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Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze

Titel: Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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zu werden?“
    „Nein“, flüsterte Jarnil traurig. „Du warst ein guter Junge, Crow. Ich fürchte aber, dass du kein guter Mann werden wirst. Ich bitte dich nur, Tal jetzt zu helfen. Wie du schon gesagt hast, bin ich zu alt und zu gebrochen. Ich kann nur hoffen, dass wir den Schleier retten werden und nichts Böses über eines unserer Völker kommen wird. Komm jetzt, Bennem. Es ist Zeit, schlafen zu gehen.“
    „Ich werde nach ein wenig Schlaf aufbrechen“, sagte Milla. „Wenn Gill mich noch immer führen wird.“
    Tal sah sie an. Bei den Reden über den Schleier und die Schlüsselsteine hatte er Milla und ihren Wunsch, zum Eis zurückzukehren, vergessen. Doch jetzt fiel ihm nichts ein, das sie davon abhalten könnte. Außerdem sagte ihm etwas weit hinten in seinem Kopf, dass sie die Hilfe der Eiscarls noch brauchen würden, wenn er es auch ungern zugab.
    „Wir könnten deine Hilfe am Turm gut gebrauchen“, sagte Tal. Er dachte verzweifelt über etwas nach, das Milla überzeugen würde, hier zu bleiben. „Das könnte wichtiger sein, als den Cronen Bericht zu erstatten.“
    „Nein“, sagte Milla sehr bestimmt.
    „Was ist, wenn…“, sagte Tal und zermarterte sich das Hirn. Es war sein Fehler, dass Milla ihren natürlichen Schatten verloren hatte. Wenn sie von ihren Leuten bestraft wurde – oder wenn sie sich später selbst bestrafen würde – wäre das beinahe so, als hätte er sie selbst getötet.
    „Was ist, wenn die Cronen mehr wissen wollen?“, sagte Tal in einer plötzlichen Eingebung. „Ich meine, sie können doch miteinander in ihren Köpfen reden oder so ähnlich, stimmt’s? Wenn also eine von ihnen hierher kommen will, dann musst du sie führen.“
    „Ich kann anderen den Weg erklären“, sagte Milla. „Wenn eine Crone kommt, wird sie Schildjungfrauen auswählen, die sie führen und beschützen werden. Ich bin keine Schildjungfrau.“
    Nur Tal hatte das leichte Schwanken in Millas Stimme bemerkt, als sie „Ich bin keine Schildjungfrau“ gesagt hatte. Einen Augenblick dachte er, er hätte es sich eingebildet. Doch es war da gewesen: Das erste und einzige Zeichen dafür, dass Milla beinahe die Kontrolle über sich verloren hatte. Es war fast so, als hätte er sie weinen sehen – etwas, was sie nicht einmal getan hatte, als sie von einem Merwin furchtbar verletzt worden war.
    „Ich glaube nicht, dass wir jemanden ins Schloss einladen sollten“, sagte Jarnil nervös. „Ich bin mir zwar sicher, dass Milla und ihr Volk nur die besten Absichten haben, aber die Sorge um den Schleier sollte doch besser uns allein überlassen bleiben.“
    Milla sah zuerst ihn und dann den Rest der jämmerlichen, kleinen Versammlung an. Da war Jarnil, ein alter Mann und wie er selbst sagte, gebrochen vom Saal der Albträume. Da war Ebbitt, der zwar eine Macht darstellte, mit der man rechnen musste, auf die man sich aber nicht verlassen konnte. Da war Bennem, der wie ein starker Krieger aussah, aber ein permanenter Schlafwandler war, gefangen in seinem eigenen Kopf. Da war Tal, den sie einerseits für das hasste, was er ihr angetan hatte, dem sie aber näher stand als irgendjemandem sonst. Ein fremder Bruder, dessen Handlungen weder vorhersehbar noch leicht verständlich waren. Da war Crow, über den sie nur wenig wusste, abgesehen von seiner Bitterkeit und dem brennenden Hass, der ihn sowohl als Freund als auch als Feind eine Gefahr sein ließ. Und da waren die anderen vier Freivölkler, entschlossen und zu allem bereit, aber nur schlecht als Kämpfer ausgebildet.
    Zusammen genommen waren sie kaum ein Aufgebot gegen das Monster Sushin, seine Garde, Fashnek und wer weiß wie viele Geistschatten.
    „Ich glaube, dass Ihr die wahre Stärke und Natur des Feindes nicht kennt“, sagte Milla zu Jarnil. „Die Cronen werden darüber entscheiden, was die Eiscarls unternehmen müssen. Immerhin war es nicht nur Euer Ramellan, der vor langer Zeit die Aenirer besiegte. Es war auch unsere Danir. Ihr solltet Euch nicht vor unserer Hilfe fürchten.“
    Und doch würden sie sie fürchten, das wusste Milla. Und vielleicht fürchteten sie sie zu Recht. Sie war sich keineswegs sicher, was die Cronen tun würden, wenn sie von freien Schatten und den offenen Schlüsselsteinen im Schloss hörten.
    Sie würden jede Schildjungfrau, jeden Schwert-Thanen und alle verfügbaren Jäger zum Ruinenschiff beordern. Ein großes Heer aus Eiscarls würde gebildet werden, mit einem Ziel:
    Die Kontrolle über das Schloss zu erlangen und alle

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