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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Malkieri zu verteidigen, solange noch ein Tropfen Blut in den Adern fließt. Zu rächen, was nicht verteidigt werden kann.« Und dann war er mit Öl gesalbt und Dai Shan getauft worden, zum nächsten König von Malkier geweiht und aus einem Land weggeschickt worden, das wußte, daß es sterben würde. Zwanzig Mann begannen diese Reise; fünf überlebten und erreichten Schienar.
    Nun blieb nichts mehr zu verteidigen, nur eine Nation zu rächen, und dafür war er vom ersten Schritt an ausgebildet worden. Mit dem Geschenk seiner Mutter um den Hals, dem Schwert seines Vaters in der Hand und dem Ring auf dem Herzen hatte er von seinem sechzehnten Namenstag an dafür gekämpft, Malkier zu rächen. Aber niemals hatte er Männer in die Große Fäule geführt. Bukama war mit ihm geritten, und andere, aber er führte keine Männer dorthin. Das war allein sein Krieg. Die Toten konnten nicht zum Leben erweckt werden, ein Land sowenig wie ein Mensch. Aber jetzt wollte Edeyn Arrel es versuchen.
    Ihr Name hallte in der Leere in seinem Inneren. Hundert Emotionen türmten sich wie ein Gebirge auf, aber er führte sie der Flamme zu, bis alles wieder ruhig war. Bis sein Herz im Einklang mit dem langsamen Hufschlag der angebundenen Pferde schlug und die Schwingen der Fliegen einen raschen Kontrapunkt zu seinem Atem schlugen. Sie war seine Carneira, seine erste Geliebte. Tausendjährige Tradition rief ihm das trotz der Stille zu, die ihn umgab.
    Er war fünfzehn gewesen, Edeyn mehr als doppelt so alt, als sie das Haar, das ihm immer noch bis zu den Hüften gereicht hatte, in die Hände nahm und ihm ihre Absicht zuflüsterte. Damals hatten ihn Frauen noch als schön bezeichnet und sein Erröten genossen, und sie hatte ein halbes Jahr Gefallen daran gehabt, mit ihm am Arm spazierenzugehen und ihn mit in ihr Bett zu nehmen. Bis Bukama und die anderen ihm das Hadori gegeben hatten. Das Geschenk des Schwertes an seinem zehnten Namenstag hatte ihn nach den Gepflogenheiten entlang der Grenze zum Mann gemacht, wenn auch Jahre vor seiner Zeit, aber unter den Malkieri war das geflochtene Lederband wichtiger gewesen. Als er sich das um den Kopf gebunden hatte, entschied er allein, wohin er gehen wollte, wann und warum. Und das dunkle Lied der Großen Fäule war zu einem Heulen geworden, das jedes andere Geräusch übertönte. Der Eid, der so lange in seinem Herzen gemurmelt hatte, wurde zu einem Tanz, dem seine Füße folgen mußten.
    Fast zehn Jahre waren inzwischen vergangen, seit Edeyn ihm nachgesehen hatte, als er aus Fal Moran davonritt, und fortgewesen war, als er zurückkehrte, und doch konnte er sich an ihr Gesicht deutlicher erinnern als an die aller anderen Frauen, die seitdem das Bett mit ihm geteilt hatten. Er war kein Knabe mehr, der sich einbildete, daß sie ihn liebte, nur weil sie beschlossen hatte, seine erste Geliebte zu sein, aber unter den Männern der Malkieri gab es ein altes Sprichwort: Deine Carneira trägt einen Teil deiner Seele für alle Zeiten als Band in ihrem Haar. Brauchtum, so ehern wie ein Gesetz, sorgte dafür.
    Eine der Stalltüren ging quietschend auf, um Bukama eintreten zu lassen, ohne Mantel, das Hemd achtlos in die Hose gesteckt. Ohne sein Schwert sah er nackt aus. Er machte beide Türen sorgfältig auf, als zögerte er, bevor er ganz hereinkam. »Was wirst du tun?« sagte er schließlich. »Racelle hat mir von dem . . . von dem Goldenen Kranich erzählt.«
    Lan steckte den Ring weg und ließ die Leere aus sich herausströmen. Edeyns Gesicht schien plötzlich überall zu sein, gerade noch in Sichtweite. »Ryne sagt, selbst Nazar Kurenin ist bereit, ihr zu folgen«, sagte er geringschätzig. »Wäre das nicht ein lohnender Anblick?« Eine Armee konnte beim Versuch sterben, die Große Fäule zu besiegen. Es waren schon Armeen dabei gestorben. Aber auch die Erinnerungen an Malkier starben bereits. Eine Nation bestand so sehr aus Erinnerungen wie aus Land. »Dieser Junge am Tor könnte sein Haar wachsen lassen und seinen Vater um das Hadori bitten.« Die Leute vergaßen, versuchten zu vergessen. Wenn der letzte Mann dahin war, der sich das Haar band, die letzte Frau, die sich die Stirn bemalte, würde dann auch Malkier wahrlich dahin sein? »Ryne könnte sogar diese Zöpfe ablegen.« Jede Heiterkeit verschwand aus seiner Stimme, als er hinzufügte: »Aber ist es den Preis wert? Manche scheinen es zu glauben.« Bukama schnaubte, aber da war ein Zögern gewesen. Vielleicht gehörte er auch zu denen.
    Der alte Mann

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