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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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den dicksten Übermantel am Eingang zum Heiztunnel zurückgelassen hatte. Doch sogar die inneren Lagen der Felle waren hier zu warm. Außerdem rochen sie übel und waren unbequem.
    Als sich seine Augen an das schwache Licht gewöhnt hatten, dachte Tal über seine Situation nach. Er war sich wohl bewusst, dass er Dinge getan hatte, die ein richtiger Erwählter nicht tun würde. Doch selbst wenn er damit ein Dutzend Gesetze gebrochen hatte, hätte man ihn nicht so hart betrafen müssen.
    Nach allem, was er im Lektorium gelernt hatte, konnte man einen Erwählten nicht ohne Prozess an einen Ort wie den Saal der Albträume bringen. Und selbst dann hätte er noch Einspruch vor der Versammlung der Erwählten oder bei der Imperatorin einlegen können.
    Man hätte ihn zunächst zum Lumenor des Orange-
Ordens bringen und dann vor dem Hohen Gericht befragen müssen. Er hätte einen Sprecher der Beschuldigten als Vertreter bekommen, einen älteren Erwählten, der Rechtskenntnisse besessen hätte.
    Was ging hier vor?
    Tal seufzte und ließ den Kopf hängen. Er musste mit so vielen Problemen gleichzeitig fertig werden. Er hatte noch immer nicht seine Mutter besucht, geschweige denn ihr geholfen. Gref wurde noch immer vermisst. Kusi befand sich in den Klauen der schrecklichen Kusinen seiner Mutter.
    Und Milla war im Saal der Albträume. Sie wusste nicht einmal, was sie dort erwartete. Anders als Tal, der sein ganzes Leben lang furchtbare Geschichten über den Saal der Albträume gehört hatte. Es war die schrecklichste Bestrafung, die er sich vorstellen konnte.
    Geistschatten würden in Millas Träume eindringen. Sie würden ihre Träume in Albträume verwandeln, denen sie nicht entrinnen konnte. Sie würde nicht aufwachen können, bevor man es ihr gestattete.
    Tal hatte schon erlebt, was ein Aufenthalt im Saal der Albträume aus unbeugsamen Untervölklern gemacht hatte. Jahrelang hatte ein alter Mann auf dem Korridor vor Tals Elternhaus gearbeitet. Er hatte gefegt und geputzt. Eines Tages hatte er begonnen, vorbeigehende Erwählte mit Seifenwasser zu bespritzen und später Eimerladungen über sie zu gießen. Irgendwann hatte er einen Halbhellen getroffen, der ohnmächtig geworden war. Den Untervölkler hatte man zum Saal der Albträume gebracht. Als er zurückgekommen war, hatte er wochenlang gezittert. Seither lachte er nicht mehr, wenn die Kinder der Erwählten ihre Licht- und Schattenspiele in den Korridoren spielten.
    Und dabei gehörte er noch zu den Glücklicheren.
    Manche waren überhaupt nicht mehr zurückgekommen.
    Tal wollte nicht, dass Milla so etwas geschah. Und das bedeutete, dass er sie retten musste. Dann musste er den Kodex finden, damit er Gref finden konnte. Dann seine Mutter nach Aenir bringen, damit sie geheilt wurde.
    Dann seinen Namen reinwaschen, damit er ein vollwertiger Erwählter werden konnte. Und dann, wie versprochen, einen Sonnenstein für die Far-Raider finden.
    „Eines nach dem anderen“, flüsterte er. Das hatte sein Vater immer gesagt, wenn Tal sich über all das beschwert hatte, was er tun musste.
    Er erinnerte sich plötzlich daran, wie sein Vater und seine Mutter Kusi bei ihren ersten Gehversuchen geholfen hatten. Sie hatten jeder auf einer Seite des lächelnden Babys gestanden und Kusis Hände gehalten, während Tal und Gref rückwärts vor ihr her gegangen waren. „Ein Schritt nach dem anderen“, hatten alle im Chor gesagt. Dann hatte Kusi den ersten Schritt gemacht. Dann noch einen und noch einen…
    Tals erster Schritt musste der aus der Grube heraus sein. In diesem Loch konnte er nichts ausrichten. Er sah sich die dreieckige Narbe an seinem Handgelenk an, dort, wo die Crone ihn geritzt hatte. Etwas von den Eiscarls musste in ihn eingedrungen sein. Wie die Eiscarls und die Selski, denen sie folgten, wusste Tal, dass er sterben würde, wenn er jetzt stehen blieb.
    Nachdem er die Entscheidung zum Ausbruch getroffen hatte, schob sich Tal den Ring mit dem Sonnenstein an den Finger. Er drehte ihn nach innen, damit er den Stein mit der Hand abschirmen konnte. Dann brachte er einen sehr schmalen Lichtstrahl hervor und beleuchtete die Wände der Grube damit. Er hatte beim Aufstieg auf den Berg des Lichtes das Klettern gelernt. Sollte es in den Wänden irgendwelche Spalten oder Risse geben, würde er sie als Kletterhilfen benutzen können.
    Doch die Wände waren glatt und nahtlos. Als Tal die Hälfte des Kreises abgesucht hatte, wusste er bereits, dass das nutzlos war. Die Grube war nicht mit

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