Der siebte Schrein
fürchten?«
»Und manchmal«, konterte Abby, »sind die mit Magie Begabten wirklich Monster, die das Leben nicht kümmert, das sie vernichten.«
Die Mutter Konfessorin sah Abby einen Moment in die Augen und hielt mahnend einen Finger hoch. »Ich werde dir im Vertrauen etwas über Zeddicus Zu´l Zorander erzählen. Solltest du die Geschichte je weitersagen, werde ich dir nie verzeihen, daß du mein Vertrauen mißbraucht hast.«
»Das werde ich nicht, aber ich verstehe nicht, wie -«
»Hör einfach zu.«
Als Abby schweigend abwartete, fuhr die Mutter Konfessorin fort. »Zedd heiratete Erilyn. Sie war eine wunderbare Frau. Wir haben sie alle sehr geliebt, aber nicht so sehr wie er. Sie bekamen eine Tochter.«
Abbys Neugier gewann die Oberhand. »Wie alt ist sie?«
»Etwa im Alter deiner Tochter«, sagte Delora.
Abby schluckte. »Ich verstehe.«
»Als Zedd Erster Zauberer wurde, war die Lage niederschmetternd. Panis Rahl hatte die Schattenmenschen beschworen.«
»Ich komme aus Coney Crossing. Davon habe ich noch nie gehört.«
»Nun, der Krieg war schlimm genug gewesen, aber dann lehrte Panis Rahl seine Zauberer, wie man die Schattenmenschen beschwört.« Die Mutter Konfessorin seufzte ob der Pein, die Geschichte wieder erzählen zu müssen. »Man nennt sie so, weil sie wie Schatten in der Luft sind. Sie haben keine genaue Gestalt oder Form. Sie leben nicht, sondern wurden durch Magie erschaffen. Waffen haben sowenig eine Wirkung auf sie wie auf Rauch.
Man kann sich nicht vor den Schattenmenschen verstecken. Sie schweben über Felder oder durch Wälder auf dich zu. Sie finden dich.
Wenn sie jemanden berühren, bekommt er Blasen am ganzen Körper und schwillt an, bis die Haut aufplatzt. Sie sterben unter Schmerzensschreien. Nicht einmal die Gabe kann jemand heilen, der von einem Schattenmenschen berührt wurde.
Wenn die Feinde angriffen, schickte deren Zauberer die Schattenmenschen voraus. Am Anfang wurden ganze Bataillone unserer tapferen jungen Soldaten bis auf den letzten Mann getötet. Wir sahen keine Hoffnung. Es war unsere schwärzeste Stunde.«
»Und Zauberer Zorander gelang es, sie aufzuhalten?« fragte Abby.
Die Mutter Konfessorin nickte. »Er studierte das Problem und beschwor danach die Schlachthörner. Ihr Zauber fegte die Schattenmenschen hinfort wie Rauch im Wind. Die Magie der Hörner wand sich auch durch den Zauber zurück, suchte seine Urheber und tötete sie. Aber die Hörner sind nicht narrensicher, und Zedd muß ihre Magie unablässig verändern, um Schritt zu halten mit den Änderungen, die der Feind vornimmt.
Panis Rahl beschwor auch noch anderen Zauber: Fieber und Krankheit, schleichende Seuchen, Nebel, die Blindheit verursachen - alle möglichen Schrecken. Zedd arbeitete Tag und Nacht und konnte sie alle parieren. Solange Panis Rahls Magie in Schach gehalten wurde, konnten unsere Soldaten wieder gleichberechtigt kämpfen. Nur wegen Zauberer Zorander hat sich das Kriegsglück gewendet.«
»Nun, das alles ist sehr gut, aber -«
Die Mutter Konfessorin hob wieder den Finger und verlangte Stille. Abby hielt den Mund, während die Frau die Hand sinken ließ und fortfuhr:
»Panis Rahl war wütend über das, was Zedd getan hatte. Er versuchte, ihn zu töten, was ihm nicht gelang, daher schickte er statt dessen ein Quadron, um Erilyn zu töten.«
»Ein Quadron? Was ist ein Quadron?«
»Ein Quadron«, antwortete die Hexenmeisterin, »ist eine Einheit von vier speziell ausgebildeten Attentätern unter dem Schutz eines Zaubers von demjenigen, der sie geschickt hat: Panis Rahl. Ihre Aufgabe ist nicht nur, das Opfer zu töten, sondern es unbeschreiblich grausam und brutal zu tun.«
Abby schluckte. »Und haben sie . . . seine Frau ermordet?«
Die Mutter Konfessorin beugte sich näher zu ihr. »Schlimmer. Sie ließen sie mit gebrochenen Armen und Beinen liegen, so daß sie noch lebend gefunden wurde.«
»Lebend?« flüsterte Abby. »Warum sollten sie sie am Leben lassen, wenn es ihre Aufgabe war, sie zu töten?«
»Damit Zedd sie verstümmelt und blutend und in unbeschreiblichen Schmerzen finden sollte. Sie konnte nur noch in Liebe seinen Namen flüstern.« Die Mutter Konfessorin beugte sich noch näher herüber. Abby konnte den Atem der geflüsterten Worte der Frau an der Wange spüren. »Als er seine Gabe einsetzte und versuchte, sie zu heilen, wurde der Fluch der Würmer aktiviert.«
Abby mußte sich zwingen zu blinzeln. »Fluch der Würmer . . . ?«
»Kein Zauberer wäre imstande
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