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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Zauberer Zorander gefunden hat, und daß er das Potential besitzt, ganz D´Hara zu vernichten. Panis Rahl trachtet verzweifelt danach, Zauberer Zorander aus dem Weg zu räumen.«
    Aufgeweckte Intelligenz schien in den violetten Augen der Mutter Konfessorin zu leuchten. Abby wandte sich ab und zupfte an einer Strohfaser ihres Sacks. »Aber ich verstehe nicht, was das damit zu tun hat, daß er sich weigert, meine Tochter zu retten. Er hat eine Tochter. Würde er nicht alles tun, um sie zurückzubekommen? Würde er nicht tun, was immer er tun muß, damit seine Tochter wohlbehalten zu ihm zurückkehrt?«
    Die Mutter Konfessorin senkte den Kopf und strich sich mit den Fingern über die Stirn, als wollte sie einen bohrenden Schmerz wegmassieren. »Der Mann, der vor dir kam, war ein Bote. Seine Botschaft war durch so viele Hände gegangen, daß sie nicht bis zu ihrem Ursprung zurückverfolgt werden konnte.«
    Abby spürte kalte Gänsehaut auf den Armen. »Was war das für eine Botschaft?«
    »Die Haarlocke, die er mitbrachte, stammte von Zedds Tochter. Panis Rahl hat Zedd angeboten, das Leben seiner Tochter zu schonen, wenn Zedd sich ergibt, damit Panis Rahl ihn hinrichten lassen kann.«
    Abby umklammerte ihren Sack. »Aber würde ein Vater, der seine Tochter liebt, nicht selbst das tun, um ihr Leben zu retten?«
    »Um welchen Preis?« flüsterte die Mutter Konfessorin. »Um den Preis des Lebens aller, die ohne seine Hilfe sterben werden? Er konnte so etwas Egoistisches nicht tun, nicht einmal, um das Leben des Menschen zu retten, den er mehr als alle anderen liebt. Bevor er deiner Tochter die Hilfe verweigerte, hatte er gerade dieses Angebot abgelehnt und damit seine eigene unschuldige Tochter zum Tode verurteilt.«
    Abby spürte, wie ihre Hoffnungen in bodenlose Schwärze fielen. Beim Gedanken an Janas Angst und Schrecken, an die Schmerzen, die sie erleiden mußte, wurde Abby schwindlig und übel. Wieder liefen ihr Tränen über die Wangen.
    »Aber ich bitte ihn ja nicht, alle anderen zu opfern, um sie zu retten.«
    Die Hexenmeisterin berührte Abby sanft an der Schulter. »Er glaubt, diesen Leuten ihr Leid zu ersparen würde bedeuten, die D´Haraner entkommen zu lassen, damit sie am Ende noch mehr Menschen töten können.«
    Abby suchte verzweifelt nach einer Lösung. »Aber ich habe einen Knochen.«
    Die Hexenmeisterin seufzte. »Abigail, die Hälfte aller Leute, die einen Zauberer sprechen wollen, bringen einen Knochen mit. Schwindler überzeugen die Bittsteller, daß es sich um einen echten Knochen handelt. Verzweifelte Leute wie du kaufen sie.«
    »Die meisten, die einen Zauberer aufsuchen, wollen, daß er ihnen irgendwie ein Leben frei von Magie schenkt«, sagte die Mutter Konfessorin. »Die meisten Menschen fürchten Magie, aber ich glaube, angesichts der Art und Weise, wie die Magie von D´Hara eingesetzt wird, wollen sie mehr als alles andere, nie mehr mit Magie konfrontiert zu werden. Ein ironischer Grund, einen Knochen zu kaufen, und doppelt ironisch, daß sie einen falschen Knochen kaufen und überzeugt sind, sie besitzen Magie, um ihre Bitte vorzutragen, von der Magie befreit zu werden.«
    Abby blinzelte. »Aber ich habe keinen Knochen gekauft. Dies ist eine wahre Schuld. Meine Mutter hat mir auf ihrem Totenbett davon erzählt. Sie sagte, daß Zauberer Zorander selbst darin eingebunden ist.«
    Die Hexenmeisterin kniff skeptisch die Augen zusammen. »Abigail, eine wahre Schuld dieser Art ist höchst selten. Vielleicht war es ein Knochen, den sie besaß, und du hast nur gedacht . . .«
    Abby hielt den Sack auf, damit die Hexenmeisterin hineinsehen konnte. Die Hexenmeisterin sah hinein und verstummte. Die Mutter Konfessorin sah ebenfalls hinein.
    »Ich weiß, was meine Mutter mir gesagt hat«, beharrte Abby. »Sie sagte mir auch, wenn Zweifel bestünden, müßte er die Probe aufs Exempel machen; dann wüßte er, daß es stimmt, denn die Schuld wurde ihm von seinem Vater übertragen.«
    Die Hexenmeisterin strich über die Perlen an ihrem Kragen. »Er könnte ihn auf die Probe stellen. Wenn es stimmt, wird er es wissen. Aber auch wenn es eine wahre Schuld sein sollte, bedeutet das nicht, daß diese Schuld jetzt zurückgezahlt werden muß.«
    Abby beugte sich kühn zu der Hexenmeisterin. »Meine Mutter sagte, daß es eine wahre Schuld ist und beglichen werden muß. Bitte, Delora, Ihr wißt, was es damit auf sich hat. Ich war so verwirrt, als ich ihm gegenüberstand und die ganzen Leute durcheinandergebrüllt haben.

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