadt Walinor, wo er aufgewachsen war, war mehrmals von Banditen und der Bruderschaft des Dunklen Pfades überfallen worden, und einmal war er über einen Betrunkenen gestolpert, der im Rinnstein vor einer Schänke erfroren war. Aber nach diesem Hängen drehte sich ihm der Magen um, und er wußte, daß das nicht nur an dem Ekel über Jacksons Tod lag, sondern auch an der Angst um seine eigene Sicherheit.
    Der Mann in der schwarzen Robe sagte: »Jeden Sklaven mit Waffe - hängen wir.«
    Dann brüllte der Offizier einen Befehl, worauf Tsuranikrieger in alle Richtungen rannten, ein halbes Dutzend ins Herrenhaus, andere in die Nebengebäude, und wieder andere ins Kühlhaus, die Scheune und den Wurzelkeller. Die Tsurani waren in einem Maße zielstrebig, das Dirk in Erstaunen setzte, und sie kehrten schon nach kurzer Zeit zurück, um Meldung zu machen. Dirk konnte sie nicht verstehen, aber der schnellen Abfolge von Sätzen entnahm er, daß sie ihrem Offizier berichteten, was sie gefunden hatten.
    Andere kamen aus Scheune und Küche zurück und brachten Dutzende von Alltagsgegenständen mit. Der Offizier befragte Lord Paul mit Unterstützung durch den Schwarzgekleideten nach Sinn und Zweck der verschiedenen Haushaltsgegenstände. Während der Hausherr den Verwendungszweck so gewöhnlicher Dinge wie einer Lederstanze oder Kasserolle aus Gußeisen erklärte, zeigte der Tsuranioffizier auf einen von zwei Stapeln, einer auf einer großen Segeltuchplane. Wurden zwei gleiche Gegenstände gezeigt, wanderte einer sofort auf einen Stapel, wogegen der andere sich dazugesellen oder auf den anderen geworfen werden konnte.
    Der alte William, der Gärtner und Platzwart, sagte: »Sieh dir das an«, als zwei Soldaten der Tsurani die Plane emporhoben, den größeren der beiden Haufen verschnürten und

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