Der siebte Schrein
gewesen, ihn zu entdecken.« Die Mutter Konfessorin formte die Finger vor Abbys Bauch zur Klaue und machte mit der Hand eine reißende Bewegung davon weg. »Der Zauberspruch zerriß ihr Innerstes. Weil er die heilende Gabe der Magie angewendet hatte, starb sie schreiend unter Qualen, während er hilflos neben ihr kniete.«
Abby zuckte zusammen, faßte sich selbst an den Bauch und konnte die Verletzung fast spüren. »Das ist schrecklich.«
Die violetten Augen der Mutter Konfessorin blickten ungerührt. »Das Quadron hat auch ihre Tochter mitgenommen. Die Tochter, die alles mit angesehen hatte, was sie ihrer Mutter angetan hatten.«
Abby spürte, wie ihr Tränen in den Augen brannten. »Sie haben das auch seiner Tochter angetan?«
»Nein«, sagte die Mutter Konfessorin. »Sie halten sie gefangen.«
»Dann lebt sie noch? Es besteht noch Hoffnung?«
Das weiße Satinkleid der Mutter Konfessorin raschelte leise, als sie sich an das Marmorgeländer zurücklehnte und die Hände in den Schoß legte. »Zedd hat das Quadron verfolgt. Er fand sie, aber seine Tochter war anderen gegeben worden, und die übergaben sie wieder an andere, und so weiter, bis niemand eine Ahnung hatte, wer sie nun gefangenhielt oder wo sie war.«
Abby sah zu der Hexenmeisterin und wieder zur Mutter Konfessorin zurück. »Was hat Zauberer Zorander mit dem Quadron gemacht?«
»Nicht weniger als das, was ich auch getan hätte.« Die Mutter Konfessorin betrachtete sie mit einer Maske kalter Wut. »Er ließ sie bedauern, daß sie je geboren wurden. Er ließ es sie sehr, sehr lange bedauern.«
Abby erschrak. »Ich verstehe.«
Während die Mutter Konfessorin tief durchatmete, um sich zu beruhigen, setzte die Hexenmeisterin die Geschichte fort. »Während wir uns hier unterhalten, wendet Zauberer Zorander einen Zauberspruch an, den keiner von uns versteht; er hält Panis Rahl in seinem Palast in D´Hara fest. Er hilft, die Magie abzuwenden, die Rahl gegen uns beschwören kann, und ermöglicht unseren Männern, seine Soldaten dorthin zurückzutreiben, von wo sie gekommen sind.
Aber Panis Rahl wird verzehrt von Haß auf den Mann, der seine Eroberung der Midlands vereitelt hat. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht ein Anschlag auf das Leben von Zauberer Zorander versucht wird. Rahl schickt gefährliche und abscheuliche Menschen jeder Art. Sogar die Mord-Sith.«
Abby stockte der Atem. Diesen Ausdruck hatte sie schon einmal gehört. »Was sind Mord-Sith?«
Die Hexenmeisterin strich ihr glänzendes schwarzes Haar zurück und sah sich mit einem mörderischen Ausdruck um. »Mord-Sith sind Frauen, die neben einer roten Lederuniform einen einzigen langen Zopf als Zeichen ihres Gewerbes tragen. Sie sind darauf trainiert, alle Begabten zu foltern und zu töten. Wenn ein Begabter seine Magie gegen eine Mord-Sith anwendet, kann sie den Zauber einfangen und gegen seinen Urheber wenden. Einer Mord-Sith kann man nicht entkommen.«
»Aber jemand, der so mächtig ist wie Zauberer Zorander, kann doch gewiß -«
»Selbst er wäre verloren, wollte er Magie gegen eine Mord-Sith anwenden«, sagte die Mutter Konfessorin. »Eine Mord-Sith kann man mit gewöhnlichen Waffen besiegen - aber nicht mit Magie. Nur die Magie einer Konfessorin funktioniert bei ihnen. Ich habe zwei getötet.
Zum Teil wegen der brutalen Ausbildung der Mord-Sith sind sie seit Menschengedenken gesetzlos, aber in D´Hara existiert die abscheuliche Tradition, junge Frauen zu entführen und zu Mord-Sith zu machen, bis auf den heutigen Tag. D´Hara ist ein fernes und verschlossenes Land. Wir wissen nicht viel darüber, abgesehen von dem, was wir durch unglückselige Erfahrung gelernt haben.
Mord-Sith haben einige unserer Zauberer und Hexenmeisterinnen gefangengenommen. Und wenn sie gefangen sind, können sie sich nicht selbst töten, noch können sie entkommen. Bevor sie sterben, geben sie alles preis, was sie wissen. Panis Rahl kennt unsere Pläne.
Uns wiederum ist es gelungen, mehrere hochrangige D´Haraner in unsere Gewalt zu bekommen, und wir wissen durch die Berührung der Konfessorinnen, wie sehr wir verraten wurden. Die Zeit arbeitet gegen uns.«
Abby wischte sich die Handflächen an den Oberschenkeln ab. »Und dieser Mann, der getötet wurde, bevor ich den Zauberer sprechen durfte, der kann kein Attentäter gewesen sein; seine beiden Begleiter durften gehen.«
»Nein, er war kein Attentäter.« Die Mutter Konfessorin faltete die Hände. »Ich glaube, Panis Rahl weiß von dem Zauber, den
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