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Der siebte Schwan - Mer, L: Der siebte Schwan

Der siebte Schwan - Mer, L: Der siebte Schwan

Titel: Der siebte Schwan - Mer, L: Der siebte Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilach Mer
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bockte und ruckte. Es war zierlich und klein, kein kräftiges Kaltblut. Selbst im trüben Licht glänzte die lange Mähne, die es um sich schüttelte, und das Fell auf seinem Rücken schimmerte seltsam rötlich.
    Die Kutsche schrammte am linken Torpfosten entlang, und ein Schatten löste sich aus der Schwärze dort. Die Gestalt eines Mannes, der die Arme hochwarf, ins Zaumzeug griff, das Tier zum Stehen brachte. Er bewegte sich leicht, fast tänzerisch. Das Pferd schnaubte unwillig, so laut, dass Mina es bis nach oben hörte. Etwas an dem Schnauben erinnerte sie …
    Ein zweiter Mann stieg aus der Kutsche. Er schlug einen weiten Bogen um das hin und her tretende Tier, und Bruchstücke von wütendem Schimpfen pochten gegen die Scheiben. Die beiden Männer schienen miteinander zu sprechen. Nur kurz, dann ging der eine auf das Haus zu und ließ den anderen mit dem Pferd im Hof stehen wie einen Stallburschen. Vielleicht war er das ja, ein Stallbursche, der beim Tor auf seinen Herrn gewartet hatte? Aber welcher Hausherr kam mitten in der Nacht, ohne eine Laterne an der Kutsche, ohne ein Licht im Hof, das ihn willkommen hieß?
    Tief unten im Haus schlug eine Tür, der Knall riss Mina vom Fenster weg. Wie rasend flogen ihre Augen durchs Zimmer. Wohin nur, wohin?

    Klicken, Klicken unter ihr. Mina presste die Akte gegen ihr donnerndes Herz, huschte nach rechts, nach links. Unter den Schreibtisch? In einen der Schränke? Schritte im Haus, Stimmengemurmel von irgendwo tief unten. Ihr Blick saugte sich an der Schürze neben der Tür fest. Als sie darunterkroch, legte der Geruch der Stärke sich wie Nebel über sie.
    Jetzt, jetzt wurde sie bestraft. Für das Übel, was sie angerichtet hatte, das Eindringen in ein fremdes Haus, das Wühlen in fremden Sachen. Die Schritte unten entfernten sich nicht. Sie vermischten sich mit dem Klicken der Absätze, trennten sich wieder davon. Kamen die Treppen hinauf. Höher, immer höher. Niemals in ihrem Leben hatte ein Laut sich so qualvoll in Minas Ohren gebohrt wie das Knarren der Dielen auf dem Flur vor dem Bureau.
    Der Vorhang rauschte, so dicht, oh, so dicht bei ihr. Sie kniff die Augen zu, versuchte, den Wald zu rufen, die grüne, schattige Sicherheit, aber die Schritte waren zu nah, zu laut, zu überwältigend wirklich. Die Wäschestärke kratzte in ihrem Hals, sie presste sich die freie Hand gegen die Kehle und riss die Augen wieder auf. Nicht hierher, bettelte sie stumm. Nicht hierher!
    Die Schritte hielten an. Die Stille war noch unerträglicher als das Geräusch. Mina hielt es nicht aus, sie schob eine schmale Schürzenfalte ein haarbreites Stück beiseite. Spähte daran vorbei; auf einen breiten, dunklen Rücken.
    Der Mann stand vor dem Schreibtisch, genau dort, wo sie gestanden hatte. Fühlte er noch die Wärme auf dem Boden, die ihre nackten Füße hinterlassen hatten? Aber er stand ganz ruhig, die Hände im Kreuz verschränkt. Schien hinauszusehen, lange, schweigend. Beobachtete er das Pferd und den Mann im Hof? Oder wartete er auf etwas?

    Je länger er dort stand, desto mehr kam es Mina so vor. Es war etwas Angespanntes in diesen breiten Schultern, in der Art, wie der Nacken sich so steif darüber erhob. Wie der Mann den Kopf nicht einmal drehte, nur geradeaus sah, Minute um Minute. Wie lange würde er so stehen bleiben? Die ganze Nacht, bis es hell wurde, hell genug, um den Schatten eines kleinen Mädchens zu erkennen, das sich hinter eine Schürze duckte?
    Minas Herzschläge schlugen die Zeit in Stücke. Eines, noch eines. Immer mehr. Ihre Zehen wurden taub, ihre Knie begannen zu brennen. Und der Mann rührte sich nicht.
    Irgendwann gab es nur noch zwei Dinge, die sie tun konnte. Und es war der heiße, fiebernde Teil in ihr, der für Mina entschied.
    Sie schob sich unter der Schürze hervor, langsam, unendlich langsam. Tastete mit der freien Hand nach dem Türvorhang. Hielt sich an dem dicken Stoff fest. Schob sich weiter, noch ein kleines Stückchen. Und noch eines, die Augen starr auf den Männerrücken gerichtet.
    Sie stand nicht auf, kroch auf den Knien, die Akte an sich gedrückt. Jeden Augenblick konnte sich eines der Papiere daraus lösen, zu Boden sinken mit nicht mehr als einem Wispern; aber ein Wispern war alles, was es brauchte. Sie krallte die Fingernägel in den Pappdeckel, beschwor jede einzelne Seite, still zu halten, sie nicht zu verraten. Das Medaillon pendelte unter ihr über dem Boden.
    Jetzt war es schon fast zur Hälfte der Vorhang, der sie bedeckte,

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