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Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze

Titel: Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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plötzlichen Blitz, der gefährlich gewesen wäre, wenn er nur einen Sekundenbruchteil länger gedauert hätte.
    Als er die anderen eingeholt hatte, sah Crow schnaubend zu ihm herab.
    „Zu viel zu essen und zu wenig Training“, sagte er. „Typisch Erwählter.“
    „Tal ist verwundet“, erklärte Milla bestimmt. „Ein Wespenwyrm-Stich am Bein.“
    „Ein was?“, fragte Clovil.
    „Ein Wespenwyrm“, sagte Tal. „In der Geistwelt Aenir.“
    „Aenir?“ Clovil sah Tal verwirrt an. „Aber ich dachte, die Körper der Erwählten bleiben zurück, wenn sie nach Aenir gehen.“
    „Das tun sie auch“, sagte Tal. „Aber was auch immer dort geschieht, es beeinflusst auch den zurückgebliebenen Körper.“
    „Funktioniert das auch andersherum?“, fragte Crow, offensichtlich mit einem plötzlichen Hintergedanken. „Wenn der Körper eines Erwählten hier verletzt wird, während sein Besitzer in Aenir ist, stößt ihm dann dort auch etwas zu?“
    Tal sah das Glitzern in Crows Augen. Es war deutlich zu sehen, wie sehr er die Erwählten hasste.
    „Ihre Körper werden hier von den Geistschatten bewacht“, gab Tal kurz angebunden zurück. Es war ihm klar, dass er damit die Frage nicht beantwortete.
    „Aber was wäre, wenn sie nicht beschützt würden?“, bohrte Crow weiter. „Sagen wir mal, ich ersteche den Körper eines Erwählten – würde er oder sie in Aenir sterben?“
    „Sie werden von den Geistschatten bewacht, wer weiß das also schon?“, gab Tal zurück.
    „Vielleicht werde ich es eines Tages herausfinden“, stichelte Crow boshaft.
    „Genug geredet“, befahl Milla. „Wir können später noch darüber sprechen. Jetzt müssen wir Ebbitt finden.“
    Crow nickte und wendete seinen Kopf in Clovils und Fereks Richtung, um ihnen damit zu signalisieren, dass sie weitergehen sollten.
    Die Treppe führte beinahe bis ans obere Ende der Höhle, wo sie an mehreren sehr großen Metalltüren endete. Sie waren leicht angelehnt, gerade so weit, dass jemand hindurchschlüpfen konnte, der nicht so fett war wie Sushin.
    Milla blieb an den Türen stehen und wischte den Staub an einer Stelle weg. Wie sie schon vermutet hatte, waren die Türen aus dem gleichen matten Goldmetall gemacht, aus dem auch das Ruinenschiff der Eiscarls und Asteyrs Orskir in der Geistwelt bestanden. Ein weiterer Beweis aus uralten Zeiten für eine Verbindung zwischen Eiscarls und den Erwählten.
    Auch Tal blieb stehen, allerdings, um noch einen Blick nach unten auf den geschmolzenen See des Schmiedelands zu werfen. Sogar in dieser Höhe spürte er noch die Hitze, die von dem Kristall ausging. Und er spürte die ausgleichende Kühle, die die Sonnensteine in der Decke abstrahlten, die noch ein gutes Stück vom Ende der Treppe entfernt war.
    Er suchte die Gegend um die Insel in der Mitte ab und hoffte, eine Spur vom Werfer zu finden. Aber es war niemand zu sehen. Nur die Untervölkler auf den anderen Inseln bei der Arbeit.
    Es war möglich, dass der Werfer aufgestanden war und es zurück zu einer der anderen Inseln geschafft hatte, während sie die Treppe hochgestiegen waren. Es war jedoch sehr unwahrscheinlich.
    „Tal.“
    Es war Milla, die gerufen hatte. Sie winkte und bedeutete ihm damit, sich zu beeilen.
    Tal sah weiter nach unten. Adras war neben ihm und sah ebenfalls hinab.
    „Hübsche Farben“, sagte Adras. „Wie im Regenbogen.“
    Tal konnte an dem geschmolzenen Kristall nichts Schönes finden. Nur die Erinnerung an eine krallenförmige menschliche Hand, die um Hilfe rang. Das letzte verzweifelte Ringen nach Hilfe von einem Menschen, der unter die brennende Oberfläche sank.
    „Tal!“
    „Ich habe noch nie jemanden sterben sehen“, flüsterte Tal. „Nicht so. So plötzlich.“
    Milla kam mit gerunzelter Stirn zurück. Aber es war kein ärgerliches Stirnrunzeln.
    „Der Tod ist das Ende eines Liedes“, erklärte sie leise. „Aber er ist nicht das Ende aller Lieder. Hier ist ein Mensch gestorben. Irgendwo dort oben in eurem Schloss oder auf dem Eis wurde ein Kind geboren. Ein Lied endet, ein anderes beginnt.“
    Tal sah Milla an. Sie hatte ihn wieder überrascht.
    „Hast du dir das gerade überlegt?“
    „Nein“, gab Milla zurück. „Ich habe es vor langer, langer Zeit gelernt. Los jetzt!“

 
KAPITEL SECHS
     
     
     
    Die Freivölkler führten sie durch ein weiteres Labyrinth aus engen Durchgängen, allesamt dunkel. Ein paar davon waren teilweise überflutet, daher mussten sie wieder waten. Andere standen voller längst

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