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Der siebte Sinn der Tiere: Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere bisher unerklärte Fähigkeiten der Tiere (German Edition)

Der siebte Sinn der Tiere: Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere bisher unerklärte Fähigkeiten der Tiere (German Edition)

Titel: Der siebte Sinn der Tiere: Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere bisher unerklärte Fähigkeiten der Tiere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Sheldrake
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abhängt. Man hat Fische sogar in Laborexperimenten zeitweilig blind gemacht, indem man sie mit undurchsichtigen Kontaktlinsen versah. Dennoch waren sie in der Lage, sich zum Schwarm zusammenzuschließen und ihre Position darin endlos lange zu bewahren. Vielleicht konnten sie die Position ihrer Nachbarn durch ihre druckempfindlichen Organe, die sogenannten Seitenlinien, ermitteln, die sich zu beiden Seiten des Körpers vom Kopf bis zum Schwanz erstrecken. Aber in anderen Laborexperimenten haben Fischforscher dies getestet, indem sie die Seitenlinien auf der Höhe der Kiemen durchtrennten. Auch diese Fische bilden noch immer normale Schwärme. [148]
    Doch selbst wenn wir wüssten, auf welche Weise die Fische ihre jeweilige Position durch ihre normalen Sinne wahrnehmen, ließen sich damit noch lange nicht ihre raschen Reaktionen erklären. Ein Fisch kann eigentlich nicht im Voraus erspüren, wohin sich seine Nachbarn bewegen werden.
    Aber wenn das Schwarmverhalten durch morphische Felder koordiniert wird, lassen sich diese Verbindungen im Prinzip leichter verstehen. Das Feld gestaltet das Verhalten und die Aktivität des Schwarms als Ganzes, und die Individuen darin reagieren auf ihre lokale Feldumgebung. [149] Am einfachsten lässt sich dies mit Eisenfeilspänen in einem Magnetfeld vergleichen. Wird der Magnet bewegt, nehmen die Eisenfeilspäne neue Positionen ein und bilden neue Muster von »Kraftlinien«. Jeder einzelne Eisenspan reagiert nämlich auf das Feld in ihm und um ihn herum, und das Feld als Ganzes bildet das Gesamtmuster.
    Es wäre faszinierend festzustellen, was geschieht, wenn zwei Teile eines Fischschwarms voneinander durch eine Barriere getrennt würden, die jeden normalen Sinneskontakt verhindert. Würden ihre Aktivitäten dennoch weiterhin in jeder Form koordiniert bleiben? Soweit ich weiß, hat das bislang noch niemand erforscht.
    Vogelscharen
    Wie Fischschwärme weisen auch Vogelscharen eine derart bemerkenswerte Koordination auf, dass man sie ebenfalls schon oft mit einem Organismus verglichen hat. So schrieb etwa der Naturforscher Edward Selous über eine riesige Starenschar: »Ganze Massen von ihnen drehten ab, rollten, kehrten ihre Flugformation um, wechselten in einem Schimmer von Braun zu Grau, von Dunkel zu Hell, als ob alle Individuen, aus denen sie sich zusammensetzten, Bestandteile eines individuellen Organismus gewesen wären.« [150]
    Selous studierte im Laufe von 30 Jahren das Verhalten von Vogelschwärmen und war überzeugt, dass es sich nicht durch normale sensorische Kommunikation erklären ließ: »Ich frage mich, wie man diese Dinge ohne irgendeinen Prozess der Gedankenübertragung erklären soll, der so rasch abläuft, dass er praktisch einem simultanen kollektiven Denken gleichkommt.« [151]
    Das Verhalten von Vogelschwärmen ist zwar überraschend wenig erforscht, aber in einer aufsehenerregenden Studie von Wayne Potts aus den achtziger Jahren wurden die Kurvenflugbewegungen großer Scharen von Alpenstrandläufern in extremer Zeitlupe gefilmt, so dass man die Bewegungsabläufe des Schwarmes genau studieren konnte. Diese Analysen ergaben, dass die Bewegung nicht exakt simultan verlief, sondern vielmehr entweder von einem einzigen Individuum oder von einer kleinen Gruppe von Vögeln ausging. Diese Bewegungseinleitung konnte überall in der Schar auftreten, und die Manöver pflanzten sich stets in Form von Wellen, die von der Einleitungsstelle ausstrahlten, durch die Schar fort. Diese Wellen bewegten sich sehr rasch und benötigten im Durchschnitt nur 15 Millisekunden, um von einem Individuum auf seinen Nachbarn überzuspringen.
    Im Labor hat man gefangene Alpenstrandläufer getestet, um herauszufinden, wie rasch sie auf einen plötzlichen Reiz reagieren können. Die Zeit, die sie benötigten, um eine Schreckreaktion auf einen unvermittelten Lichtblitz zu zeigen, betrug im Durchschnitt 38 Millisekunden. Dies bedeutet, dass sie unmöglich in Reaktion auf das Verhalten ihrer Nachbarn in den Kurvenflug übergehen können, da eine solche Kursänderung im Schwarm viel rascher erfolgt, als es ihre schnellste Reaktionszeit zuließe.
    Potts gelangte zu der Schlussfolgerung, dass Vögel auf eine »Manöverwelle« reagieren, die durch die Schar verläuft, wobei sie ihr Flugverhalten so anpassen, dass es die Ankunft der Welle antizipiert. Er erklärt dieses Phänomen mit der sogenannten »Chorus-line-Hypothese«, die auf Experimenten basiert, welche in den fünfziger Jahren mit menschlichen

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