Der siebte Sinn der Tiere: Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere bisher unerklärte Fähigkeiten der Tiere (German Edition)
Naturszenen und fröhlichen Menschen. Andere aber waren erregend, etwa pornographische Bilder und Fotos von Leichen. Bei jedem Versuch war der Bildschirm zunächst leer. Dann erschien eines dieser ruhigen oder erregenden Bilder für drei Sekunden. Anschließend wurde der Bildschirm wieder leer. Die Abfolge, in der die Bilder gezeigt wurden, bestimmte der Zufallsgenerator des Computers. Während dieser Tests wurden der Blutdruck, der Hautwiderstand und das Blutvolumen in den Fingerspitzen der Probanden überwacht. All diese Parameter änderten sich, wenn die Teilnehmer emotional erregt wurden, und lieferten objektive Messwerte ihrer Reaktionen.
Es überrascht nicht, dass es dramatische Veränderungen bei all diesen Messungen der Erregung gab, nachdem die »emotionalen« Bilder gezeigt worden waren, und dass derartige Veränderungen bei den beruhigenden Bildern nicht auftraten. Bemerkenswert an den Ergebnissen ist der Umstand, dass die Erregung einsetzte, bevor die »emotionalen« Bilder auf dem Bildschirm erschienen, obwohl niemand auf irgendeine normale Weise hätte wissen können, welches Bild als Nächstes kam. Diese Vorausahnung begann etwa vier Sekunden bevor die emotionalen Bilder erschienen. Die Ergebnisse sind statistisch gesehen überaus signifikant und wurden unabhängig voneinander in mehreren verschiedenen Labortests bestätigt. [290]
Aufgrund dieser bemerkenswerten Experimente kann es anscheinend selbst unter Laborbedingungen das Vorgefühl geben, dass gleich etwas emotional Erregendes geschehen wird, selbst wenn man dies nicht mit irgendwelchen »normalen« Mitteln wissen kann.
Ich glaube, wir stehen an der Schwelle einer neuen Phase der Wissenschaft, und diese Art von Forschung ist nur ein Beispiel dafür. Die aufgeschlossene Untersuchung spontaner menschlicher Erfahrungen, ergänzt durch die Laborforschung, kann dazu beitragen, unser Wissen um das Wesen des Menschen zu vertiefen. [291] Des Weiteren kann die Erforschung der unerklärten Kräfte der Tiere uns dabei helfen, dieses Wissen in einen allgemeineren biologischen und evolutionären Zusammenhang zu stellen. Und Vorahnungen wie Präkognitionen können uns vielleicht etwas sehr Wichtiges nicht nur über das Wesen von Leben und Geist, sondern auch über das Wesen der Zeit verraten.
Anhang
Kontroversen
Die in diesem Buch behandelten Themen sind für manche Mitglieder der Welt der Wissenschaft tabu. Allein schon der Gedanke an Telepathie oder einen unerklärten Orientierungssinn, an Vorahnungen oder Präkognitionen erregt bei manchen Wissenschaftlern und Philosophen Skepsis, wenn nicht gar Feindseligkeit. Warum?
Diese Frage muss ich mir stellen. Meine Forschungen haben mir eine Reihe leidenschaftlicher Kontroversen beschert. Menschen ohne Erfahrung im Umgang mit professioneller Wissenschaft stellen sich vielleicht vor, dass es dabei ausschließlich um die unvoreingenommene Erkundung des Unbekannten geht, doch das ist nur selten der Fall. Die Wissenschaft arbeitet im Rahmen von Glaubensvorstellungen oder Modellen der Wirklichkeit. Alles, was nicht in diesen Rahmen passt, wird geleugnet oder ignoriert – es ist abnorm. Der Wissenschaftshistoriker Thomas Kuhn bezeichnete diese Gedankenmuster als Paradigmen. In Zeiten der normalen Wissenschaft, wie er dies nannte, arbeiten Wissenschaftler innerhalb des Paradigmas und ignorieren oder leugnen Abnormitäten.
Wissenschaftliche Revolutionen stellen orthodoxe Paradigmen in Frage und ersetzen sie durch neue, größere Modelle der Wirklichkeit, die zuvor abgelehnte Abnormitäten einbeziehen können. Zu gegebener Zeit entwickeln sich diese neuen Gedankenmuster zu Standardorthodoxien. [319]
Das Paradigma, das die Schulwissenschaft seit dem 19. Jahrhundert beherrscht, ist der Materialismus: Die Materie ist die einzige Wirklichkeit. Geist und Bewusstsein existieren nur insoweit, als sie aus materiellen Prozessen im Gehirn hervorgehen. Tiere – und Menschen – sind nichts weiter als komplexe Maschinen, die sich durch die ganz normalen Gesetze von Physik und Chemie erklären lassen. Der Geist sitzt im Gehirn und kann keine geheimnisvollen Fernwirkungen haben. Aber ironischerweise vertrauen Materialisten zwar physikalischen Gesetzen, doch diese Gesetze selbst sind nicht physikalisch. Sie werden als nichtmaterielle Prinzipien begriffen, die Raum und Zeit übersteigen und zu allen Zeiten und an allen Orten potentiell wirksam sind. Zudem weisen mehrere heutige Physiker darauf hin, dass in der modernen Physik
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