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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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zog mit aller Kraft. Es war nicht leicht, das Eiswasser zu ignorieren, das an ihren Rippen hinabfloß, und wenn sie naß war, sollte er es auch sein, und dazu brauchte sie nicht einmal die . . .
    Er richtete sich auf, hob den Arm, und sie kam aus dem Wasser, baumelte an seiner Hand. Konsterniert sah sie ihn an, bis ihre Füße den Boden berührten und er zurückging.
    »Ich werde ein Feuer machen und Decken aufhängen, damit Ihr trocken werdet«, murmelte er, wich ihrem Blick aber nach wie vor aus.
    Er stand zu seinem Wort, und als die anderen Männer eintrafen, hockte sie an einem kleinen Feuer, von Decken umgeben, die er aus den Satteltaschen geholt und an Ästen aufgehängt hatte. Natürlich brauchte sie das Feuer nicht, um trocken zu werden. Der Wasserzauber hatte jeden Tropfen aus ihrem Haar und der Kleidung entfernt, die sie nicht einmal ausziehen mußte. Aber es war ganz gut, wenn er das nicht sah. Und sie wußte die Wärme der Flammen zu schätzen. Wie auch immer, sie mußte lange genug von den Decken umgeben bleiben, damit der Mann glaubte, sie hätte das Feuer genutzt, wie er es beabsichtigt hatte. Sie behielt Saidar ganz entschieden in der Hinterhand.
    Die anderen Männer kehrten voller Fragen zurück, warum »sie« ihnen in den Wald gefolgt war. Hatten sie es gewußt? In diesen Zeiten hielten Männer nach Banditen Ausschau, aber sie hatten eine einsame Frau gesehen und waren zum Ergebnis gekommen, daß sie ihnen folgte? Das kam ihr merkwürdig vor.
    »Eine Cairhienin, Lan? Ich nehme an, du hast eine Cairhienin in ihrer Haut gesehen, aber ich noch nie.« Das erweckte eindeutig ihre Aufmerksamkeit, und da die Macht sie derart erfüllte, entging ihr auch ein anderes Geräusch nicht. Stahl, der auf Leder flüsterte. Ein Schwert wurde aus der Scheide gezogen. Sie bereitete mehrere Zauber vor, die die Bande aufhalten würden, und spähte durch einen Schlitz zwischen den Decken hinaus.
    Zu ihrer Überraschung stand der Mann, der sie ins Wasser geworfen hatte - Lan? - mit dem Rücken zu ihren Decken. Er war derjenige mit dem Schwert in der Hand. Der Arafellin sah ihn mit überraschter Miene an. »Du erinnerst dich an den Anblick der Tausend Seen, Ryne«, sagte Lan kalt. »Muß eine Frau vor deinen Blicken geschützt werden?«
    Einen Augenblick dachte sie, Ryne würde ziehen, obwohl Lan das Schwert schon in der Hand hielt, aber der ältere Mann, ein vom Leben gezeichneter Bursche mit grauen Haaren, aber so groß wie die anderen, griff schlichtend ein und führte die beiden anderen ein Stück weg, während er von einem Spiel namens »Sieben« redete. Ein seltsames Spiel schien das zu sein. Lan und Ryne saßen einander im Schneidersitz gegenüber, hatten die Schwerter in den Scheiden, und dann zogen sie ohne Vorwarnung, jede Klinge sauste auf die Kehle des anderen Mannes zu und wurde unmittelbar vor dem Hautkontakt gebremst. Der ältere Mann zeigte auf Ryne, sie steckten die Schwerter wieder ein und begannen von vorne. Solange Moiraine zusah, ging das so. Vielleicht war Ryne doch nicht so übertrieben selbstbewußt gewesen, wie es anfangs den Anschein gehabt hatte.
    Sie wartete zwischen den Decken und versuchte zu rekapitulieren, was man ihr über Malkier beigebracht hatte. Nicht besonders viel, und das auch nur als Geschichte. Ryne erinnerte sich an die Tausend Seen, demnach mußte auch er ein Malkieri sein. Und eine Andeutung über bedrängte Frauen. Nun, wo sie bei ihnen war, konnte sie auch bleiben, bis sie herausgefunden hatte, was sie herausfinden konnte.
    Als sie hinter den Decken hervorkam, war sie bereit. »Ich fordere das Recht einer alleinstehenden Frau«, eröffnete sie ihnen förmlich. »Ich reise nach Chachin und erbitte den Schutz eurer Schwerter.« Außerdem drückte sie jedem Mann eine schwere Silbermünze in die Hand. Was diese alberne »Alleinstehende-Frau«-Sache anging, war sie ihrer Sache nicht sicher, aber mit Silber erweckte man die Aufmerksamkeit der meisten Männer. »Zwei weitere werden in Chachin bezahlt.«
    Sie reagierten nicht so, wie sie erwartet hatte. Ryne sah die Münze finster an, während er sie zwischen den Fingern drehte. Lan sah seine ausdruckslos an und steckte sie grunzend in die Manteltasche. Ihr wurde klar, daß sie ihnen ihre letzten Münzen von Tar Valon gegeben hatte, aber Münzen von Tar Valon konnte man überall finden, genau wie die jedes anderen Landes.
    Bukama, der grauhaarige Mann, verbeugte sich und legte die linke Hand auf das Knie. »Es ist mir eine Ehre, Euch

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