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Der siebte Schwan - Mer, L: Der siebte Schwan

Der siebte Schwan - Mer, L: Der siebte Schwan

Titel: Der siebte Schwan - Mer, L: Der siebte Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilach Mer
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stockte. Was war es eigentlich, das sie glaubte? »Sie weiß vielleicht etwas, über Dinge. Dinge, die geschehen sind. Dinge, die wichtig für mich sind.«
    Lilja und Nad tauschten einen langen Blick.
    »Ihre Tante …«, sagte Tausendschön gedehnt. Die Schnurrhaare über seinen Augen zitterten. »Nun, wenn das der Weg ist, den Sie einschlagen möchten.«
    »Ja«, sagte Mina schnell, bevor die Ungläubigkeit in seiner Katerstimme lauter werden konnte. Sie hatte eine
vernünftige Entscheidung getroffen, das wusste sie. Auch wenn diese Entscheidung bedeutete, dass sie die Tater verlassen musste. »Ich erinnere mich daran, dass wir früher bei ihr waren. Es muss in der Nähe sein.«
    »Du kannst aber nicht über die Landstraße gehen«, sagte Viorel. »Wie Nad gesagt hat, es ist einiges unterwegs.«
    Sie fragte nicht, was er damit meinte. Das letzte Bellen der Hunde hallte immer noch in ihren Ohren. Sie wollte nicht wissen, was es bedeutete.
    »Ich kann über die Felder gehen.« Ihre Stimme klang zaghafter, als sie es gewollt hatte. »Ich werde das Dorf schon irgendwie finden.«
    Tausendschön verdrehte die Augen.
    »Natürlich werden Sie das, meine Liebe. Schließlich gehen Sie ja mit mir. Und ein Kater findet immer seinen Weg.«
    »Wirklich?« Mina hätte viel darum gegeben, wenn sie nicht ganz so erleichtert geklungen hätte. Sie versuchte, eine strenge Miene aufzusetzen. »Aber ich kann nicht mit einem sprechenden Kater im Gepäck bei meiner Tante auftauchen.«
    »Im Gepäck?« Sein Mäulchen verzog sich, sie sah die langen, weißen Eckzähne aufblitzen. Es dauerte einen Moment, bis sie verstand, dass er lachte. »Liebe Mina, Sie haben so etwas Erfrischendes an sich. Nein, ich werde nicht ›in Ihrem Gepäck‹ sein; Sie wohl eher in meinem, möchte ich meinen. Und, nein, ich werde nicht in trautem Gespräch mit Ihnen über die Dorfstraße einziehen. Das würde nur einen schlechten Eindruck hinterlassen.« Sein Katergrinsen wurde breiter. »Bei meinen verehrten …«, er machte eine kurze, bedeutungsvolle Pause und blinzelte scheel in die Runde, »… Freundinnen im Dorf.«

    »Herr Tausendschön!« Lilja drohte mit dem Finger, aber sie lachte dabei. »Es sind junge Mädchen hier. Wir wollen jetzt keine Geschichten von Ihren Abenteuern hören.«
    Er kratzte mit der Vorderpfote auf dem Boden.
    »Verzeihen Sie, liebe Freundin. Es ist mit mir durchgegangen. Der Frühling, wissen Sie …«
    Aber er trabte nicht zu ihr hinüber, um seinen Kopf an ihrem Bein zu reiben, sondern zu Viorel, dem es gar nicht recht zu sein schien; und unter seinem freundlichen Maunzen meinte Mina zu hören, wie der junge Mann dem Kater ein »Verräter!« zuzischte. Niemand sonst schien es zu bemerken, nicht einmal Rosa, die den Kopf an Viorels Schulter gelehnt hatte und mit einem losen Band an seinem Ärmel spielte.
    Nad nickte Mina zu.
    »Tausendschön wird dich sicher überallhin bringen. Wenn es nicht zwischendurch mit ihm durchgeht, natürlich«, er zwinkerte, und der Kater drehte ihm würdevoll das Hinterteil zu. Nads Augen wurden wieder ernst. »Aber, Mina, vor allem hör darauf: Bleib von den Landstraßen fern, so weit es geht. Schatten gibt es nicht nur in der Nacht. In der heißen Mittagsstunde lagern sie dichter und schwerer unter einem Baum, als in der tiefsten Nacht auf freien Feldern. Denk daran.«
    Mina nickte unbehaglich.
    So war es nun entschieden. Sie würde mit Tausendschön gehen, und die Tater einen anderen Weg nehmen. Liljas Arm glitt schon von ihrer Schulter; die Luft fühlte sich kalt in ihrem Nacken an, obwohl die Sonne schien und es mit jeder Minute wärmer wurde. Rosa und Pipa machten sich daran, die Bündel zusammenzutragen.

    »Vielen … vielen Dank«, sagte Mina heiser. »Für alles, meine ich.«
    Lilja drehte sich wieder zu ihr um.
    »Natürlich, meine Kleine.« Ihr schöner Mund bog sich zu einem strahlenden Lächeln. »Bring uns unseren Herrn Tausendschön recht wohlbehalten zurück!«
    Ihr Lächeln sprang auf Minas eigene Lippen über. »Ja«, sagte sie erleichtert, »das tue ich. Das tue ich bestimmt.«

Das Dorf lag in der Mittagssonne. Als Mina und Tausendschön aus den letzten niedrigen Büschen traten, die das Erlenwäldchen ihnen wie freundliche Begleiter mit auf den Weg über die Felder gegeben hatte, gleißten die Steine weiß auf der schattenlosen Straße. Mina musste die Augen zusammenkneifen, und Tausendschön zischte: »Heiß, heiß!«, und schüttelte die Vorderpfote.
    Mina warf ihm einen

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