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Der siebte Sinn der Tiere: Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere bisher unerklärte Fähigkeiten der Tiere (German Edition)

Der siebte Sinn der Tiere: Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere bisher unerklärte Fähigkeiten der Tiere (German Edition)

Titel: Der siebte Sinn der Tiere: Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere bisher unerklärte Fähigkeiten der Tiere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Sheldrake
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Tagen absolvierten. Zum Einsammeln verwendeten sie eine Art Ministaubsauger, der die Ameisen rasch in ein Rohr einsaugte und in einem Reagenzglas ablegte. »Das Sammeln von Futtersuchern war einfach – Futtersucher reagierten anscheinend gar nicht, wenn ihre Kollgen plötzlich aus dem Zug verschwanden. Wir waren bloß ein weiterer Räuber, genau wie die Krötenechse, die neben dem Zug steht und Ameisen aufschlürft, während die überlebenden Futtersucher scheinbar achtlos vorbeilaufen.« [142] Auch die Abfälle sammelnden Arbeiterinnen ließen sich einfach fangen, genauso wie die für die Wartung des Nestes zuständigen Arbeiterinnen, solange der Sauger richtig eingesetzt wurde. Doch wenn Luft herausströmte, vertrieb der Schwall von Düften zuweilen die Wartungsarbeiterinnen, so dass sie im Eingang des Nestes in Deckung gingen.
    Ganz anders hingegen verlief das Einsammeln von Wächterameisen: Selbst das sorgfältigste Absaugen von wenigen Wächtern, die weit voneinander entfernt waren, konnte dazu führen, dass die ganze Kolonie an diesem Tag dichtmachte. Anfangs glaubte Gordon, dies müsse an der Veränderung des Interaktionsmusters zwischen den Wächtern untereinander und mit anderen Ameisen liegen. Aber es passierte zu schnell: »Wenn einige Wächter außerhalb des Nestes verschwanden, flüchtete der Rest der Wächter manchmal sofort, binnen Sekunden, ins Nest zurück – lange bevor man Zeit hatte, sich den Nächsten zu holen und die Geschwindigkeit abzuschätzen, mit der die Wächter zurückkehrten. Dies geschah, wenn wir den Sauger direkt über die Wächter hielten …, damit kaum die Gefahr bestand, dass eine alarmierende Pheromonwolke entkam. Die Wächter reagierten dennoch, oft in einer Entfernung, die zu groß schien, als dass sich die Pheromone so schnell bewegt haben könnten.« [143]
    Sodann erforschte Gordon die Möglichkeit, dass diese Reaktion von der Geschwindigkeit abhing, mit der die Wächter aufeinandertrafen und sich mit ihren Fühlern berührten. Aber Simulationen ergaben, dass die Pausen zwischen den Interaktionen so sehr schwankten, dass »es für eine Ameise schwer wäre, ein Nachlassen der Geschwindigkeit der Interaktionen verlässlich wahrzunehmen. Ich weiß also nicht, wie sich die Reaktion der Wächter erklären lässt.« [144]
    Wahrscheinlich lassen sich die schlüssigsten Experimente zur Unterscheidung zwischen dem Feldverständnis von Tiergesellschaften und dem konventionellen Verständnis an Ameisen und Termiten durchführen. [145]
    Fischschwärme
    Auch ein Fischschwarm gleicht von weitem einem großen Organismus. Seine Individuen schwimmen in dichten Formationen und vollführen Rollen und Kehrtwendungen nahezu synchron. »Entweder existieren keine dominanten Systeme, oder sie sind so schwach, dass sie wenig oder gar keinen Einfluss auf die Dynamik des Schwarms als Ganzes haben. Wendet sich der Schwarm nach rechts oder links, übernehmen Individuen, die bislang an der Flanke waren, die Führung.« [146] Wird ein Schwarm angegriffen, kann er so reagieren, dass er ein klaffendes Loch um den Raubfisch bildet. Häufiger teilt er sich, und die beiden Hälften wenden sich nach außen, bis sie schließlich um den Angreifer herumschwimmen und sich wiedervereinen. Man spricht vom Fontäneneffekt – immer wird der Angreifer dabei vom Schwarm ferngehalten. Jedes Mal wenn sich der Angreifer umdreht, wiederholt sich dieses Spiel. Die spektakulärste Verteidigungsmaßnahme des Schwarms ist die sogenannte Blitzexpansion, die im Film wie eine explodierende Bombe aussieht. Jeder Fisch schießt gleichzeitig vom Zentrum des Schwarms fort, wenn die Gruppe angegriffen wird, und die gesamte Expansion kann sich in einer Fünfzigstelsekunde abspielen. Die Fische können in dieser Zeit auf eine Geschwindigkeit von zehn bis 20 Körperlängen pro Sekunde beschleunigen. Doch sie stoßen nicht zusammen. »Jeder Fisch weiß nicht nur im Voraus, wo er schwimmen wird, wenn ein Angriff erfolgt, sondern er muss auch wissen, wo jeder seiner Nachbarn schwimmen wird.« [147] Dieses Verhalten lässt sich nicht einfach mit sensorischen Informationen vonseiten benachbarter Fische erklären, denn alles spielt sich viel zu schnell ab, als dass sich Nervenimpulse vom Auge zum Gehirn und dann vom Gehirn zu den Muskeln bewegen könnten.
    Selbst beim normalen Schwarmverhalten wissen wir nicht, wie die Bewegungen im Kollektiv koordiniert werden. Fische schwimmen auch nachts in Schwärmen, so dass dies nicht vom Sehvermögen

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